Durch die Eintrittskarten-Verwicklungen habe ich den Auftakt des Festivals verpasst, dank eines Hinweises von Dr. Best konnte der Schaden aber auf die ersten beiden Lieder beschränkt werden (mir war nicht aufgefallen, dass es separate Schlangen für Abendkassenkäufer und Vorauskäufer gab). Durch die schändlichen Machenschaften der Fälscher waren viele andere, die ihr Ticket im Voraus erworben hatten und nicht wie ich an der Abendkasse, leider nicht so glücklich. Sehr ärgerliche Angelegenheit.
Arkham Witch machen einfach nur Spaß. Der surreal-geniale Refrain von "Viking Pirates of Doom" sollte in den dem Ende des Festivals folgenden Stunden noch unzählige Male in der Bahnhofshalle zu Würzburg angestimmt werden. Falls beim Hammer of Doom VI die Antifa vor der Posthalle kampiert, könnte der Grund eventuell sein, dass Mr. Simon Strange (falls der Name noch stimmt) bei "Let England Prevail" ab und an Deutschland an Albions Stelle im Text setzte. Das Album ist so gut wie gekauft.
Die einzige Band, die ich überhaupt nicht gesehen habe, nicht eine Sekunde, waren Black Pyramid. Stattdessen genoss ich billiges Gebräu und den gegenüber der Posthalle liegenden Park, der an milden Frühlingstagen mindestens dreimal angenehmer ist als im Herbst.
Nach einem kritischen Kontrollgang durch die Posthalle, bei dem ich mich in einer kurzen Rücksprache von Magister Bombadil über die Darbietung von Black Pyramid informierte, war ich nach einem schweifenden Blick über die Plattensortimente des Marktvolkes auch schon wieder an der Frischluft, kurz nachdem die Schweden von in Solitude die Instrumente in die Hand genommen hatten.
Es nahte mit Argus ein echter Höhepunkt des Tages und die Eröffnung des höllischen Trios. Im Gegensatz zu den bei aller Liebe vor allem im Schlagzeugbereich rumpeligen Arkham Witch konnte hier kein Zweifel an der technischen Beschlagenheit der Musiker herrschen. Exzellente Doppelgitarrenattacken. Egal, ob erstes oder kommendes zweites Album, jedes Lied bestand den Live-Test mit Bravour. Anstelle des der Hörerschaft noch unbekannten Brockens "Pieces of Your Smile" hätte vielleicht ein kürzeres Lied im Schlage von "A Curse upon the World" die Stimmung besser konserviert, die Neugierde auf das neue Album konnte trotzdem gesteigert werden.
Bei Atlantean Kodex befand sich die Stimmung wie üblich am Siedepunkt und die Band wurde jederzeit durch einen Publikumschor unterstützt. Wenn von der Bühne Lieder vom Kaliber des sich niemals abnutzenden "The Atlantean Kodex" und ganz besonders "Temple of Katholic Magick" (Oh yeah!) geboten werden, ist mir der Sound offen gestanden relativ gleichgültig, auch wenn ich bei nüchterner Betrachtung das Soundgewand im Salon zu Nürnberg im Februar etwas besser fand. Next time in Dublin!
Und dann...die Blutlandwirte! Der Auftritt war für die Band deutlich schweißtreibender als für mich, insbesondere Gitarrist Dave Depraved (den ich, bis ich eben ein Nachschlagewerk zur Hilfe nahm, für Eli Brown hielt, bei dem es sich jedoch um den Herrn mit dem Bass handelte) tropfte nach kurzer Zeit wie ein Wasserhahn, was angesichts der teilweise minutenlangen Soloarbeit wohl kaum verwunderlich war. Meine eher in die Richtung andächtigen Stillstehens neigende Konzertbeteiligung hatte jedoch überhaupt nichts mit der Leistung der Band und meinem Eindruck davon zu tun, sondern eher mit fortgeschrittenem physischen Auflösungszustand nach Argus und Atlantean Kodex. Ich kann an kaum eine Band denken, die bei solch widerborstigen Songstrukturen und brachial- langsamen Riffs so viel Rock 'n' Roll-Gefühl versprüht wie die Blood Farmers. Es war großartig, Zeuge des ersten europäischen Auftritts dieses überragenden Trios zu sein. Das Anfangsriff von "I Drink Your Blood" ist nicht von dieser Welt. Der Rest auch nicht. Es wurde ein neues Lied namens "Thousand Yard Stare" gespielt, das den Farmers-Ausgeburten der 90er in nichts nachstand.
Fiese Randnotiz: Dr. Best hat sich eine Blood Farmers-CD für den Preis von 15 Euro gekauft, deren Jewelcase sich als bröckelndes Wrack entpuppte...ironischerweise hätte er die CD an anderer Stelle für 10 Euro haben können, wahrscheinlich mit intakter Hülle.
Den Primordial-Auftritt habe ich mit Einkäufen, Gesprächen und einem Douglas-Adams-Zitatemarathon verbracht. Dies geschah nicht etwa aus Geringschätzung der Band, sondern aufgrund meiner Unvertrautheit mit der Musik der Iren. Das einzige Album, das ich seit kurzem besitze ("The Gathering Wilderness") legte mir nahe, dass es sich bei Primordial um eine jener Bands handelt, bei denen ein Live-Auftritt für mich nur dann Gewinn bringt, wenn ich mich intensiver mit der Musik auseinandergesetzt habe.
While Heaven Wept habe ich nur teilweise und in fernen Randbereichen stehend erlebt. Bei "Vessel" sind vermutlich wieder mehrere Zuhörer vor der Bühne dahingeschmolzen, meine Meinung ist bekannt.
Das Abschlussgefecht wurde von Pentagram ausgetragen und lässt sich in Hinblick auf das liebenswerte Fossil Bobby Liebling mit der Zeile aus "Relentless" zusammenfassen: "For I got more power than you may believe". Für jemanden, der jahrzehntelang gewisse Substanzen eingenommen hat, war er topfit, auch wenn man ihm seine Vergangenheit deutlich ansieht. Inwiefern seine manische Bühnenpräsenz an diesem Abend von Mittelchen beeinflusst war, kann ich nicht sagen, ich tippe allerdings eher auf die ihm eigene Überspanntheit, da alle Texte fehlerfrei vorgetragen wurden und die Ansagen eines klaren Kopfes würdig waren. Bei Gelegenheit möchte mir bitte jemand erklären, warum Victor Griffin so ein cooler Hund ist. "Sign of the Wolf", "The Ghoul", "Relentless", "All Your Sins" werden auf immer und ewig großartig bleiben, nachdem Pentagram längst zu Staub zerfallen sind.
Für fünf Bands gekommen, von fünf Bands nicht im geringsten enttäuscht worden, dazu noch das nächtliche KiBa-Massaker of Doom, Death and Destruction, Gespräche mit sympathischen jungen Leuten und die nicht zu verachtende Begegnung mit einem Bahnhofsnachtschwärmer mit zweifelhafter psychischer Gesundheit, der sich auch durch die angebotene Lebenshilfe aus dem Koran nicht beeindrucken ließ, machten den Samstag und die Morgenstunden des Sonntags zu ziemlich perfekten 16 Stunden.
Oli & Crew gebührt aufrichtigster Dank.
Viking Pirates of Doom.
Hier gibt es noch Rechtschreibfehler, aber ich bin noch ein wenig benommen...