King Diamond: Voodoo

Manchmal glaube ich, dass der King ein ernstes psychisches Problem hat. Zumindest hat man diesen Eindruck, wenn man seine abgedrehten Gesangsmelodien und Soundkollagen hört. Entweder man liebt ihn oder man hasst ihn, das war schon zu Mercyful Fate-Zeiten so und so wird es immer sein. Musikalisch jedoch ist auch das neueste King Diamond-Opus über alle Zweifel erhaben, ein atmospärisches Intro ("Louisian Darkness") leitet ein weiteres Meisterwerk des Heavy-Metals ein, bei dem besonders die unglaublich geniale Gitarrenarbeit von Meister Andy LaRoque hervorsticht. "The Graveyard" war schon eines der besten Alben '96, "Voodoo" ist da sogar noch einen Tacken besser und setzt dem ganzen die Krone auf, da jetzt vollends auf Abwechslung gesetzt wurde und die Höhepunkte aller bisherigen Diamond-Alben zusammengefasst wurden. Gesanglich ist der King wieder mal an sämtliche Grenzen gestossen, mittlerweile beängstigend perfekt beherrscht er wirklich jede Tonhöhe. Höhepunkte sind reichlich vorhanden die LaRoque-Komposition "A Secret" beispielsweise, die Gitarrenmässig ein wenig an Death (!) erinnert (kein Wunder, spielte LaRoque doch kurzzeitig bei Chuck und Co.), oder das geile "Sending Of Death". Der Titeltrack ist ebenfalls phänomenal oder "Life After Death", das mit wundervollen Gesangsmelodien experimentiert. Überhaupt ist die Musik nicht nur abwechslungsreicher sondern auch härter und melodischer geworden. Leider liegen mir noch keinerlei Texte vor, von daher kann ich noch nichts zum textlichen Konzept der Scheibe sagen, nur dass dieses Mal niemand stirbt (wie der King im Interview im aktuellen "Deftone"-Magazin sagte...). Fans von originellem Heavy-Metal mit progressiv-verschachtelten Songaufbauten und packendster Gitarrenarbeit wissen hoffentlich, was zu tun ist. Trotzdem bleiben "Them" und "Conspiracy" unerreicht, wenngleich "The Eye" und "Spider's Lullabye" locker übertroffen werden.

 

(c) 1998, Michael Kohsiek

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