von Kubi » 10. Juli 2011, 08:06
so, entgegen meinen letzten Aussagen in einem anderen Thread war ich nun doch beim NotP und muss sagen, dass ich ein ganz grandioses Festival erlebt habe.
Location & Organisation:
Das Amphitheater auf der Loreley dĂŒrfte wohl eine der schönsten Venues in ganz Deutschland sein. Ăber den Stufen des Amphitheaters ist noch eine Wiese als LiegeflĂ€che und mit einigen BĂ€umen als Schattenspendern. Nicht wenige Besucher haben von dort oben auf einer Decke liegend das Festival (zeitweise) verfolgt. Traumhaftes Theater. Die Organisation ist sehr entspannt. Keine groĂe Schlangen am Einlass, nette, sehr laxe Security, ausreichend viele und abwechslungsreiche Essen- und GetrĂ€nkestĂ€nde mit freundlicher und schneller Bedienung und durchschnittlichen Preisen (Bier 0.4 f. 3.50, Bratwurst 2.50, Schupfnudeln mit Rahmchampions 7,-), dazu Keramiktoiletten, die man auch am zweiten Tag noch benutzen kann und ein paar CD-StĂ€nde, um sich mit Proohg einzudecken. Erstklassig.
Freitag:
MARTIGAN: nur die letzten Takte gesehen, da wir etwas verspÀtet angereist sind. Das war ordentlicher NeoProg, der schon laut beklatscht wurde.
SKY ARCHTICT: Die HollÀnder versehen ihren Standard-Prog immer wieder mit Jazz-Elementen, haben ein paar schöne Instrumentalabfahrten und einen guten SÀnger. Nix das Aufsehen erregt, aber das macht schon eine Stunde lang Laune.
THRESHOLD: War der Sound bisher glasklar, hat der Soundmann wohl leichte Probleme mit zwei Metalgitarren. Schlecht ist der Sound nicht, aber am wenigsten gut. Die Band ist gewohnt agil, Damien Wilson ist heute viel souverĂ€ner als noch 1997, nur die Songauswahl enttĂ€uscht leicht, da man nur StĂŒcke von "Hypothetical", "Subsurface" und "Dead Reckoning" gespielt werden. Schade. Insgesamt daher "nur" gut.
RIVERSIDE: Die Polen sind der heimliche Headliner und begeistern mit ihrer typischen PrĂ€senz. Ja, sie bewegen sich nicht viel, aber vor allem Mariusz Duda umgibt trotzdem echte Aura, was sicher auch an seinem groĂartigen Gesang liegt. Die neue EP mit drei ZehnminĂŒtern gleich mal zu Beginn abzufeuern, ist mutig, geht aber voll auf. Mit 'Second Life Syndrome', 'Panic Room' oder 'Loose Heart' werden auch die richtigen Songs gespielt. Toller Auftritt.
ELOY: von den deutschen Prog-Opis kannte ich bislang nix. Und auch wenn die Instrumentalfraktion sehr gut gefÀllt, macht der sehr deutsche Gesang zu viel kaputt. Nach 30 Minuten geht es heim.
Samstag:
HAKEN: Dass der Opener 75(!) Minuten Spielzeit bekommt, sagt viel ĂŒber das Festival aus. Ăberhaupt haben nur die ersten beiden Bands am Freitag 60 Min gespielt, der Rest zwischen 75 und 120 Min. Auf HAKEN war ich sehr gespannt, habe ich doch schon sehr viel Positives gehört, aber so richtig sprang der Funke nicht ĂŒber. Gerade der SĂ€nger konnte mich nicht komplett ĂŒberzeugen, wĂ€hrend die Songs an sich ziemlich cool waren und die harten Elemente durchaus passten.
VANDEN PLAS: Die Lauterer sind recht kurzfristig fĂŒr MOON SAFARI eingesprungen und stellen vornehmlich ihr aktuelles Album vor. Andy Kuntz gibt sich als echter Animateur, aber leider haben die Jungs beim Sound ein Ă€hnliches Problem wie THRESHOLD. Nett, aber nicht ĂŒberragend.
RPWL: Als 'Modern New Prog' angekĂŒndigt, zeigen die Bayern, dass man Prog nicht zu ernst nehmen muss, was spĂ€testens 'This Is Not A Prog Song' mit ausuferndem Medley ('I Was Made For Proggin' You' etc.) beweist. Macht Laune, zumal das echt sypathische Burschen sind.
IQ: Die Briten sind live absolut groĂartig und beweisen das auch auf der Loreley. Tolle Setlist, Peter Nicholls' brillanter Gesang, diese Gitarren, diese Keys. Einer der Festivalhöhepunkte.
DREAM THEATER: NatĂŒrlich waren viele Leute vor allem wegen DT da und die beweisen, dass es ohne Mike Portnoy nicht nur funktioniert, sondern die Band viel harmonischer wirkt. Eine ausgewogene Setlist (ein Song pro Album (inkl. dem neuen StĂŒck) + ein Drum-Solo von Mengini), so viel Spielfreude wie seit Jahren nicht mehr und ein bestens aufgelegter James LaBrie machen diesen Gig zu einem echten Höhepunkt. Wohl der zweitbeste Gig, den ich von DREAM THEATER je gesehen habe (von 8 oder 9). Mengini ist ein echtes Monster an den Kesseln und spielt die alten Sachen perfekt. Das Schlagzeugsolo zeigt dann, dass der Mann Portnoy, den wohl niemand vermisst hat, in nichts nachsteht.
ANATHEMA: Die Briten sind nach DREAM THEATER genau das richtige zur Auskehr. Gefrickel braucht heute niemand mehr, sondern pure Schönheit. 75 Minuten zeigen Danny, Vincent & Anhang, dass man auch nach DREAM THEATER noch begeistern kann. "We're Here Because We're Here" ist eine tolle Platte und wird entspreched gewĂŒrdigt, dazu gibt es mit 'Deep', 'Flying', 'A Natural Disaster' und 'Fragile Dreams' viele groĂe und kleine Hits zu hören. Mit 'Comfortably Numb' beschlieĂt man zwei tolle Prog-NĂ€chte.
Ich denke, beim richtigen Billing bin ich nÀchstes Jahr durchaus wieder vor Ort. Das entspannteste Festival, das ich bislang kennengelernt habe. Prima.