Mit meinem "2011 ist blöd"-Post war ich zugegebenermassen etwas voreilig. Ein Album hat mich jetzt nämlich eines Besseren belehrt, und zwar PRIMORDIALs "Redemption at the Puritan`s Hand". Und da noch ganze vier Pflichtkäufe (SINISTER REALM, DARK FOREST, HIGH SPIRITS, VANDERBUYST) ausstehen, will ich mich vor Ende des Jahres dann doch nicht auf eine bestimmte Berwertung der musikalischen Qualität von 2011 festlegen. Daher lasse ich jetzt einfach mal meine letzten drei 2011-Einkäufe revue passieren:
Los geht`s mit:
SKULL FIST - Head Of The Pack
SKULL FISTs Debütalbum hatte ich vor einigen Monaten noch überhaupt nicht auf dem Radar. Die "Heavier Than Metal"-EP ging damals (aus welchem Grund auch immer) mehr oder weniger komplett an mir vorbei und obwohl sie schon seit Ende des letzten Jahres Teil meiner Sammlung ist, zählte "Head Of The Pack" nicht unbedingt zu den Alben die 2011 ganz oben auf meiner Einkaufsliste standen. Genug der Einleitung, nachdem ich den Titeltrack auf Youtube gehört hatte musste ich zumindest ein Ohr risikieren. Gesagt, getan und ehe ich mich versah rotierte das Teil in meiner Stereoanlage. Der erwähnte Titeltrack eröffnet das Album furios, hier wird mit soviel Power unbekümmert nach vorne gerifft dass es eine wahre Freude ist. Mich stört der "gitarrenlastige" Sound in diesem Fall überhaupt nicht, vor allem beim Opener sorgt er in diesem Fall für einen echten "Aha!"-Moment weil man von den Gitarren sofort gepackt und nicht mehr losgelassen wird. Von 0 auf 100 sozusagen. Leider war dann das auch schon der Höhepunkt von "Head Of The Pack". Zumindest die A-Seite kann das Niveau mit dem Hit "Get Fisted", dem melodischen "Cold Night" und dem rasanten "Commanding The Night" halten, ab dem ersten Song der B-Seite ist dann aber leider Schicht im Schacht und ausser dem Pavlos-Liebling "Like A Fox" lässt einen das dargebotene Material kaum mehr aufhorchen. Aufgrund der durchaus starken A-Seite für mich zwar kein Fehlkauf, aber auch kein Highlight des Jahres. In Sachen Sound versprüht die Scheibe ein schon fast aufdringliches, dennoch auf den ersten Hör hin erstaunlich authentisches 80er-Jahre-Feeling, welches man einerseits als aufgetragen und künstlich bezeichnen kann, es aber heutzutage soundtechnisch deutlich schlimmere Alternativen gibt. Zumindest fühlt man sich von Anfang an wohl und mit schnellen, immer melodischen und energiegeladenen Metal-Stücken kann man eigentlich auch nicht viel falsch machen.
Womit wir bei
TWISTED TOWER DIRE und
"Make it Dark" wären:

Ich wusste nicht wirklich ob ich etwas zu diesem Album schreiben sollte. Immerhin ist es bereits das fünfte Album einer Band mit einer ebenso langen Bandgeschichte wie Diskografie. "Make It Dark" ist dagegen mein erster Kontakt mit der Band und somit war ich mir nicht wirklich sicher ob ein Mini-Review von einem Bandlaien überhaupt Sinn macht. Aber was soll`s, ich versuche es einfach mal. Mit den Vorgängern kann ich das Album wie gesagt nicht vergleichen, aber durchaus mit den anderen Veröffentlichungen die ich mir dieses Jahr zugelegt habe. Und in dieser Hinsicht lassen TWISTED TOWER DIRE 90% der Konkurrenz locker hinter sich. Ich habe wie immer gut daran getan auf die Tipps von Oli, Goatstorm und Cimmerer (u.a.) zu hören, denn "Make It Dark" hat meinen musikalischen Nerv genau getroffen. Für Dikussionstoff sorgte von Anfang der angeblich hohe "Fröhlichkeits"-Faktor des Materials. Sicherlich, nach REVEREND BIZARRE klingt hier nichts (ich weiss, verrückt oder?) aber nach den ganzen Beschreibungen hatte ich in punkto "Fröhlichkeit* viel schlimmeres befürchtet. Anstelle von Glücksbärchis, blauen Einhörnen und Zuckerwatte kommen beim Einlegen von "Make It Dark" nämlich echte, kraftvolle Heavy-Riffs, undwiderstehliche aber niemals kitischige Melodien und ganz einfach echte Hymnen aus den Boxen geflogen. Tatsache ist auf jeden Fall dass der Grundton der Platte trotz des düster anmutenden Titel durch und durch positiv ist. Dabei handelt es sich aber ganz einfach um die Tatsache, dass jeder einzelne Song auf dem Album gnadenlos Arsch tritt, zum Biertrinken und Feieren animiert, einen jedes Mal begeistert mitsingen und Luftgitarre spielen lässt. Dazu tragen die starken 70er-Vibes bei, die das gesamte Material durchziehen und ihnen stellenweise eine fast THIN LIZZY-artige Coolness verpassen. Neben dem Hardrock der 70er springt einem die NWOBHM aber genauso ins Gedächtnis, ebenso wie diverse Epic-Metal Bands. Sprich: Hier wurde die besten Zutaten zu einem gelungenen Ganzen vermischt. Das i-Tüpfelchen sind natürlich die ausufernden Gitarrensoli, die einfach nur völlig over the op sind. Klar, "Snow Leopard" und "Mystera" können einen auf den ersten Höreindruck hin verschrecken, aber ein wichtiger Faktor sorgt für die Balance: Der Gesang. Dieser fällt nämlich sehr edig, dunkel und kräftig aus und zieht die Songs zurück auf den Boden. Von Kitsch-Alarm keine Spur, nur total bodeständige, echte Metal-Kracher mit einer ordentlichen Prise 70er Hardrock. Highlight! (Witzige Anekdote: Als ich im November 2010 das neue Slough Feg Album geliefert bekam, lag daneben ein Flyer zu "Make It Dark". Mein erster Gedanke: "Boha, was für ein blödes Cover. Das kann ja nix sein!")
Und zum Abschluss:
PRIMORDIAL - Redemption At The Puritan`s Hand
Wie ihr euch vielleicht erinnern könnt, hatte ich vor kurzem mit "To The Nameless Dead" meinen PRIMORDIAL-Einstand. Dann kam mir aber die "Make It Dark" dazwischen. So gilt auch in diesem Fall: Mit "Redemption..." bin ich erst wirklich in die Welt von PRIMORDIAL eingetaucht. Und wie! Nicht ganz ohne, aber auch nicht mit riesigen Erwartungen habe ich das Album eingelegt und auf "Play" gedrückt. Dann wurde ich komplett überrumpelt. Schon beim Opener "No Grave Deep Enough" schwillt das Wasser an wie vor einem schweren Sturm der dann in Form besagten Songs über einen hereinbricht. Unser lieber Rantanplan hat eigentlich schon ein super Review zu dieser Scheibe geschrieben. Ich kann nur sagen dass ich schon lange nicht mehr von einem Album so ergriffen wurde. "Redemption..." ist eines der wenigen Alben die ich bis gehört habe, die ich ohne zu übererlegen als Kunstwerk bezeichnen würde. Hier hängt alles untrennbar zusammen: Athmosphäre, Booklet-Illustrationen, Artwork, Songtexte... gleichzeitig werden Botschaften vermittelt, man durchlebt während des Hörens Trauer, Angst, Wut, wird zum Nachdenken angeregt, kann dem Alltag entfliehen. Es handelt sich hier wirklich um ein Werk von unglaublicher Vielfalt in jeglicher Hinsicht. Gleichzeitig zieht sie einen geradezu vor die Anlage, es ist fast unmöglich gleichzeitig etwas anderes zu tun, wie zum Beispiel das hier gerade zu tippen. Zu stark ist der Sog den PRIMORDIAL hier mit ihrer Musik entfesseln. Was den Gesang betrifft herrscht hier die gegensätzliche Situation zu "Make It Dark": Alan hebt das material mit seiner gewaltigen Stimme im Alleingang auf ein ganz anderes Level, verleiht ihnen unglaubliche Kraft und Emotionen. "Mouth Of Judas", "Death Of The Gods", "Bloodied Yet Unbowed"... allesamt Kompositionen titanischen Ausmasses (Pathos muss in diesem Fall sein) die mich so umgehauen haben wie dieses Jahr fast keine andere Band. Mal sehen wer`s jetzt noch damit aufnehmen kann...