von dawnrider » 6. Januar 2013, 15:17
So, angeregt durch die all die schönen Countdowns und Toplisten hier habe ich mich die letzten drei Tage noch mal mit allen 32 Neuanschaffungen mit Erscheinungsjahr 2012 beschäftigt. Vorab: wieder ein gutes Jahr, dennoch für meine Verhältnisse wenig Neuerscheinungen gekauft, was auch gut so war.
Bereits geordert, aber noch unterwegs sind Threshold, Demon und Lanfear, bei denen es recht wahrscheinlich ist, dass sie relativ oben einschießen. Außerdem sind Attic noch ein Wackelkandidat, da das Album zwar um die 10 mal lief, ich aber ob der kurzer Zeit nicht sagen kann, welche Halbwertzeit es hat, da sind vielleicht noch 2 Plätze nach oben oder unten gut.
Außerdem gilt wie immer: nicht in Stein gemeißelt, es ist lediglich der Versuch, emotional geladene Einflüsse beim hören von Musik rationell abzustufen.
32. Unleashed – Odalheim
Ich sehe gerade, dass ich ein einziges Death Metal Album des Jahres 2012 erstanden habe. Mit dieser Stilrichtung tu ich mir nicht immer leicht, mag es aber manchmal richtig gern. Im Regelfall löuft dann was aus der Sammlung, daher die wenigen Neuerwerbungen. Die aktuelle Unleashed ging unter, ich wurde ihr oder sie wurde mir nicht gerecht. Alle Stilmittel sind da, der Sound passt, die Energie auch, aber null Wiedererkennungswert, ein Abziehbild der letzten Scheiben, und Stagnation funktioniert bei mir nur bei entsprechender Hitdichte, und die finde ich hier nicht.
31. Grave Digger – Clash Of The Gods
Ich mag die Band wirklich, habe das Gesamtwerk daheim und höre die Scheiben recht oft. Trotzdem ging die neue unter. Zu ausgelutscht? Sicherlich. Mittlerweile eine Band, die günstig abgegriffen wird und nett reinläuft, aber leider nichts mehr produziert, das bei mir hängen bleibt. Wie ich die Lullis- und die Schmidt-Phasen mochte! Wie geil das Debut kam! Dabei fand ich die Hangman auch noch stark.
30. Jess And The Ancient Ones - Jess And The Ancient Ones
Occult-Retro-Rock. Hab ich nichts gegen, mag ich vom Grundsound her sogar recht gern. Ich finde alle The Devil's Blood-Veröffentlichungen bislang sehr stark, liebe das Ghost-Debut, aber irgendwann ist man halt gesättigt, und im Gegensatz zum klassischen Metal brauche ich hier nicht den zwanzigsten Aufguss. Daher wurde das Album zu wenig gehört und fiel entsprechend im Vergleich zum Rest des Jahres ab.
29. Rage – 21
Wieder eine Band, die in meiner metallischen Sozialisierung wichtig war, die ich immer mögen werde und deren Alben ich immer kaufen werde. Gut waren sie alle, viele sind nach oben durchgeschlagen. Dieses mal klappt es leider nicht. Nett – aber nett reicht nicht immer. Mit dem Titelsong immerhin ein richtig starker Song an Bord. Bin gespannt, wie sich das mit der geplanten Trennung Rage/Lingua Mortis entwickeln wird. Mochte bei Smolski die Orchestrierungen immer besonders gern.
28. Overkill – The Electric Age
Eine Band, die ich megasympathisch finde, die ich musikalisch mag, die aber kompositorisch in meinen Ohren oft unter ihren Möglichkeiten bleiben. Und dann haben sie immer wieder mal diese Alben abgeliefert, die deutlich über den anderen lagen, zuletzt eben mit dem bockstarken Vorgänger Ironbound. Und da kommt die neue nicht ran. Schade. Gute Platte, gute Songs, und die elektrische Klapperschlange ist ein Hit.
27. Adrenaline Mob – Omerta
Ich habe keine Berührungsängste mit moderneren Sounds, mag Mike Portnoys Getrommel (trotz seinem überzogenen Geltungsbedürfnis) und ich liebe Allens Stimme. Daher habe ich mich richtig auf das Album gefreut. Allen räumt auch ab, die Gitarren sind fett, der Sound passt, aber die Songs sind nicht ausgefeilt genug. Ich stehe auf gute Refrains, ich mag Melodien, und ich verstehe nicht, warum die hier so selten Aufblitzen. Dazu kann ich nicht nachvollziehe, warum Russells Stimme so oft mit Chören auf fett getrimmt wird, der hat alleine ausreichend Volumen, um jeden Song zu tragen.
26. Der W – III
Ja, das große Unverständnis im SMB, die große rote Karte, die einen bezüglich der musikalischen Kompetenz ins Abseits stellt, aber trotzdem waren die Onkelz vor vielen Jahren mein Einstieg in die Welt der Gitarrenmusik, der Beginn meiner musikalischen Erziehung. Und diese Zeit hat mich geprägt, nicht blind oder taub gemacht. Leider gibt es bis heute niemanden, der das musikalische Erbe der Onkelz weiterträgt. Gerade das Spätwerk (alles ab der Viva los Tioz) hat mächtig Eindruck bei mir hinterlassen. Als die erste Soloscheiber von Weidner rauskam dachte ich, er könnte es schaffen. Mit der zweiten fehlte der Dampf und der Rotz, die dritte ist wieder härter, es fehlt aber das verspielte Element und die Hits. Eine gute Scheibe, dennoch die Schwächste im bisherigen Solowerk des Ws.
Ab jetzt findet im meinem Jahr 2012 ein Qualitätssprung statt, ab jetzt sind wir weg von „nett bis gut“ und befinden uns bei „gut bis sehr gut“. Da bleiben wir bis zur Top 5, ab da wird es dann nochmal ein kleinen bisschen stärker. Here we go:
25. Unisonic – Unisonic
Wenn Kiske sing macht mein Herz auf. Fertig. Ich mag sogar seine durchschnittlichen Ausflüge (Supared, Kiske & Somerville etc.). Das hier ist aber nicht durchschnittlich, sonder richtig gut. Überraschend war es nicht, man wusste, dass Michi voll auf der Höhe ist, dass der Hansen Songs schreiben kann und dass die Mitmusiker (oder Mietmusiker??) fit am Instrument sind. Daher wurden meine Erwartungen nicht Übertroffen, aber erfüllt. Eingängige, süßliche Songs, nette, rockige Gitarren und überragender Gesang. Auf einem Niveau mit den beiden Place Vendome, die ich sehr mag. Musikalisch auch nicht weit weg von der zweiten.
24. Magnum -On The 13th Day
Eigentlich könnte ich hier fast den Unisonic-Text kopieren:
Wenn Catley sing macht mein Herz auf. Fertig. Ich mag sogar seine durchschnittlichen Ausflüge (Immortal etc.). Das hier ist aber nicht durchschnittlich, sonder richtig gut. Überraschend war es nicht, man wusste, dass Catley noch auf der Höhe ist, dass der Clarkin Songs schreiben kann und dass die Mitmusiker fit am Instrument sind. Daher wurden meine Erwartungen nicht Übertroffen, aber erfüllt. Eingängige, süßliche Songs, nette, rockige Gitarren und überragender Gesang. Auf einem Niveau mit den letzten drei Platten. Magnum schaffen es irgendwie kitschig zu sein, ohne dass es mich stört.
23. Ram – Death
Siebi, hör mal besser weg. Ich bin schmerzlich zu der Erkenntnis gelangt, dass ein gutes Album die Enttäuschung des Jahres sein kann. Wie liebe ich die Lightbringer! Wie perfekt ist der Vorgänger gewesen, absoluter Klassikerkandidat. Dann kam die Single. Ein starker, eingängiger neuer Song. Dann das Album. Es war gut. Scheiße. Es war gut. Ich mag das Album, keine Frage, die Jungs haben die richtigen Spirit (ok, das Interview im Rock Hard war für den Arsch, das war mir zu verkrampft und starrsinnig), schreiben gute Metalsongs, der Frontmann ist genau das, ein Frontmann, er personifiziert die Band wie kein anderer. Nur sind dieses mal die Songs nicht auf dem Niveau des Vorgängers. Fertig.
22. Natur – Head Of Death
Kam aus dem Nichts, hat Eindruck hinterlassen. Schöne, warme Sounds, ansprechende Epik. Natur schaffen es, dass mein Hauptaugenmerk auf dem Album und nicht aus einzelnen Songs liegt, hier ist nichts auf Eingängigkeit getrimmt, hier lösen sich Songstrukturen zu Gunsten der Stimmung auf. Hat mir aussprechend gut gefallen, bin gespannt, ob da mehr kommt.
21. Dawnbringer - Into The Lair Of The Sun God
Ähnlich Ram, Dawnbringer liefern ein gutes Album ab, das aber nie mit dem unfassbaren Vorgänger mithalten kann. Hier liegt der Hase aber wohl wo anders begraben (Hase, Hund, begraben, Pfeffer? - hab Hunger). Ich denke, dass der gute Black zu viel Output produziert, die Grenzen zwischen seinen Bands schwinden immer mehr. Er sollte sich mehr Zeit lassen. Dawnbringer, High Spirits, Pharaoh – ich mag sie alle, aber ein wenig das Tempo zu Gunsten der Qualität zu drosseln würde hier wohl Wunder wirken. Was bleibt ist ein gutes Album im typischen Dawnbringer-Sound, dem nur das perfekte Songwriting des Vorgängers abgeht.
20. 3 Inches Of Blood – Long Live Heavy Metal
Yeah. Ich mag die Jungs, ich steh' vor Allem auf den absolut geilen Falsettgesang. Das ist schon wahnsinnig stark. Gesanglich ist mir das nun mal am liebsten, ich bin absoluter Sirenenfan. Wenn die Melodien nicht vernachlässigt werden. Und das werden sie hier nicht. Die 7,62 cm schreiben klasse Songs, achten mittlerweile auf klassischen Sound und laufen mir gut rein. Es fehlt ein wenig die Abwechslung, das war's auch schon. Ein gutes Album, das man haben sollte, wenn man klassischen Metal mag.
19. Metalhead – Metalhead
Eine junge Band, die mit Ihrem Debut gleich einen guten Eindruck hinterlassen hat. Nette Songs, nette Gitarren, aber was Metalhead von vielen anderen abhebt ist der Sänger. Wie so oft. Was mir hier besonders gefällt sind die typischen Halford-Phrasierungen. Er meistert die hohen Töne nicht wie Halford, da erinnert er eher an King Diamond, aber die Gestaltung der Gesangsmelodien sind in meinen Ohren Priest pur. Und da es keinen besseren Metal als den von Priest gibt, schafft es die Band damit, mich zu beeindrucken.
18. Tenacious D - Rize of the Fenix
Seltsam, ein Album, dass je nach Tagesform entweder in den Top 5 oder im Mittelfeld ist. Kann ich mir nur so erklären, dass die Songs gut genug sind, um vieles andere auszustechen, der entsprechende Humor aber genauso wichtig ist um das Album richtig geil zu finden. Fakt 1: ich liebe die Stimme von Jack Black, er sollte mehr singen und weniger rumalbern! Fakt 2: die können Hits schreiben! The Ballad Of Hollywood Jack And The Rage Cage – wie geil kann ein Song sein? Deth Starr – Panzl, da geht dir doch das Herz auf? Low Hangin´ Fruit, Rize of the Fenix – Hits, Hits, Hits. Muss man haben, das beste der drei bisherigen Alben.
17. Grand Magus – The Hunt
Zuammen mit der aktuellen Angelwitch für mich die Sound-Offenbarung des Jahres. Besser klingende Drums kamen mir nicht zu Ohren, natürlichere Gitarren und ehrlicherer Gesang auch nicht. Ich mag die Band (warum nicht mal auf dem KIT?), die letzten Alben waren alle gut. Keine Ahnung, warum die nicht größer Sind. Bei mir wären sie auch weiter vorne, wenn der Rest nicht nicht besser wäre (häh?). Und zwar beim Songwriting, nicht bei den Einzelzutaten.
16. Arjen Anthony Lucassen - Lost In The New Real
Guter Mann. Um ein wenig weiter auszuholen: im Rahmen meiner musikalischen Prägung kamen nach drei, vier Jahren, die ich (wie oben erwähnt) ausschließlich mit den hier auf Unverständnis stoßenden Frakfurten verbracht habe, immer mehr Classic Rock Bands dazu. Deep Purple, Rainbow, und dann irgendwie Lucassen mit seinem Electric Castle. Ayreon müssen die vierte oder fünfte Band in meinen Leben gewesen sein, und heute noch gehe ich steil, wenn ich seine typischen Chöre, seine Melodieführung oder seinen Gesang höre. Deswegen finde ich auch sein 2012er Soloalbum so stark. Wer den Grundsound nicht abkann wird das nie verstehen, ist aber auch nicht schlimm :-). Nebenbei sei noch erwähnt, dass ich Lucassen für den besten Vocalcoach und Gesangsproduzenten dieser Welt halte, was er bei Ayreon aus seinen Gästen rausholt übersteigt in der Regel alles, was diese Menschen mit Ihren Stammbands sonst geleistet haben. Selbst aus Ausnahmesängern wie Lande oder Dickinson holt er noch 2% mehr raus. Liegt das am Gras?
15. Banshee – Mindslave
Rapanzl, es wäre in deinem Poll gewesen, wenn es keine CD-R wäre. Starke Songs, phänomenaler Gesang, guter Sound. Ein starkes Album, das oft lief. Hält das Niveau der letzten beiden Aska, aber Banshee sind ein wenig variabler und – uih – dezent moderner angehaucht im Songwriting. So schade ich es fand, dass George bei Omen rausgeflogen ist, so froh bin ich darüber, dass er sich bei Banshee allem Anschein nach pudelwohl fühlt. Da erwarte ich in der Zukunft noch eine deutliche Steigerung, wartet mal das nächste Album ab.
14. Air Raid – Danger Ahead
Dank dem Stormspell-Deal kam ich an diese EP – und war sehr positiv überrascht. Gute, klassische Songs, jede Menge Spielfreude und Elan, und dazu wieder mal ein herausragender Sänger. Für mich die perfekte Mischung von Bruce Dickinson in mittleren Lagen und Kai Hansen obenrum, dennoch mit ausreichend eigenem Charakter um kein Plagiat zu sein. Dazu ist die Band sehr variabel im Songmaterial, da werden US-Metal, Euro-Metal und Manowareinflüsse gekonnt verarbeitet. Muss mir dringend das Album besorgen.
13. Tank – War Nation
Eins vorweg: Ich kenne das Frühwerk dieser Band nicht. Ich bin erst mit dem Vorgänger auf Tank aufmerksam geworden. Ich habe mir sagen lassen, dass es musikalisch eine deutliche Kurskorrektur gab und dass der überragende Gesang von White nichts mit dem seines Vorgängers gemein hat. Mag sein, weiß ich nicht, kann ich nicht beurteilen. Was ich beurteilen kann ist die War Nation, und die ist – wie schon der Vorgänger – die perfekte Schnittstelle von Classic Rock (Gesang, Soli) und Underground Metal (Sound, Charme, Songwriting). Da mir das mit die liebsten Genres sind kommt die Platte wohl entsprechend gut bei mir an. Starkes Teil!
12. Pharaoh – Bury The Light
Ich merke mal wieder, dass ich sehr, sehr gesangsaffin bin. Und Pharaoh haben einen Wahnsinnssänger in ihren Reihen. Ich mochte Aymar schon auf dem Control Denied-Album, finde ihn aber bei Pharaoh noch besser. Dazu schön verspielte Gitarren (deutliche Maideneinflüsse), tolles Schlagzeugspiel und gutes Songmaterial. Schon bin ich glücklich. Der typische Schwachpunkt der Band, die dünne Produktion, ist nach wie vor da, trotzdem reicht das gebotene locker aus, um mein klassisches US-Metal-Highlight des Jahres auszumachen. Muss ich jetzt gleich auflegen, habe wieder Lust auf das Album bekommen.
11. Hellwell - Beyond The Boundaries Of Sin
Ich bin bekennender Fan der letzten drei Manilla Road und stehe auĂźerdem absolut auf Orgeln (was man sich aufgrund des kleinen Exkurses meines Werdegangs oben durchaus denken kann). Und genau das liefert Shelton hier ab, aktuelles Manilla Road-Songwriting mit Orgeln, nicht mehr, nicht weniger. Und das reich fĂĽr ein megastarkes Album. Ich hatte seltsamerweise auch nie ein Problem mit dem Sound der letzten drei MR-Scheiben, also auch hier nicht. Ein rundum stimmiges Album, ich hoffe, dass hier noch viel, viel mehr kommt. WĂĽrde passen, das sich ja MR anscheinend an einer andere Phase orientieren wollen.
So, die Top 10 folgen später am Tag, jetzt muss erstmal geile Musik gehört werden.