King Diamond : House Of God
Der König ist zurück. Obwohl, weg war er ja eigentlich nie. War er doch auch während der 90er eine sichere Bank für Fans des düsteren, traditionellen Metals, und so müssen wir auch heute noch auf eine auch nur ansatzweise schwache Scheibe aus seiner Feder warten - sei es mit Mercyful Fate oder seiner Solo-Band. "House Of God", des Kings neuester Streich, macht da selbstredend keine Ausnahme. Im Gegentum - insbesondere seine alten Fans dürfen sich auf eines der besten königlichen Alben überhaupt freuen, das sich zudem wesentlich stärker an Kings 80er-Alben wie "Abigail" oder "Them" anlehnt als an den eher experimentellen (aber nicht minder fantastischen) Vorgänger "Voodoo".
Den größten Unterschied zu den letzten Alben macht wohl Gitarrist Andy LaRocque aus, der sich mit seinem Klampfenkollegen Glen Drover (auch bekannt von den Power-Metallern Eidolon) auf "House Of God" austoben darf wie lange nicht mehr. Hymnenhafte Melodien, harte Riffs, herrlich intensive Soli - der Mann hat's einfach drauf, deswegen hat der King ihm zum Abschluß auch ein wahnsinnig melodisches Instrumental namens "Peace Of Mind" (in der Tat...) gegönnt. Dabei kommt ihm auch die glasklare, superfette Produktion zugute, die die durchgehend etwas progressiver ausgefallenen Songs mit Leichtigkeit durch die Gehörgänge pustet, wo sich dann insbesondere die Hits "Just A Shadow", "The Trees Have Eyes" und "Help!" (wer jetzt ein Beatles-Cover erwartet, dem kann ich zumindest nicht mehr helfen...) in Rekordzeit festsetzen. Etwas länger brauchen die absoluten Highlights der Scheibe, namentlich der grandiose, mit mächtigen Orgelsounds und megahymnischen Riffs versehene Titeltrack, das extrem finstere "Passage To Hell/Catacomb" sowie das finale Epos "This Place Is Terrible". Aber wie es bei King Diamond-Soloalben seit "Abigail" üblich ist, macht es ohnehin wenig Sinn, einzelne Tracks besonders hervorzuheben - schließlich bildet die komplette Platte wie immer eine dieser Horror-Konzeptstories des Kings, die auch diesmal wieder extrem stimmungsvoll ausgefallen ist und eine dunkle Atmosphäre kreiert, von der die meisten Black Metaller auch weiterhin nur träumen können. (Die Wiedergabe der Story spare ich mir hier trotzdem - gibt's eh bald in allen Magazinen zu lesen...)
Neueinsteigern würde ich allerdings eher zunächst zur letzten Mercyful Fate, "9", raten, da sich auf dieser die eingängigeren Songs befinden und des Kings Gesang wesentlich zugänglicher ist (hier dagegen jubiliert der Mann teilweise wieder in den höchsten Tönen...). Königskenner dagegen können mit "House Of God" nichts falsch machen. Pflichtkauf!
(c)2000, Ernst Zeisberger