Ist im Heavy Metal schon alles gesagt?

Schreibt euch die Finger wund über das große Thema "Metal" - über neue Platten, neue Bands, Konzerte etc.

Moderator: Loomis

Re: Ist im Heavy Metal schon alles gesagt?

Beitragvon Raf Blutaxt » 17. Juni 2011, 15:23

Ulle hat geschrieben:
GordonOverkill hat geschrieben:Ne, ich glaub das nicht... zumindest ist es für mich persönlich nicht so. Um mal ne kleine Reihe zu nennen, "Wargods of Metal" von Sacred Steel, "A Hell of a Knight" von Ritual Steel, "Down among the Deadmen" und "Traveller" von Slough Feg, "The Curse of Twisted Tower" von Twisted Tower Dire, "The Apparation" von Metal Inquisitor, "Bound by Metal" von Wizard, "Resound the Horn" von Doomsword, "Glory to the Brave" von Hammerfall, "Return of the Warrior" von Ironsword, "Return of the Snow Giant" von Overlorde, die Selbstbetitelte von Stormwarrior, das sind alles Alben neueren Datums, die für mich in sich perfekt und absolut notwendig sind, die ich seit ihrem Erscheinen mit großer Regelmäßigkeit auflege und die ich auch durch keine 80er Scheiben ersetzten könnte, wenn es sie von heute auf morgen nicht mehr geben würde. Kurzum, für mich sind das nicht weniger Klassiker als "Into Glory Ride", "Blood on Ice" oder "British Steel".
Was ich schon denke, ist, dass es heute sehr viel schwieriger ist, eine wirklich herausragende Scheibe aufzunehmen, weil halt eine ganze Menge schon da ist und man entsprechend stärker Gefahr läuft, bewusst oder unbewusst irgendwo einfach nur abzukupfern. Alle paar Jahre kommt dann aber doch mal wieder so ein Brett, wo ich mir denk: "Das war jetzt nötig!"
Und mal am Rande, dass die Hammerfall Scheiben bei der jungen Generation keinen Klassiker-Status genießen, halt ich für ein Gerücht. Ich treff recht regelmäßig irgendwelche Kids, die selbst die neueren Hammerfall Scheiben, denen ich nicht mehr besonders viel abgewinnen kann, total vergöttern.


Das glaube ich dir schon und es ist ja auch klasse, dass jemand die neueren Sachen genau so zu schätzen weiß wie die alten - bei mir trifft das z.B. auf keines deiner genannten Alben auch nur im Ansatz zu.

Im Eingangsposting habe ich das aber schon auch so verstanden, dass von "richtigen" Klassikern die Rede war. Nicht nur Platten, von denen weltweit 1.000 - 2.000 Stück verkauft wurden (in deinem Posting kommen wohl lediglich Sacred Steel, die erste Stormwarrior und Hammerfall drüber), sondern eben richtig "große" Alben wie "British Steel" und "Number of the Beast" und und und.
Ich glaube, wenn man hier ne Umfrage nach den persönlichen Klassikern machen würde, dann wäre "Glory to the Brave" noch nicht einmal in der Top 100.


Also um die reinen Verkaufszahlen ging es mir natürlich nicht, die kann man ja auch nur schlecht vergleichen und sie sind kein guter Maßstab für einen Klassikerstatus. Was ich meinte, sind Alben, auf die sich auch nach 30 Jahren mindestens 90% aller Metalfans einigen können, Alben, die für Fans jeden Alters wichtig sind und so ein bisschen der kleinste gemeinsame Nenner sind.
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Re: Ist im Heavy Metal schon alles gesagt?

Beitragvon Boris the Enforcer » 17. Juni 2011, 15:25

Raf Blutaxt hat geschrieben:
Boris the Enforcer hat geschrieben:Heavy Metal ist ein Zombie, dem die meiste Zeit nicht bewußt ist,
daß er schon lange abgetreten ist und es auch nicht wirklich wahrhaben will, weil
er einst so stolz und lebendig war.
Es gibt so viele tolle Songs und schöne Erinnerungen, warum soll man dies jemals
Begraben und Zurücklassen. Aber ohne Frischen Input wäre Heavy Metal heute nicht mehr als
ein nostalisches Zurückschauen. Was für viele ja bereits schon Realität ist.
So versucht der Heavy Metal von früheren Glanztaten zu zehren. Er sammelt aus den alten Elementen die
aber längst schon abgestorbenen Substanzen zusammen, um ihnen wieder Leben einzuhauchen.
Aber es wird nicht mehr daraus als ein Golem.
Diese Schöpfungen reichen niemals an die der legendären Klassiker heran.
Können Sie auch nicht, die haben keine Chance, denn ihnen fehlt der dafür nötige Pioniergeist.
Das Gefühl sich in ein neues Abenteuer zu stürzen und noch nie betretene Wege zu gehen.
Die Zukunft des Metal liegt nicht in seiner Reinkarnation, sondern wenn überhaupt bei seinen Kindern,
also der Erfindung neuer Spielformen des Metal.
Was da in den letzten 20 Jahren das Licht der Welt erblickt hat, ist aber zumindest im Geiste der
Spezies Sacred Metal Bordler eine Enttäuschung und so klammert man sich doch lieber an die Zombies.


Aus deinem Post spricht ja auch eine Menge Selbstverachtung oder generell Verachtung für den traditionell orientierten Metalfan heraus. :smile2:

Vielleicht ist aber die betonte Engstirnigkeit und gleichzeitige herabwürdigung neuer Bands im eigenen Genre das Problem.
Viele sitzen herum und fluchen auf alle Bands, die ein bisschen anders klingen und neue Dinge ausprobieren und wenn dann eine Band klingt, die genauso klingt wie 99% der eigenen Plattensammlung, dann kopieren die nur und sind lange nicht so gut wie die alten Sachen. Das ist eine Mentalität, die ich nicht verstehen kann udn für sehr problematisch halte.

Das bezog sich jetzt nicht auf dich, ist mir nur bei deinem Beitrag eingefallen. :smile2:


Selbstverachtung ist das nicht, sondern soll nur das Dilemma beschreiben, in dem sich
der traditionelle Metalfan befindet, welches wohl auch Anstoß dieses Threads war.
Genau wie Du komme ich damit zu dem Schluß, daß der Weg heraus nur der sein kann
neue metallische Wege zu Beschreiten, die es ja gibt, oder es bei Nostalgie zu belassen.
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Re: Ist im Heavy Metal schon alles gesagt?

Beitragvon Ulle » 17. Juni 2011, 15:32

Raf Blutaxt hat geschrieben:
Ulle hat geschrieben:
GordonOverkill hat geschrieben:Ne, ich glaub das nicht... zumindest ist es für mich persönlich nicht so. Um mal ne kleine Reihe zu nennen, "Wargods of Metal" von Sacred Steel, "A Hell of a Knight" von Ritual Steel, "Down among the Deadmen" und "Traveller" von Slough Feg, "The Curse of Twisted Tower" von Twisted Tower Dire, "The Apparation" von Metal Inquisitor, "Bound by Metal" von Wizard, "Resound the Horn" von Doomsword, "Glory to the Brave" von Hammerfall, "Return of the Warrior" von Ironsword, "Return of the Snow Giant" von Overlorde, die Selbstbetitelte von Stormwarrior, das sind alles Alben neueren Datums, die für mich in sich perfekt und absolut notwendig sind, die ich seit ihrem Erscheinen mit großer Regelmäßigkeit auflege und die ich auch durch keine 80er Scheiben ersetzten könnte, wenn es sie von heute auf morgen nicht mehr geben würde. Kurzum, für mich sind das nicht weniger Klassiker als "Into Glory Ride", "Blood on Ice" oder "British Steel".
Was ich schon denke, ist, dass es heute sehr viel schwieriger ist, eine wirklich herausragende Scheibe aufzunehmen, weil halt eine ganze Menge schon da ist und man entsprechend stärker Gefahr läuft, bewusst oder unbewusst irgendwo einfach nur abzukupfern. Alle paar Jahre kommt dann aber doch mal wieder so ein Brett, wo ich mir denk: "Das war jetzt nötig!"
Und mal am Rande, dass die Hammerfall Scheiben bei der jungen Generation keinen Klassiker-Status genießen, halt ich für ein Gerücht. Ich treff recht regelmäßig irgendwelche Kids, die selbst die neueren Hammerfall Scheiben, denen ich nicht mehr besonders viel abgewinnen kann, total vergöttern.


Das glaube ich dir schon und es ist ja auch klasse, dass jemand die neueren Sachen genau so zu schätzen weiß wie die alten - bei mir trifft das z.B. auf keines deiner genannten Alben auch nur im Ansatz zu.

Im Eingangsposting habe ich das aber schon auch so verstanden, dass von "richtigen" Klassikern die Rede war. Nicht nur Platten, von denen weltweit 1.000 - 2.000 Stück verkauft wurden (in deinem Posting kommen wohl lediglich Sacred Steel, die erste Stormwarrior und Hammerfall drüber), sondern eben richtig "große" Alben wie "British Steel" und "Number of the Beast" und und und.
Ich glaube, wenn man hier ne Umfrage nach den persönlichen Klassikern machen würde, dann wäre "Glory to the Brave" noch nicht einmal in der Top 100.


Also um die reinen Verkaufszahlen ging es mir natürlich nicht, die kann man ja auch nur schlecht vergleichen und sie sind kein guter Maßstab für einen Klassikerstatus. Was ich meinte, sind Alben, auf die sich auch nach 30 Jahren mindestens 90% aller Metalfans einigen können, Alben, die für Fans jeden Alters wichtig sind und so ein bisschen der kleinste gemeinsame Nenner sind.


Also doch auch um Verkaufszahlen. Wie sollen sich in 30 Jahren Heerscharen von Metalfans auf ein Album beziehen, von welchem 1000 Stück abgesetzt wurden? :lol:
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Re: Ist im Heavy Metal schon alles gesagt?

Beitragvon Raf Blutaxt » 17. Juni 2011, 15:34

Danke Cromwell für diesen ausführlichen Beitrag! Du hast da viele Punkte angesprochen, die ich für richtig halte und das dann auch noch äußerst eloquent verpackt.

Mein Ausgangspunkt war eben diese Müdigkeit, mit der gerade auch hier vieles kommentiert wird. Da wird jedes neue Album mit denen aus der Sammlung verglichen und dann mehr auf seine Parallelen zu bereits Bekanntem hin überprüft und beurteilt, als auf die ihm innewohnenden Qualitäten und seine individuelle Wirkung. Das Problem, das ich sehe, ist dass viele Bands ihre Musik eben auch nur noch auf diese Dinge hin ausrichten, also auch bei der Erschaffung der Musik im Vordergrund zu stehen scheint, wie sehr es nach jemand anderem klingt.

Es sind also zwei unterschiedliche Aspekte, die ich hier sehe, einerseits die bewußte Reduzierung auf den Vergleich zu anderen Künstlern der Musiker und andererseits Be- und Aburteilung neuer Musik nach eben nur diesen oberflächlichen Standards bei den Hörern. Gerade letzteres macht mich immer sehr traurig, wenn ich wieder einmal Beitrage im Stile von "Früher war alles besser" lese.
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Re: Ist im Heavy Metal schon alles gesagt?

Beitragvon Raf Blutaxt » 17. Juni 2011, 15:35

Ulle hat geschrieben:
Raf Blutaxt hat geschrieben:
Ulle hat geschrieben:
GordonOverkill hat geschrieben:Ne, ich glaub das nicht... zumindest ist es für mich persönlich nicht so. Um mal ne kleine Reihe zu nennen, "Wargods of Metal" von Sacred Steel, "A Hell of a Knight" von Ritual Steel, "Down among the Deadmen" und "Traveller" von Slough Feg, "The Curse of Twisted Tower" von Twisted Tower Dire, "The Apparation" von Metal Inquisitor, "Bound by Metal" von Wizard, "Resound the Horn" von Doomsword, "Glory to the Brave" von Hammerfall, "Return of the Warrior" von Ironsword, "Return of the Snow Giant" von Overlorde, die Selbstbetitelte von Stormwarrior, das sind alles Alben neueren Datums, die für mich in sich perfekt und absolut notwendig sind, die ich seit ihrem Erscheinen mit großer Regelmäßigkeit auflege und die ich auch durch keine 80er Scheiben ersetzten könnte, wenn es sie von heute auf morgen nicht mehr geben würde. Kurzum, für mich sind das nicht weniger Klassiker als "Into Glory Ride", "Blood on Ice" oder "British Steel".
Was ich schon denke, ist, dass es heute sehr viel schwieriger ist, eine wirklich herausragende Scheibe aufzunehmen, weil halt eine ganze Menge schon da ist und man entsprechend stärker Gefahr läuft, bewusst oder unbewusst irgendwo einfach nur abzukupfern. Alle paar Jahre kommt dann aber doch mal wieder so ein Brett, wo ich mir denk: "Das war jetzt nötig!"
Und mal am Rande, dass die Hammerfall Scheiben bei der jungen Generation keinen Klassiker-Status genießen, halt ich für ein Gerücht. Ich treff recht regelmäßig irgendwelche Kids, die selbst die neueren Hammerfall Scheiben, denen ich nicht mehr besonders viel abgewinnen kann, total vergöttern.


Das glaube ich dir schon und es ist ja auch klasse, dass jemand die neueren Sachen genau so zu schätzen weiß wie die alten - bei mir trifft das z.B. auf keines deiner genannten Alben auch nur im Ansatz zu.

Im Eingangsposting habe ich das aber schon auch so verstanden, dass von "richtigen" Klassikern die Rede war. Nicht nur Platten, von denen weltweit 1.000 - 2.000 Stück verkauft wurden (in deinem Posting kommen wohl lediglich Sacred Steel, die erste Stormwarrior und Hammerfall drüber), sondern eben richtig "große" Alben wie "British Steel" und "Number of the Beast" und und und.
Ich glaube, wenn man hier ne Umfrage nach den persönlichen Klassikern machen würde, dann wäre "Glory to the Brave" noch nicht einmal in der Top 100.


Also um die reinen Verkaufszahlen ging es mir natürlich nicht, die kann man ja auch nur schlecht vergleichen und sie sind kein guter Maßstab für einen Klassikerstatus. Was ich meinte, sind Alben, auf die sich auch nach 30 Jahren mindestens 90% aller Metalfans einigen können, Alben, die für Fans jeden Alters wichtig sind und so ein bisschen der kleinste gemeinsame Nenner sind.


Also doch auch um Verkaufszahlen. Wie sollen sich in 30 Jahren Heerscharen von Metalfans auf ein Album beziehen, von welchem 1000 Stück abgesetzt wurden? :lol:

Indem sie es herunterladen :tong2:

Aber natürlich, die Verbreitung spielt da mit rein, ist aber nicht das einzige und, wie ich glaube, nicht das entscheidende.
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Re: Ist im Heavy Metal schon alles gesagt?

Beitragvon winterpumpkin » 17. Juni 2011, 15:42

Grundsätzlich ist in der Musik vermutlich schon seit den 70er Jahren alles gesagt, es wird halt nur in Nuancen noch verändert/dazugefügt. Mir persönlich macht das nichts aus, ich kann vielen neuen Bands und Veröffentlichungen etwas abgewinnen, aber "Klassiker" in dem Sinne wie "Number of the beast" oder "Ride the Lightning"? Die wird es vermutlich nicht mehr geben. Den Vergleich mit Hammerfall finde ich ziemlich gut, die galten ja als der Retter des traditionellen Metals, und nach 14 Jahren hätte sich da schon ein Legendenstatus bilden können. Hat es aber nicht. Frühe Maiden-/Metallica-/whatsoever-Werke waren nach diesem Zeitraum schon lange Klassiker. Ich weiß allerdings nicht so recht, warum das so ist. Vielleicht, weil es einfach 1985 deutlich weniger Durchschnitt gab, die monatlichen Veröffentlichungen noch übersichtlich waren?
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Re: Ist im Heavy Metal schon alles gesagt?

Beitragvon Ulle » 17. Juni 2011, 15:54

Raf Blutaxt hat geschrieben:
Ulle hat geschrieben:
Raf Blutaxt hat geschrieben:
Ulle hat geschrieben:
GordonOverkill hat geschrieben:Ne, ich glaub das nicht... zumindest ist es für mich persönlich nicht so. Um mal ne kleine Reihe zu nennen, "Wargods of Metal" von Sacred Steel, "A Hell of a Knight" von Ritual Steel, "Down among the Deadmen" und "Traveller" von Slough Feg, "The Curse of Twisted Tower" von Twisted Tower Dire, "The Apparation" von Metal Inquisitor, "Bound by Metal" von Wizard, "Resound the Horn" von Doomsword, "Glory to the Brave" von Hammerfall, "Return of the Warrior" von Ironsword, "Return of the Snow Giant" von Overlorde, die Selbstbetitelte von Stormwarrior, das sind alles Alben neueren Datums, die für mich in sich perfekt und absolut notwendig sind, die ich seit ihrem Erscheinen mit großer Regelmäßigkeit auflege und die ich auch durch keine 80er Scheiben ersetzten könnte, wenn es sie von heute auf morgen nicht mehr geben würde. Kurzum, für mich sind das nicht weniger Klassiker als "Into Glory Ride", "Blood on Ice" oder "British Steel".
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Das glaube ich dir schon und es ist ja auch klasse, dass jemand die neueren Sachen genau so zu schätzen weiß wie die alten - bei mir trifft das z.B. auf keines deiner genannten Alben auch nur im Ansatz zu.

Im Eingangsposting habe ich das aber schon auch so verstanden, dass von "richtigen" Klassikern die Rede war. Nicht nur Platten, von denen weltweit 1.000 - 2.000 Stück verkauft wurden (in deinem Posting kommen wohl lediglich Sacred Steel, die erste Stormwarrior und Hammerfall drüber), sondern eben richtig "große" Alben wie "British Steel" und "Number of the Beast" und und und.
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Also um die reinen Verkaufszahlen ging es mir natürlich nicht, die kann man ja auch nur schlecht vergleichen und sie sind kein guter Maßstab für einen Klassikerstatus. Was ich meinte, sind Alben, auf die sich auch nach 30 Jahren mindestens 90% aller Metalfans einigen können, Alben, die für Fans jeden Alters wichtig sind und so ein bisschen der kleinste gemeinsame Nenner sind.


Also doch auch um Verkaufszahlen. Wie sollen sich in 30 Jahren Heerscharen von Metalfans auf ein Album beziehen, von welchem 1000 Stück abgesetzt wurden? :lol:

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Aber natürlich, die Verbreitung spielt da mit rein, ist aber nicht das einzige und, wie ich glaube, nicht das entscheidende.


Selbstverständlich nicht - aber das hatten wir ja schon :smile2:
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Re: Ist im Heavy Metal schon alles gesagt?

Beitragvon birdrich » 17. Juni 2011, 15:59

Nein!!! Das zeigen die Beiträge im thread.
Innerhalb so kurzer Zeit so viele Meinungsäußerungen zeugen von Lebendigkeit, und das ist auch gut so.
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Re: Ist im Heavy Metal schon alles gesagt?

Beitragvon GordonOverkill » 17. Juni 2011, 16:06

@ Cromwell:

Je klarer abgesteckt der Bereich der Kunst ist, in dem man sich bewegt, je größer die Spezialisierung wird und je genauer der Fokus, desto eher sind die Grenzen erreicht, erkundet und kartographiert. Die Beschränkung ermöglicht zwar eine höhere "Auflösung", d.h. alle Feinheiten können ausdifferenziert werden, aber auch diesem Prozess sind durch die endlichen Möglichkeiten menschlicher Kreativität Grenzen auferlegt. Irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem die meisten Ideen, die nicht im Nonsens enden (sechs Stunden lang Tonleitern spielen und Shred-Soli mit Death Metal-Gesang im Hintergrund?), schon zu Papier gebracht wurden.


Nicht eher durch die endliche Anzahl dieser Feinheiten? Mir scheint es sich hier ähnlich zu verhalten wie beim Phänomen der Sprache. Da haben wir ein endliches Inventar an Lauten, die wir zu potentiell unendlich vielen Kombinationen verbinden können, wobei eine (mehr oder weniger willkürliche) Grammatik bestimmt, welche Kombinationen als sinnvoll gelten.

Ebenso bringt die Gedankenwelt des allgemeinen Vertreters unserer Spezies nur einen gewissen Pool an möglichen Themen hervor. Wiederum ist der Nuancierung eine Grenze gesetzt, in diesem Fall nicht durch musikalische Mittel, sondern durch die Sprache. Es gibt nur soundsoviel Wege, zu sagen, dass am Samstag abend Bier fließen wird oder das man Person xy vermisst, nicht wahr?


Das ist leider nicht wahr. Zum einen ist Sprache ein rekursives System, das durch Bezugnahme auf sich selbst prinzipiell unendlich viele komplexe Elemente produzieren kann... man denke hier nur an die Zahlwörter. Das einzige, was uns davon abhält, bis unendlich zu zählen, ist unsere endliche Lebensdauer. Zum anderen ist Sprache ein Organismus, der sich in ständiger Veränderung befindet. Wir haben heute schon ziemliche Schwierigkeiten, zu verstehen, was jemand meinte, der vor 500 Jahren ausdrücken wollte, dass am Samstag Bier fließen wird.

Sowohl im musikalischen als auch im sprachlichen Bereich mag das eine oder andere Genie seinen Kopf aus dem Gedankenschlamm heben und kurz das Neue und Aufregende hervorbringen, aber nach kurzer Zeit wird auch diese Neuigkeit mit Bienenfleiß erkundet und ausdifferenziert, bis sie schließlich dem Altbekannten zugerechnet werden kann.


Praktisch gesehen hast du mit diesem ganzen Abschnitt und vor allem mit dem Fazit daraus natürlich Recht. Da spielen dann solche Dinge eine Rolle wie die Aufnahmefähigkeit des durchschnittlichen Gehirns, das ab einer gewissen Komplexität einfach dicht macht, oder die Tatsache, dass die Veränderungen in der Sprache, auf die ich angesprochen hab, so langsam vonstatten gehen, dass man für unsere Überlegungen getrost darüber hinweg sehen kann. Der kleine Philosoph in mir tickt bei solchen Themen schon mal ziemlich leicht aus ;-)

Das Ziel des Erschaffers eines wie auch immer gearteten Werkes ist die Repräsentation seiner Auffassung von der Welt, ein bisschen wie dieses bekannte Schema aus dem Informatikunterricht in der Schule: Eingabe, Verarbeitung und Ausgabe. Für diesen Ausdruck ist eine Auswahl aus bereits bekannten Kunstformen vollkommen akzeptabel, solange der Künstler das Gefühl hat, seinen "Punkt" klarstellen zu können. Wenn das nicht der Fall ist, muss er neue Formen suchen oder seine Ideen verfeinern, anpassen, neue Aspekte suchen usw. usf. Life is compromises.
Wer Lieder schreibt und dann die Noten verbrennt oder im Garten vergräbt, ist kein Künstler, sondern betreibt die Musik für Privatvergnügen und vielleicht für emotionale Katharsis. Die Kunst hat natürlich immer zwei Seiten, Ausdruck und Kommunikation, so dass neben dem Künstler namentlich der Rezepient steht, also Leute wie wir, die Musik hören und dann im Internet darüber jammern oder schwärmen. Weil wir nicht in der Haut des Künstlers stecken, bleibt uns natürlich nur die eigene Interpretation dessen, was aus den Boxen quillt, im besten Fall unterstützt durch Aussagen des Künstlers für Klang und Text, die ein wenig Licht ins Dunkel bringen. Der eine legt die Scheibe nach dem ersten Anhören beiseite, weil die vom Künstler beabsichtigte Wirkung der Lyrik ausbleibt und eine Identifikation nicht stattfindet oder weil das Geklampfe nervt, was auch immer. Einem anderen aber kann das nervige Geklampfe mit den kitschigen Texten die Welt bedeuten. Zwischen diesen beiden Extremen liegt natürlich die ganze Palette an Grautönen, der Punkt ist: Sobald die Kommunikation zwischen Erschaffer und Rezepient glückt, sobald ein Hörer versteht und mitfühlt oder zum Nachdenken angeregt wird, ist das Werk vollständig gerechtfertigt. Ob es nun originell ist oder nicht und ob das Album zehntausend oder drei Leuten gefällt, ist gegenstandslos. Die Bedeutung (nicht im Sinne von Breitenwirkung und Einfluss!) eines Werks bestimmt sich nicht aus der Wahl der Mittel zu seiner Erschaffung oder dem Grad seines Unterschieds zu anderen Werken, sondern aus dem, was es für die beiden Seiten des Prozesses ist.


Alle Daumen hoch dafür! Ich denke, genau so ist es! Vielleicht kann man sogar noch einen Schritt weiter gehen und die Kunst komplett aus dem Ganzen heraus kürzen. Übrig bliebe dann eine ganz schlichte Kommunikationssituation, die ganz unterschiedlichste Ziele haben mag... trösten, erbauen, erheitern, anstiften zu dieser oder jener Art von Handlung... das Ganze halt in der Sprache der Musik. Für mich wäre es durchaus akzeptabel, anzunehmen, dass die meisten Metal Bands unserer Tage in einem geringeren Maße Künstler sind, als es vielleicht vor 30 Jahren der Fall gewesen ist. Um zu prüfen, ob wir es hier mit einer negativen Entwicklung zu tun haben, müsste man dann herausfinden, ob es Kunst ist, die der gemeine Metal Fan von einer Band erwartet.
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Re: Ist im Heavy Metal schon alles gesagt?

Beitragvon GordonOverkill » 17. Juni 2011, 16:08

Den Vergleich mit Hammerfall finde ich ziemlich gut, die galten ja als der Retter des traditionellen Metals, und nach 14 Jahren hätte sich da schon ein Legendenstatus bilden können. Hat es aber nicht.


Hat es, glaub ich, schon. Das bekommt man nur kaum mit, wenn man primär mit 80er Veteranen und Sacred Metal Boardlingen verkehrt ;-)
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Re: Ist im Heavy Metal schon alles gesagt?

Beitragvon Ulle » 17. Juni 2011, 16:09

GordonOverkill hat geschrieben:
Den Vergleich mit Hammerfall finde ich ziemlich gut, die galten ja als der Retter des traditionellen Metals, und nach 14 Jahren hätte sich da schon ein Legendenstatus bilden können. Hat es aber nicht.


Hat es, glaub ich, schon. Das bekommt man nur kaum mit, wenn man primär mit 80er Veteranen und Sacred Metal Boardlingen verkehrt ;-)


Wer verkehrt hier boardintern? Iiiiih :oh2:
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Re: Ist im Heavy Metal schon alles gesagt?

Beitragvon Raf Blutaxt » 17. Juni 2011, 16:12

GordonOverkill hat geschrieben:
Den Vergleich mit Hammerfall finde ich ziemlich gut, die galten ja als der Retter des traditionellen Metals, und nach 14 Jahren hätte sich da schon ein Legendenstatus bilden können. Hat es aber nicht.


Hat es, glaub ich, schon. Das bekommt man nur kaum mit, wenn man primär mit 80er Veteranen und Sacred Metal Boardlingen verkehrt ;-)


Da wäre ich mir nicht sicher. Deren Verkaufszahlen gehen zurück und auch auf ihren Konzerten ist weniger los, als früher, habe ich den Eindruck.
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Re: Ist im Heavy Metal schon alles gesagt?

Beitragvon GordonOverkill » 17. Juni 2011, 16:25

Deren Verkaufszahlen gehen zurück und auch auf ihren Konzerten ist weniger los, als früher, habe ich den Eindruck.


Bin da jetzt nicht so gut informiert, dass ich das beurteilen könnte. Was ich halt mitkriege, ist, wie die Leute über die Band reden, die ich berufsbedingt während der großen Sommerfestivals interviewe.
Aber auch mal angenommen, dass es mit der Popularität der Band tatsächlich bergab geht... das sah doch bei Maiden nach 14 Jahren nicht anders aus.
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Re: Ist im Heavy Metal schon alles gesagt?

Beitragvon Rauberer » 17. Juni 2011, 16:49

Aus meiner Sicht ist wohl heutzutage der Veröffentlichungsoverkill das größte Problem für den Metalfan. Ein Album ist ja nicht gleich nach Erscheinen ein Klassiker, sondern wird mit der Zeit dazu. Und je mehr erscheint, desto länger wird es dauern, bis ein Album ein Klassiker werden kann.
Alben wie NOTB, British Steel, Battle Hymns usw. sind relativ schnell zu Klassikern geworden, was wohl darauf zurückzuführen ist, das der Fan zu der Zeit nicht so viele VÖ zu "verarbeiten" hatte und die Sachen intensiver und öfter gehört hat.
Heutzutage kommen immer noch großartige Alben mit neuen Ideen raus, die aber aus oben genannten Gründen wohl erst in 20 Jahren zum Klassiker werden (könnten).
Wenn jemand ein Problem mit mir hat, ist das sein Problem, nicht meins.

http://www.musik-sammler.de/sammlung/Rauberer
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Re: Ist im Heavy Metal schon alles gesagt?

Beitragvon MOR » 17. Juni 2011, 16:56

Ulle hat geschrieben:Ich glaube im klassischen Metal ist alles gesagt, sagt für mich die Bezeichnung "klassisch" eigentlich schon aus.
Das bedeutet nicht, dass keine guten Alben mehr erscheinen, aber Alben mit Klassikerstatus - nope!
IMO liegt das noch nicht einmal an der Qualität der Alben, sondern eher daran, dass dieses prägende Element inzwischen fehlt und der Markt zu überlaufen ist.

Man sieht ja selbst hier auf dem Board, dass die jungen Hörer sogar eher auf ältere Alben/Bands stehen.

Nehmen wir die zweite Generation der Retter des klassichen Metals - zumindest aus der Sicht 1997.
Hammerfall!
Das Debüt schlug (aus mir immer noch nicht ganz nachvollziehbaren Gründen) ein wie eine Bombe.
Das ist 14 Jahre her. Wird es als Klassiker bezeichnet? Nein! O.k., vielleicht von ein paar wenigen Leuten, aber sonst...

Die Fans des klassischen Metals werden älter und obwohl eine neue Generation da ist, sind erstens die Zeiten anders, zweitens sind das eher die "Außenseiter-Fans". Da also vorwiegend Alben als Klassiker gelten die einen geprägt haben, wird das bei neuen Alben nur schwerlich möglich sein - Ausnahmen bestätigen die Regel ;)

Ich kann locker 50 persönliche Klassiker aufzählen, die klassischen Stoff bieten und schätze jetzt einfach mal, dass 98% davon vor 1992 erschienen sind. Wenn selbst jüngere Fans das so sehen, wie soll denn dann da noch was kommen?


Obwohl hier ziemlich viele interessante Beiträge dabei sind, denke ich (verfolge selbst die Szene seit gut 30 Jahren),
daß diese Einschätzung von Ulle den Nagel so ziemlich auf den Kopf trifft.
Ich hör mir zwar auch immer wieder "Neues" an, um aber letztendlich doch wieder bei den "Altbekannten" zu landen.
Liegt aber sicher auch daran, daß man mit diesen Bands "aufgewachsen" ist. Sie gehören seit Jahrzenhnten gefühlsmäßig zum erweiterten Familienkreis. Da ist es für Neulinge sehr schwer einzubrechen. Da hat selbst eine Band wie Hammerfall, die dem Vorschulalter bereits seit Jahren entwachsen ist, keine Chance.
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