Nightwish : Wishmaster

Drittes Album der finnischen Opern-Metaller. Und allzuviel hat sich seit dem erfolgreichen Vorgänger "Oceanborn" ehrlich gesagt nicht getan. Gut, das exzessive Keyboard-Gedudel der zweiten Scheibe wurde aufs Wesentliche reduziert, so daß die (eh völlig deplazierten) Stratovarius-Vergleiche jetzt hoffentlich der Vergangenheit angehören, aber ansonsten fährt die Band im wesentlichen auf der "Oceanborn"-Schiene weiter. Für meinen Geschmack streckenweise sogar etwas zu sehr, so etwa in "Wanderlust" oder dem schnellen "Crownless". Ebenso ist die schöne Ballade "Two For Tragedy" fast ein genauer Abklatsch des besseren "Swanheart" vom Vorgängeralbum (Nebenbei wirken beide Lieder auf mich, als wären sie direkt für den Soundtrack eines hypothetischen "Titanic II" (Auf der Suche nach DiCaprios Wasserleiche...) geschrieben worden). Um's klar zu machen, alle drei Songs sind alles andere als schlecht - im Gegenteil sogar. Jedoch klopft für mich schon das Problem einer jeden Band, die durch ein ungewöhnliches Gimmick bekannt wird (wie auch z.B. das Orchester bei Therion), leise an: die sensationelle Neuigkeit (in diesem Falle der Operngesang) ist keine solche mehr, und nun wird die Band einzig und alleine durch ihr Songwriting überzeugen müssen.

Zum Glück gibt's auf "Wishmaster" einiges Positives in dieser Abteilung zu verzeichnen, sei es die überragende Bombasthymne "Wishmaster" mit lyrischer Widmung an Fantasy-Großmeister J.R.R. Tolkien, die bei Konzerten in Zukunft ähnlich bejubelt werden dürfte wie weiland Therions "To Mega Therion"; das mit ungewöhnlichen Chören ausgestattete "The Kinslayer" oder das überlange, dreiteilige "FantasMic". Und ein paar "Hitsingles" fallen trotz alles Meckerns meinerseits natürlich auch ab - aber ein völlig untypischer Song wie "Lapland" vom Debüt täte der Truppe mal wieder gut. Denn trotz allem ist diese Scheibe in erster Linie "Oceanborn, Part II". Mit Leichtigkeit genug, um mich als überzeugten Fan zu behalten, aber zumindest meinen CD-Player wird dieses Album im Gegensatz zu den ersten zwei Platten wohl nicht lange dominieren können.

(c)2000, Ernst Zeisberger

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