Iced Earth: Horror Show

Wer hätte das gedacht? Dass Iced Earth mittlerweile zu den beliebtesten und erfolgreichsten „reinen“ Metalbands überhaupt gehören, konnte man nach den mit Klassikerstatus behafteten Werken wie „Iced Earth“ (1990) und „Night Of The Stormrider“ (1991) kaum erwarten. Doch spätestens mit dem vor drei Jahren veröffentlichten „Something Wicked This Way Comes“ schaffte man den Durchbruch und stand danach auf den ganz großen Bühnen der Welt. Aber auch spätestens mit diesem Album ließ mein Interesse erstaunlicherweise nach und ich war das erste Mal von einem Schaffer-Werk enttäuscht. Nun hat das lange Warten (?) ein Ende und „Horror Show“ wird auf die durstende Fanschar losgelassen. Mastermind und Gitarrist Jon Schaffer hat sich darauf die bekanntesten (und erschreckendsten) Horrorgestalten vorgenommen und um dieses lose (Text-)Konzept das Album gebastelt. So kommen „Jack“ (natürlich „the Ripper“) , „Jeckyl & Hyde“ und selbstverständlich „Dracula“ und „Frankenstein“ zu Iced Earth’scher Vertonungsehre.

Dennoch ist auf der 2001er-Version der vereisten Erde nicht alles Gold, was glänzt: „Horror Show“ wird sich zwar tierisch gut verkaufen und auch den Status der Band weiter ausbauen, ich persönlich ziehe mittlerweile ganz eindeutig die alten Alben vor. Neues oder gar innovatives sucht man vergeblich auf „Horror Show“. Okay: eigentlich bin ich ja alles andere als ein Verfechter des Neuen oder gar Innovativen in „meiner“ Musik (geht meist einher mit musikalischer Uninspiriertheit und zwangsläufig einem Verlassen des geheiligten Metalbereiches), jedoch hätten ein paar mehr Kracher dem Album nicht geschadet. Der Anfang von „Damien“ erinnert zwar wirklich an alte Horrorsoundtracks, das rasende „Jack“ (trotz schwachem Refrain) ist ebenfalls einer der Höhepunkte der Scheibe und auch das mit erschreckenden Stimmeffekten versehene (unbedingt unter dem Kopfhörer ausprobieren!)  „Jeckyl & Hyde“ kann überzeugen – der Rest ist zwar nicht gerade schwachbrüstig zu nennen, lässt aber den enormen Biss vermissen, der die Band früher ausgemacht hat. Auch die bekannten „Galoppelriffs“ von Schaffer kommen nicht mal ansatzweise so druckvoll wie noch vor wenigen Jahren. Schade, aber Iced Earth können’s (konnten's?) definitiv besser!


(c)2001, Michael Kohsiek

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