Shadow Keep : Corruption Within

Hm, ein bißchen mehr hätte ich mir von den Briten schon erhofft. Nicht, daß "Corruption Within" schlecht wäre - nein, auch mit ihrem ersten vollständigen Album bleiben Shadow Keep DER Hoffnungsträger einer ansonsten leider fast nichtexistenten, arg trendverseuchten englischen Szene. Aber rein quantitativ muß ich schon etwas meckern - gerade einmal fünf neue Songs haben unsere britischen Helden zustande bekommen, zusätzlich sind sämtliche (!) Tracks der fantastischen, eigenvertriebenen EP abermals in Versionen vertreten, die dem Original so sehr ähneln, daß ich schon fast vermute, daß sie 1 : 1 von besagtem Meisterstück übernommen wurden. Die Produktion, man erinnere sich, lag schließlich auch damals schon in den höchst kompetenten Händen von Karl Groom, der interessierten Prog-Metallern eigentlich von Threshold ein Begriff sein sollte. Für EP-Käufer gibt's also nicht gerade ein Überangebot an neuem Stoff, auch wenn man sich als "Secret" Track (der stolz - Hilfe Logik-Alarm! - auf einem Sticker angepriesen wird...) abschließend noch am besten Song vom besten Queensryche-Release aller Zeiten vergreift.

Tja, aber für alle, die die Band noch nicht vorher kennen- und schätzen gelernt hatten, ist "Corruption Within" natürlich uneingeschränkt zu empfehlen. Sanctuary gibt's nicht mehr? Queensryche oder Crimson Glory sind auch nicht mehr, was sie mal waren? Null Problemo, Shadow Keep schaffen Abhilfe. Das alles überragende "Dark Tower", für das Jon Drenning heute wohl töten würde, stellt zum zweiten Male den Opener dar und zerstört sämtliches Crimson Glory-Material nach "Transcendence" in einer Rekordzeit von viereinhalb Minuten. Insbesondere der belgische Sänger Rogue M., der auf den Fotos sowohl kleidungs- als auch gesichtsfarbentechnisch wie ein naher Verwandter von Graf Dracula rüberkommt, hat sicher alle seine Midnight-, Dane- oder Tate-Platten bis zum Abwinken totgedudelt (Gut, das habe ich auch. Aber der Mann kann dann auch so singen. Ich nicht. ;-)).

Daran ändert sich denn auch in der nächsten Stunde ganz und gar nichts. Auch die neuen Tracks wie der Titelsong oder das grandiose "Mark Of The Usurper" können erfreulicherweise den Standard der EP-Songs im wesentlichen halten (auch wenn ich oben erwähntes "Dark Tower", das epische "Murder" oder den Hit "Altar Of Madness" noch immer für die Paradesongs der Band halte). Insgesamt also ein sehr feines Debüt, das mir Anlaß zur Hoffnung auf Großes gibt. Diese Band hat definitiv Zukunft - wollen wir hoffen, daß sie ihre heimische Szene etwas mitreißen kann.

(c)2000, Ernst Zeisberger 1