Ladies and gents: get yourselves some Blues Pills.
Cory Berry (Drums), Zack Anderson (Bass), Dorian Sorriaux (Gitarre) und Elin Larsson (Gesang) hardbluesrocken was das Zeug hält. Damals, als es die Blues Pills-Bandmitglieder noch gar nicht gab, nannte man diesen Spielart auch Hard Blues oder gar Hard Rock (ja, so geschrieben). Es ist schon erstaunlich wie sehr dieses blutjunge Quartett diese Zeit heraufbeschwört. Da ist nix Pose oder Pseudo, es ist grundehrlich, die Musik und Attitüde werden regelrecht gelebt.
Selbstverständlich fängt die schwedische Sängerin Elin Larsson sämtliche Blicke des männlichen und weiblichen Publikums bevor sie auch nur einen Ton hervorgebracht hat. Wenn sie dann zu singen anfängt, klappt die Kinnlade des Zuschauers aber erst recht herunter: dass so ein zierliches Wesen eine derartig derbe Bluesrockröhre besitzt! Da denkt man, ausser an Janis, auch an Grace Slick in ihren heftigeren Momenten, und an Anne Sarofeen. Einfach irre, die Dame.

Es gibt aber ein weiteres, bisher gut gehĂĽtetes Geheimnis bei Blues Pills: Gitarrist Dorian Sorriaux. Der Kerl, in etwa so 'gross' wie Memento Waltz-Basser Giuseppe Deiana, sieht aus wie ein RealschĂĽler der zum ersten Mal ausgeht und ist schĂĽchtern noch dazu. Aaaaaaaber dannnnn legt er los, der Dorian, mit seinem Gibson Flying V - und man kommt erneut aus dem Staunen nicht mehr raus. Was fĂĽr bluesiges Feeling in den Fingern, was fĂĽr fetziges Rock-Riffing, was fĂĽr ein treffsicheres Spiel und was fĂĽr einfallsreiche, hochmelodische Soli. Der junge Mann kann einfach alles, er ist so etwas wie das Blues Pills-Pendant zu Willem Verbuyst.

Live sind Blues Pills der Hammer, wie einige hier bereits feststellen durften und noch einige mehr am kommenden Hammer of Doom feststellen werden. Das hier sind Musiker die sich in kleinen Clubs langsam aber sicher in die Oberliga spielen, so wie das üblich war in der Zeit als der Stil den Blues Pills spielen überall präsent war.
Es war schon vielsagend dass beim Auftritt in The Rock Temple sämtliche Musiker der restlichen Bands in den Kulissen standen und mitrockten, die mächtigen Scorpion Child inklusive. Dass zwei oder drei der BP-Shirts bereits in L ausverkauft waren (Mist!) sagt auch einiges.

Ein Schlusswort zur Musik sei mir noch erlaubt. Dass Blues Pills sich ihre stilistischen Grenzen nicht so eng setzen, trägt erheblich dazu bei dass die Band so mitreissend 'rüber kommt. Da ist Hardrock, Blues, ein wenig Psych und selbst etwas Metal drin - und es klingt unaufgesetzt, natürlich, und hat auch auf Platte dieses gewisse Live-Feeling.
Wenn ich das mal mit vielen jungen Bands vergleiche die traditionellen Metal spielen, höre ich klar einen erheblichen Qualitätsunterschied. Oft nutzt sich das im Nu ab, während Blues Pills für mich immer frisch klingen und es in den Songs so viel zu entdecken gibt.
Die EP ist schon klasse, und wenn die Band sich nicht vom Business hetzen lässt, könnte der Longplayer sogar noch besser werden. Keep those Blues Pills comin'!
http://www.bluespills.com/