Hugin hat geschrieben:Ich find, dass es keine Bands gibt, die "man" ignorieren sollte. Jeder soll hören, was ihm gefällt, und was ihm keine moralischen Probleme bereitet. Da Ratschläge zu erteilen und den mahnenden Zeigefinger zu heben ist anmaßend und egozentrisch, weil jeder andere Maßstäbe und Motive hat. Ich weiß, dass ich hier nicht der einzige bin, der etwa Burzum musikalisch und textlich abgöttisch verehrt, aber trotzdem klar sieht, dass Varg einen an der Waffel hat und zu Recht im Knast sitzt. Wenn mir dann einer mit "man kann nicht zwischen Musik und Musiker trennen", dann kann ich nur den Kopf schütteln. "Man" hat schon Pferde kotzen sehen und "man" kann auch die neue Manowar schlecht finden... Sei es wie es wolle: Wenn ich was nicht abkann, dann sind es Kodizes, die mir vorschreiben wollen, was ich warum gut und schlecht finden oder ignorieren muss.
Mit rechten Bands hab ich dann ein Problem, wenn sie in ihrer Musik bzw. in ihren Texten offen rechte/rassistische Propaganda machen. Wenn die Texte nicht politisch sind, die Musiker aber privat verdächtig sind, juckt mich das persönlich wie der berühmte Sack Reis, weil mich per se das Privatleben eines Musikers nicht interessiert. Wenn das einer anders sieht, ist das sein Bier. Meinetwegen kann einer Burzum trotz der genialen Musik und Lyrik ignorieren, wenn ihm sein Moralkodex im Weg ist. Meinetwegen kann aber auch einer trotz der Faschotexte Störkraft oder Nokturnal Mortum hören, wenn er die Musik total genial findet. Wenn er dabei die Gesetze übertritt, dann klopft der Staatsanwalt, dann hat er halt Pech gehabt; wenn nicht, dann sei's ihm vergönnt. Ist sein Gewissen, mit dem er leben muss.
Hm. Ich weiß nicht so recht. Natürlich ist Metal eine extreme Musikrichtung und das bedeutet auch automatisch, dass eine breite Grauzone an Bands mit kritischen Inhalten gibt. In dieser Grauzone zieht jeder seine Grenze anders. Das finde ich auch völlig in Ordnung so. Da soll jeder seinen eigenen Weg haben und ich fände es auch grundfalsch, da irgendwelche verbindlichen Regeln zu definieren.
Problematisch sehe ich das allerdings bei Bands, die klare NS-Propaganda betreiben, wie eben Landser, Störkraft oder Stahlgewitter. Da geht es dann eben schon um mehr, denn die Hörer unterstützen mit diesen Bands eben auch rechte Netzwerke, was im Extremfall auch bedeuten kann, dass man sich durch finanzielle Unterstützung an Straftaten mitschuldig macht.
Und es bedeutet eben auch, dass man die Unterwanderung der Metalszene durch Rechtsradikale subventioniert.
Das kann einem natürlich scheißegal sein, nachvollziehen kann ich so eine Haltung aber dann nicht mehr. Metal ist für mich persönlich schon was anderes als ein blindes Konsumieren, weil ja "die Mucke so geil ist". Für mich hat das durchaus was mit bewusstem Hören zu tun und das bedeutet dann in Folge auch Entscheidungen zu treffen und Bands letztlich die kalte Schulter zu zeigen, wenn sie ein Verhalten an den Tag legen, das man moralisch nicht billigen kann und/oder das der Szene auch schadet.
Auch hier gibt es sicherlich Grenzbereiche (die aktuelle Diskussion um Watain zeigt das deutlich). Aber es gibt eben auch Bands, bei denen die Lage da sehr sehr klar ist.
Ganz davon abgesehen, dass ich bei manchen Leuten (nicht bei dir) die Aussage "ich kann Musik und Texte trennen" schlichtweg für eine ganz beschissen faule Ausrede halte. Schon allein deswegen, weil ich es für sehr schwierig halte, eine Textzeile die zum Vergasen aller Judenschweine aufruft, zu ignorieren und sich an der Musik zu erfreuen, wenn man tatsächlich eine gänzlich andere Einstellung hat.