Seventh Seal : The Black Dragon’s Eyes

Hier haben wir mal wieder einen lupenreinen Verfechter für den Spruch “don’t judge a book by its cover”! Nicht nur das ziemlich üble Frontcover, das aussieht wie aus mindestens drei verschiedenen Fantasy-Magazinen zusammengeschnippelt, nein, auch der Infozettel hatte mir im Vorfeld schon fast jede Lust auf die vorliegende Scheibe genommen: die Italiener spielten “Power/Epic/Symphonic Metal” in der Tradition von Landsleuten wie Rhapsody oder Labyrinth und seien ein gefundenes Fressen für die Strato-Fraktion, heißt es da. Schon Review weggeklickt?

Nein? Gut so, denn vergeßt nun bitte den ganzen Unsinn – das Quintett um Frontfrau Chiara Luci zockt schlicht und ergreifend mitreißenden, oldschooligen Heavy Metal, der völlig ohne Keyboards, dafür aber mit fantastischen, an Riot zu “Thundersteel”-Zeiten erinnernden Gitarrenläufen über den Brenner kommt! Tracks wie der goile Opener “The Ways Of The World”, das wieselflinke “Only A Dream” oder das hymnische “Living For Honour” spielen sich mit Rekordzeit ins Metallerherz und dürften eigentlich für jeden Metaller etwas sein, der neben den bereits erwähnten Riot auch die frühen Platten von Iron Maiden, Running Wild oder Keeper-Ära-Helloween in ebenjenes geschlossen hat. Lediglich auf das Blind Guardian-mäßige Akustikballädchen “Nightly Rainbow” hätte ich vielleicht verzichten können – sowas haben die Krefelder dann doch besser drauf!

Zum Schluß wird noch zweimal gecovert: “I’m Alive” von Altmeister Hansen hat man sich recht gelungen vorgenommen, und auch Riots “Thundersteel” soll zu neuen Ehren kommen. Schreibt zumindest Info und Backcover – der Song, der einem dann aber entgegentönt, ist einwandfrei Metal Church’s “Flee From Reality”. Ist das ein Test, oder was? Da müßt Ihr bei uns schon früher aufstehen! ;-) Na ja, Mike Howes gigantisches Niveau erreicht Frau Luci dann doch nicht, alles in allem sind ihre rauhen Metalvocals allerdings völlig in Ordnung.

Fazit: Feines Debüt, wenn auch noch kein Überhammer. Grundehrlicher HM, den unsere Leserschaft unbedingt mal anchecken sollte.

(c)2003, Ernst Zeisberger

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