White Skull : Public Glory, Secret Agony
Im Süden nichts Neues. Die Italiener um Frontlady Federica bleiben auch mit ihrem vierten Full-Length-Album weiterhin der reinste Stahllieferant, den die sonst arg klassikorientierte Stiefelrepublik so zu bieten hat. Klar, einen Keyboarder hört man hie und da auf der Scheibe auch, aber im wesentlichen regieren die Gitarren, was für die südländische Antwort auf die Teutonenkrieger von Grave Digger ja auch nur standesgemäß ist.
Kündete das letzte Album noch von Nordmännern und Nibelungen, so hat sich die Band diesmal die eigene Geschichte vorgenommen - auf geht's zu Caesaren, Legionen und Eroberungen. (Das kleine, uns allen wohlbekannte gallische Dorf verschweigen uns die Römer natürlich. Typischer Lokalpatriotismus. ;-)) Historische Korrektheit im "Tunes Of War"-Stile braucht allerdings niemand zu erwarten - spätestens, als White Skull "Ägypten und die Aliens", speziell den Emmerich-Schinken "Stargate", einflechten, dürfte das auch dem eifrigsten Geschichtsstunden-Schwänzer klar werden. Das berüchtigte Baumschul-Englisch konnte leider auch noch nicht ad acta gelegt werden, was die ganze Konzept-Sache für mich leider völlig unwirksam macht - aber was soll's, solange die Band weiterhin Hits wie "The Roman Empire", das schnelle "Valley Of The Sun", den hymnischen, keylastigen Kracher "Cleopathra" oder das abschließende "Time For Glory" aus den Fingern saugt und Federica sich in bewährter Boltendahl-Manier die Seele aus dem Leib schreit. Daß sie's auch melodischer draufhat, zeigt dann die schöne Ballade "The Field Of Peace", wohl der stärkste ruhige Moment der Band seit seligen Debützeiten, das Stormwitch-Cover auf der "Asgard"-EP mal ausgenommen. Zwei Ausfälle gibt's allerdings auch, die an sich sehr ordentlichen, Grave Digger-lastigen "High Treason" und "Anubis The Jackal" werden leider durch flunderflache Refrains, die dann auch noch ohne Ende wiederholt werden, ins 08/15-Tralala-Lager katapultiert, das die Band ansonsten so treffsicher umschiffen konnte.
Aber auch mit diesen Einschränkungen ist "Public Glory..." wieder ein empfehlenwertes Album geworden, auch wenn man mit dem stärkeren Vorgänger nicht immer ganz mithalten kann. Kein Klassiker, aber mit Sicherheit eine Scheibe, die man als Fan ehrlichen Heavy Metals auf keinen Fall verpassen sollte.
(c)2000, Ernst Zeisberger