Nevermore : Dead Heart In A Dead World

Ich komme mir ja schon fast langweilig dabei vor, ins allgemeine Gejubel einzufallen, aber was will man machen? Die neue Nevermore ist halt schlicht und einfach perfekt. Ein Lehrstück modern klingenden Power Metals, das mit Ausnahme der gigantischen "In Memory"-EP (wird wohl bis in alle Ewigkeit ungeschlagen bleiben...) aus dem Jahre 1996 wirklich ALLES an die Wand spielt, was Warrel Dane der Metal-Gemeinde nach seinem Sanctuary-Meilenstein "Into The Mirror Black" dargeboten hat.

Dabei hatte ich anfangs ganz und gar kein gutes Gefühl bei der Sache - war mir doch das Vorgängeralbum "Dreaming Neon Black" entschieden zu depressiv und eintönig erschienen. Doch sobald der Opener "Narcosynthesis" (wie meinen?) über den Zuhörer hereinbricht, sind sämtliche Zweifel verflogen. Hammerharte Stakkato-Riffs, die von Ex-Sabbat-Klampfer Andy Sneap tonnenschwer in Szene gesetzt wurden. Warrels Gesang in Hochform. Dann ein Gänsehaut-Chorus, der die gesamte letzte CD endgültig zu Lückenfüllern degradiert. "Turn my blood to sand./Lives fall through the hourglass and grow cold./What are you searching for?/Turn my dirt to gold/Time the healer, the great concealer/ Please salvage my soul." YESSSS!!!!! Mehr davon!

"We Disintegrate" legt dann gleich ordentlich Holz nach - in den Strophen hören wir hier wohl Warrels extremste Gesangsleistung seit seligen "Refuge Denied"-Zeiten, bevor mit "Inside Four Walls" eine weitere klassische Nevermore-Midtempo-Hymne folgt, die auch ganz wunderbar auf dem selbstbetitelten Debüt Platz gefunden hätte. Und zu meiner großen Freude, die riesigen Chorusse sind endlich zurück.

Dies alles kulminiert schließlich in meinem persönlichen Album-Fave, dem getragenen "The Heart Collector", wohl der gefühlvollste Metalsong des Jahres und das i-Tüpfelchen auf einem eh schon überragenden Album.Wer hier nicht mitgerissen wird, muß doch tot, ein Roboter oder ein Rapper sein (In allen drei Fällen spreche ich hoffentlich keine SACRED METAL-Leser an...).

Im krassen Gegensatz dazu "The Sound Of Silence", eine Coverversion der alten Thrash-Legende Simon & Garfunkel. Naja, so hört's sich wenigstens an...ich habe das Original seit Jahren nicht mehr zu hören bekommen, aber in meiner Erinnerung tönte es LEICHT anders als das Thrash-Inferno, das die mittlerweile wieder im originalen Vierer-Line-Up auftretende Seattle-Truppe daraus gemacht hat. Wie auch immer, zum Abschluß gibt's mit den drei epochalen Nicht-von-dieser-Welt-Songs "Insignificant", "Believe In Nothing" sowie dem von einem wunderschönen Akustik-Part eingeleiteten Titelsong nochmal Höhepunkte bis zum Abwinken. Ach, eigentlich könnte ich mich jetzt hier über jedes Stück einzeln auslassen, aber die Zeit zum Lesen verbringt Ihr eigentlich viel besser damit, zum nächsten Plattenladen zu spurten und dieses Meisterwerk, das ich mal mindestens zu meinen bisherigen Top 3 des Jahres zähle, abzugreifen. Deswegen halte ich jetzt auch die Klappe.

(c)2000, Ernst Zeisberger 1