Ja, ich war dort. Und, ja, es war geil! Aber der Reihe nach.
Nach langem Hin- und Herüberlegen bin ich doch zu dem Entschluss gekommen, mir einen meiner Alltime-Faves OVERKILL so quasi "vor der Haustür" nicht entgehen lassen zu können. Ich bin mit zwei Kumpels aber erst am Samstag angereist. Nachdem wir schlappe 42 Euronen für ein Tagesticket hingeblättert hatten, stieg die Spannung: "Was ist denn jetzt wirklich los?"
END OF GREEN: Wir kommen um 14:00 Uhr zu END OF GREEN auf`s Gelände und es ist gähnende Leere. Vielleicht hundert Nasen stehen vor der Bühne und lauschen dem gar nicht mal so schlechten Gothic Metal. An jedem Bierstand stehen genauso viele Bedienstete wie Fans. Skurril...
VENDETTA: Die Reihen, äähhem, lichten sich weiter. Übrig bleiben ca. 60 Leute. Und das vor dieser riesigen Bühne. Tschuldigung, aber sowas habe ich wirklich noch nie gesehen. In die Setlist hatten sich einige neue Songs geschlichen, die eigentlich ganz gut reinliefen. Höhepunkte waren aber "Go And Live..", "On The Road" und mein Lieblingssong "Brain Damage". Der VENDETTA-Gitarrist erzählte mir später, dass sie nun die neue Platte aufnehmen können, denn sie haben einen Plattenvertrag bei einem kleinen Label bekommen. Leider sind sie aber wohl wieder einen Tick zu spät dran, denn das Mini-Teutonen-Thrash-Revival liegt ja nun auch schon wieder ein paar Jährchen zurück.
DELIRIOUS: Die habe ich mir mit einigem Sicherheitsabstand angesehen. Eine "Wir-Wollen-Wie-Testament-klingen-Band". Mich hat`s jetzt weniger bewegt, aber die 40 Leute vor der Bühne waren begeistert.
TONI: Dann kam Uns-Toni auf die Bühne und lud Interessierte zu einer Presse-Konferenz in den "Grünen Salon". Was dort abging war schier unglaublich. In einem Klassenzimmer-artigen Raum waren zwei Pressevertreter und ca. 15 angesoffene Metaller. Davor saß Herr Lehrer Toni Strohofer und erklärte den Anwesenden seine Festivalphilosophie, seine langjährige Freundschaft zu Joey de Maio und das Leben an sich. Was Toni so an Plattituden und Bauernweisheiten vom Stapel gelassen hat, könnt ihr euch nicht vorstellen. Auszüge gefällig?
- "Ich war schon immer Metaller, denn ich habe den Violinschlüssel im Familienwappen."
- "Die Metalszene liegt mir sehr am Herzen."
- "Wir wollten kein großes Festival machen."
- "Es sind doch gar nicht so wenig Leute da. Außerdem wollten wir nicht die Masse, sondern die Klasse."
Auf solche Steilvorlagen bin ich natürlich gleich eingesprungen und habe gesagt, dass ich es ihm nicht abnehme, dass er ein kleines Festival geplant hatte, wenn man sich das Gelände und vor allem die zwei Bühnen anschaut. Eine Band hatte nämlich in der Halle den Auftritt nach zwei Minuten abgebrochen, weil zwei Leute vor der Bühne standen...
Auf meine Frage, wer denn die Bands so vogelwind durcheinander gebucht hatte, meinte Toni: "Das waren meine Kinder." (Und das war sein Ernst.) Als ich meinte, dass das Festival schon wegen der Heterogenität der Bands zum Scheitern verurteilt gewesen wäre, und dass man bei der derzeitigen Festivalschwemme als neues Festival schon eine Nische hätte besetzen müssen, meinte er, er verstehe meine Frage nicht.
War auf alle Fälle ein Heidenspaß, aber ich musste noch vor Ende der "Konferenz" weg... METAL CHURCH!
METAL CHURCH: Jetzt hatten sich so 180 Leute vor der Bühne eingefunden und sahen einen fantastischen Gig der besten Kirche der Welt. Die Band hatte auf der Bühne großen Spaß und vor allem Vanderhof und der überragend singende Munroe grinsten um die Wette. Und die kleine Meute danke es ihnen. So schön kann Metal sein!
GRAVE: Nach einem abartigen Regenguss mussten GRAVE vor 20 Leuten auf die Bühne. Die Armen! Später waren es dann vielleicht so 70 Leute. Aber auch so machten Death Metal-Hits wie "Into The Grave" oder "Soulless" Laune.
OVERKILL: Als ich Mister Bobby "Blitz" Ellsworth vorher auf dem Gelände traf, meinte er, ihm sei es scheißegal, ob er vor 500 oder 20 Leuten auftritt. Bei OVERKILL gäbe es immer Vollgas. Und er hielt sein Wort. Mann, war das eine Harke! Etwa 250 Metalverrückte feierten die Thrash-Institution nach allen Regeln der Kunst ab.
Alle Songs bringe ich wahrscheinlich nicht mehr zusammen, aber ich versuch`s mal:
- Necroshine
- Elimination
- Thanx For Nothin`
- Old School
- In Union We Stand
- Battle
- Fuck You
- Within Your Eyes
- Wrecking Crew
- Rotten To The Core
und dann noch zwei oder drei weitere
Genau wie bei METAL CHURCH war es nur noch genial zu sehen, mit welcher Hingabe hier musiziert wurde. Man dachte, die wollen alles in Schutt und Ache legen. Zusammen mit DEATH ANGEL IMHO die momentan beste Live-Band des Planeten!
So, und gegen 21:00 Uhr machten wir dann auch schon die Mücke, weil wir auf CREMATORY, THERAPY und OOMPH keinen Bock hatten. Aber die 42 Dübel habe ich definitiv nicht bereut.
Alles in allem muss man sagen, dass die Besucherzahlen das einzig Negative waren. Die Location ist einfach genial, die Wege sind kurz, die Organisation vor Ort war vom Feinsten. Bühne war super und der Sound war durchweg spitze. Und auch die Eventhalle schreit quasi nach kleineren Festivals oder Gigs von größeren Bands. Nur sollte sich mal jemand dahinter klemmen, der auch Ahnung hat.
von Oliver/Keep-It-True » 21. Juli 2006, 07:07 
