Sinner : There Will Be Execution
Sinner sind zweifelsohne
eins der Urgesteine der deutsche Metal-Szene. Schon’ne halbe Ewigkeit dabei,
aber irgendwie haben sie’s (meistens) geschafft, daß ihre Alben eher “zeitlos”
als “steinalt” klingen. Auf der anderen Seite neigt Namensgeber Mat (vor allem,
seit seine zweite Band Primal Fear so richtig durchgestartet
ist) auch gerne mal dazu, seine Scheiben mit dem einen oder anderen eher nicht
so zwingenden Füller vollzustopfen. War “The Nature Of Evil” noch ein durch und
durch gelungenes, ausgefeiltes Metalwerk der Extraklasse, so kann ich mich beim
belanglosen Nachfolger ungelogen an keinen einzigen Song erinnern.
Was bringt
uns also nun “There Will Be Execution”? Das Album, mit dem ich ob des Erfolges
von Primal Fear eigentlich gar nicht mehr gerechnet hatte (und für das sogar der
frühere Sinner-Weggefährte und heutige Saxon-Fellgerber Fritz Randow ins
Boot zurückgekehrt ist)? Heavier ist man wieder geworden, die explosive
Gitarrenarbeit des Duos Naumann/Wolter ist zweifelsohne das Beste hier.
Letztgenannter war immerhin mal hauptamtlicher Riffschmied bei Ted Bullet und
seinen Donnerköpfen, und diesen Einfluß hört man High-Speed-Krachern wie dem
Opener “Higher Level Of Violence” oder dem enorm Thunderhead-lastigen “Requiem
For A Sinner”, das mitnichten einen Totengesang für diese Band darstellt,
sondern volle Pulle nach vorne wegbrettert, daß es nur so eine Freude ist, denn
auch überdeutlich an. Was auch den entscheidenden Unterschied (außer Mat’s
Vocals natürlich ;-)) zu den Chartstürmern von Primal Fear darstellt – derart
bodenständig-dreckig kommen uns die Priest-Jünger eher selten
dahergerifft.
Ganz ohne
tropfenden Wermut läuft das Ganza aber auch diesmal nicht über die Bühne –
sprich, nach verheißungsvollem Start folgt auch mal wieder der ein oder andere
Track, den Mat wohl auch im Schlaf hätte schreiben können. Zum Glück dreht man
gegen Ende noch mal etwas auf: mit dem mal wieder etwas an AOR-lastigere Tage
erinnernden Ohrwurm “The River” (exzellenter Chorus!) sowie dem recht schönen
Akustikballädchen “Crown Of Thorns” endet das Album auf einer versöhnlichen
Note. (Es sei denn, man hat die Erstauflage erwischt – auf selbiger sind nämlich
noch das recht goile Metallica-Cover “Wherever I May Roam”
und zwei eher entbehrliche Eigenremakes vom “Bottom Line”-Album zu finden)
Sprich: Sinner bleiben sich auch
diesmal absolut treu. Sehr solider, leidenschaftlich gezockter German Metal,
der den unspektakulären Vorgänger problemlos an die Wand bläst, mich aber
trotzdem nicht unbedingt zu Jubelstürmen hinzureißen vermag. Kann man haben.
(c)2003, Ernst Zeisberger