Iced Earth : Dark Genesis (Box)
Man muß
nicht Einstein heißen, um den Zweck dieses Releases zu begreifen – Iced Earths alter
Plattenvertrag läuft aus, das lukrative Weihnachtsgeschäft steht vor der Tür, und
ein bißchen Extraschotter in der Tasche macht sich nie schlecht. Dafür ist die
vorliegende 5-CD-Box erstaunlicherweise aber alles andere als ein schneller Cash-in
geworden. Im Gegenteil – man hat sich aufmachungs- (edles Großformat-Booklet
mit Bandhistory, zahlreichen Pics, neuen Coverartworks u.ä.) wie
inhaltstechnisch alle Mühe gegeben, für “value for money” zu sorgen.
Da hätten
wir zunächst die ersten drei Iced Earth-Alben, allesamt Meilensteine
des US-Power Metals, in soundtechnisch mächtig aufpolierten Versionen.
Tonmeister Jim Morris, verantwortlich für Remix und Remastering, hat hier ganze
Arbeit geleistet – insbesondere der “Stormrider” galloppiert in ungekannter
Power aus den Boxen, daß es fast an den “Alive In Athens”-Meilenstein erinnert.
Auch im Gesangsbereich kommen eine ganze Menge Feinheiten zum Vorschein, von
denen die (alles andere als schlecht produzierten!) Originalversionen nur
träumen konnten.
Nette
Beigaben: das erste Demo “Enter The Realm”, das allerdings seit der “Days Of
Purgatory”-Compilation längst nichts Exklusives mehr bieten kann, mal abgesehen
von dem Song “Winter Nights” mit Ur-Frontmann Gene Adam. Außerdem eine ganz
unterhaltsame Cover-CD namens “Tribute To The Gods”, dessen schon x-mal
verwendeter Titel allerdings schon die Einfallslosigkeit der Songauswahl
andeutet: Iron Maiden – “The Number Of The Beast” oder “Hallowed Be Thy Name” (wollte man
nicht eigentlich mal das längst nicht so abgedroschene “To Tame A Land”
verwursten?), AC/DC – Highway To Hell”, Judas Priest – “Screaming For
Vengeance”, Black Sabbath – “Black Sabbath”, und so weiter, und so fort.
Ein paar weniger offensichtlichere Songs wären dringend zu wünschen gewesen. Wobei
das Resultat, typisch für diese Art Album, eher wechselhaft ist – die Maiden- und Priest-Songs
beispielsweise sind mehr als OK ausgefallen, und die beiden Kiss-Songs gefallen
sogar einem eingeschworenen Simmons-Verächter wie mir, aber AC/DC-Songs sollte sich
Mr. Schaffer künftig aus dem Kopf schlagen.
Alles in
allem wohl eher für Iced Earth-Einsteiger ideal – Alt-Fans wird hier wenig
geboten, was man nicht schon x-mal im Schrank stehen hat (dies ist ja beileibe
nicht der erste digitale Rückblick auf die frühen Jahre der Florida-Legende).
Wen nur die Cover-CD so richtig interessiert – selbige soll nächstes Frühjahr
auch seperat im Laden stehen. Machen wir’s kurz: Ihr wißt, was drin ist –
entscheidet selbst, ob Ihr das braucht. Der Inhalt ist jedenfalls über jeden
Zweifel erhaben.
(c)2001, Ernst Zeisberger