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Exodus : Tempo Of The Damned

Un-glaub-lich! Diese Band hatte ich nun wirklich als allerletzte auf der Rechnung, wenn es darum ging, wer uns den nächsten echten Thrash Metal-Böller präsentieren würde! Denn seine wir mal ehrlich: wann waren Exodus zuletzt wirklich gut? Wacken '02? Da präsentierte uns das Bay Area-Quintett zwar neues Material, das allerdings reichlich halbgar im Fahrwasser der Machine Heads dieser Welt mitschwamm. "Force Of Habit"? Ein armseliger (und mißlungener) Versuch, im Stile der "schwarzen" Metallica Hitparaden-Luft zu schnuppern. "Impact Is Imminent"? Belanglose Ansammlung von Allerweltsriffs.

Gut, zwischendurch konnte man mit dem mittlerweile leider verstorbenen Original-Shouter Paul Baloff ein kurzes Zwischenhoch feiern, das allerdings komplett auf Frühzeit-Material beruhte, aber das ist auch schon wieder sechs Jährchen her. Um so erfreulicher, daß Exodus nun das Jahr 2004 mit einem Donnerschlag sondersgleichen einläuten! "Scar Spangled Banner" (take that, Iced Earth!) heißt er, der grandiose Opener, der ziemlich riffgewaltig sofort jegliche verbliebenen Zweifel hinwegbläst, und das noch mal 'ne ganze Ecke rasantere, bereits als Single ausgekoppelte Speed-Geschoß "War Is My Sheppard" legt noch mal ordentlich Briketts nach! Da schwingt die Matte fast von allein, da findet auch die gute alte Luftgitarre mal wieder den Weg aus ihrem Luft-Case! Und was klingt der olle Zetro hier auf einmal aggressiv - hat der vorher 'ne Tüte Nägel verspeist?

Grooviger wird's mit dem hitverdächtigen "Black List". Der tonnenschwere Midtempobrocken (ausgezeichneter Sound nebenbei, mal wieder dank dem bewährten Andy Sneap (ex-Sabbat) am Regler!) glänzt vor allem durch einen sofort ins Ohr gehenden Chorus als auch durch den megacool geschnodderten Gesang von Zetro - beinahe schon der Bon Scott des Thrash! Diese Art von Song, die u.a. mit den ebenfalls hervorragenden "Sealed With A Fist" oder "Throwing Down" auch im weiteren noch öfters vertreten ist, erinnert noch am ehesten an das "Fabulous Disaster"-Drittwerk, weiß aber deutlich mehr Arsch zu treten als ebenjenes. Wogegen die speedigeren Beiträge einerseits (der mit göttlichen Riffs ohne Ende losbretternde Titeltrack oder das Remake des Klassikers "Impaler") schon an die ganz alten Zeiten gemahnen, andererseits aber schon etwas moderner daherkommen ("Culling The Herd" beispielsweise hat schon ein wenig von (den erträglichen) Pantera abbekommen). Dabei aber stets irgendwie typisch "Exodus" bleiben - Trendkacke sucht man hier vergeblich!

Alles in allem: stärkstes Thrash-Album seit Testaments "The Gathering" und Kreators "Violent Revolution". Braucht jeder auch nur halbwegs interessierte Oldschool-Banger heute mehr denn je.

(c)2003, Ernst Zeisberger