Human Fortress : Lord Of Earth and
Heavens Heir
Epischer,
leicht progressiver Heavy Metal ist ja eigentlich eher eine Domäne der Amis,
aber auch diese deutsch-griechische Formation kann mich auf ihrem Erstling voll
überzeugen. Melodiöser, abwechslungsreicher Stahl, der mich sowohl an die alten
(Gitarrenarbeit!) als auch die aktuellen (dezente, zu keinem Zeitpunkt
aufdringliche Keyboard-Einsätze) Kamelot erinnert, ist auf der von Helloween-Veteran Tommy
Newton recht ordentlich in Szene gesetzten “Lord Of Earth And Heavens Heir”
(cooler Titel!) Programm.
“Dragon’s
Lair”, bereits der zweite derart betitelte Song diese Woche (Gruß an Saxon!), eröffnet die
Scheibe recht forsch, bevor dann mit dem hymnischen “Under Black Age Toil”
(grandioser, teils Midnight-lastiger Gesang des durchgehend exzellenten wie
vielseitigen Frontmannes Jioti Parcharides) und vor allem dem
mega-bombastischen, mittlealterliche Atmosphäre verbreitenden Titeltrack gleich
die mit Abstand besten Songs aus dem Zauberhut geholt werden. Dieses für einen
Newcomer verdammt hohe Niveau kann man denn erfreulicherweise fast über die
volle Distanz durchhalten, auch wenn mit dem leicht schlafmützig umgesetzten
Ballädchen “Forgive And Forget” auch mal ein rechter Langweiler vertreten ist.
Na ja, insbesondere gegen Ende der Platte zündet man dafür mit dem erfreulich
heavy daherkommenden Stampfer “Damned to Bedlam”sowie dem schnellen, mit einem
absolut magischen Instrumentalpart ausgestatteten “Light Beyond Horizon” dann
noch mal zwei echte Kracher vor dem Herrn…
Lediglich
bei dem epischen “Amberdawn” komme ich bei der Textzeile “glory to the brave”
immer etwas ins Schmunzeln…sollte man etwa höchst subtil an eine ganz bestimmte
Käuferschicht appellieren wollen? Dabei besticht der Song durch alles andere
als Hammerfall-Trademarks – eingeleitet von einem melodiösen Gitarrenintro stellt man
hier eines Thomas Youngblood würdige Riffarbeit zur Schau, so daß besagter
Chorus im Vergleich schon fast unspektakulär wirkt.
Alles in
allem ist “Lord Of Earth…”, das zudem von einem wunderschönen Fantasy-Artwork
gekrönt wird, eines der stärksten deutschen Metal-Debüts der letzten Jahre und
die Band Human Fortress einer der hellsten Lichtblicke einer zunehmend
gesichtsloseren Szene, die immer noch viel zu sehr von Melodic-Allerweltsware
geprägt wird. Sollte man somit auf jeden Fall mal im Auge behalten...
(c)2001, Ernst Zeisberger