von The-Aftermath » 6. Mai 2011, 11:56
kauzig <Adj.>: in der Art eines Kauzes (2); wunderlich, sonderbar (Quelle: Duden)
Im Heavy Metal Universum gibt es eine bestimmte Gruppe von Bands die oft mit der Bezeichung "kauzig" versehen wird. CIRITH UNGOL sind hier ein Paradebeispiel, genau wie BROCAS HELM. Und auch im Zusammenhang mit den New Yorkern REALMBUILDER fällt der Begriff. Für viele Hörer stellen solche Bands ein rotes Tuch dar, andere wiederum können sich ihrem ganz speziellen Charme nicht entziehen und verfallen früher oder später solchen Klassikern wie "King of The Dead" oder "Black Death". Und auch in der Diskussion rund um REALMBUILDER taten sich von Anfang an tiefe Gräben auf. Die eine Seite spricht von Talentlosigkeit, die andere im Zusammenhang mit dem Debüt "Summon The Stone Throwers" von einem Jahreshighlight. Sonderbarer als die Musik scheint hier also das Phänonem "Kauz" an sich zu sein.
Denn auch das zweite REALMBUILDER Album "Fortifications Of The Pale Architect" lässt auf der einen Seite viele kopfschüttelnd zurück, während es andere kurzerhand in seinen Bann zieht. Woran das liegt kann ich selber leider nicht erklären. Was ich aber mit Sicherheit sagen kann ist dass auch ich ein Fan von REALMBUILDER bin. Selten hat ein Album so eine unerklärliche Faszination auf mich ausgeübt wie das Zweitwerk dieser Band. Der erste Durchlauf liess mich erst einmal völlig verwirrt zurück. Ich konnte selbst nicht wirklich beschreiben was ich hier gerade gehört habe. Das Debüt kann man im Vergleich zu diesen sieben Songs getrost als "eingängig" und "leicht verdaulich" beschreiben. Hier werden Melodien verbunden die auf den ersten Eindruck hin eigentlich gar nicht zusammen passen, traditionelle Riffs von seltsamen Chören flankiert, obskure Texte noch einem noch obskureren Gesangstil vorgetragen.
Und doch erkennt man nach einigen Durchläufen: Hier hat alles Hand und Fuss. Die beiden Musiker die sich hinter dem Namen REALMBUILDER verstecken haben eine klare Vision und setzten diese konsequent um. Und genau das ist es was eine gute Band meiner Meinung nach ausmacht. Eine Konzept zu besitzen, einen roten Faden zu spinnen. Denn alles auf "Fortifications ... " klingt überzeugend und ehrlich. Was zunächst komplett unpassend und seltsam wirkt, erscheint einem später als kleines Teil in einem kauzigen Puzzle. Und trotz aller Kauzigkeit sind REALMBUILDER in der Lage tolle Refrains und gute Riffs zu schreiben. Vor allem der Opener "Highwayman" und der Titeltrack beweisen dies.
Wenn man sich dann nach einiger Zeit selbst dabei erwischt wie man bestimmte Melodien vor sich her summt oder den finalen Refrain des Titelsongs singt, wird einem bewusst: Kauzigkeit schliesst tolle Melodien und nachvollziehbare Songstrukturen nicht aus. Vielmehr stellt dieses Element eine Herausforderung für den Hörer dar. Lässt man sich darauf ein und nimmt die Herausforderung an, wird man mit einem Erlebnis der besonderen Art belohnt. Nämlich mit der Reise in die Welt einer Band, die so anders klingt dass eine wahre Freude ist. Wunderlich anders.
Trust in fate and have no fear.