NegatroN hat geschrieben:Natürlich kann ich meine Moralvorstellungen nicht verallgemeinern und muss anderen Leuten das Recht auf andere Moralvorstellungen zugestehen. Ich hab aber im Gegenzug dann auch das Recht, sie aufgrund ihrer Moralvorstellungen für Arschlöcher (oder zumindest Vollidioten zu halten).
Jau, das Recht hast du sicher. Die Gedanken sind frei.
Und noch ein anderer Aspekt bei der Sache. Ich bin durchaus der Ansicht, dass man als Nicht-Rechter Burzum hören kann - sofern man sich der Problematik der Band bewusst ist und eben seinen eigenen Weg des Umgangs damit hat, wie es ja bei dir der Fall ist. Damit hab ich kein Problem. Schwierig finde ich allerdings die Fraktion, die einfach die Augen zumacht und jegliche Problematik mit dem Argument "mich interessiert nur die Musik" abtut. Das finde ich - ohne jemandem zu Nahe treten zu wollen - in gewisser Weise eben schon recht ignorant und auch im Metalbereich (der wie gesagt für mich ein gewisses Maß an bewusstem Konsum einfach bedingt) einfach fehl am Platz.
Akzeptiert. Man sollte immer reflektieren, was da gesungen wird. Ich seh's für mich grundsätzlich so, dass ich mich nicht mit den Texten identifizieren können muss. Man kann aus der Kunst auch viel lernen, wenn man sich mit der Kunst von Menschen auseinandersetzt, die von der eigenen abweichende oder gar widersprechende Ansichten vertreten. Wenn ich nur meine Meinung wiederfinden will, dann muss ich meine eigenen Texte lesen. Ich find's also durchaus interessant, Bands mit Texten zu hören und zu lesen, die meinen Ansichten diametral entgegen stehen. So lange es eben, wie bereits erwähnt, nicht zu krass wird. Zu krass wird's mir in erster Linie bei manchen Gore/Grind/Splatter-Texten, daneben bei manchen rassistischen Texten, bei manchen radikal-Anarchos und bei manchen total niveaulosen Sex&Drugs-Anbetern, auf deren lyrische Ergüsse ich dann sehr gut verzichten kann. Am schlimmsten find ich aber die Gore/Grind/Splatter/Porn-Texte; da hab ich auch schon Rezis abgelehnt, weil ich's einfach nach Strich und Faden ekelhaft fand.
Ich finde es argumentativ weiterhin sehr fragwürdig, wenn Band X beispielsweise aufgrund ihrer stilistischen Ausrichtung oder angeblichem Ausverkauf und Kommerz Vorhaltungen gemacht werden, gleichzeitig aber bei Band Y fragwürdiges Gedankengut mit dem Argument "aber die Mucke kickt halt, mehr interessiert mich nicht" abgetan wird.
Das ist weniger eine Argumentation, als vielmehr eine mehr oder minder ehrliche, meist unreflektierte Aussage der Leute, die sie dann oft bereuen müssen, weil großflächig auf sie eingehackt wird. Ich kenne durchaus diverse Menschen, die - teils "nur" wegen der Mucke, teils auch aus ideologischer Affinität - Bands hören, die wir beide als "fragwürdig" bezeichnen würden. Auch wenn ich ihren Mangel an moralischen Bedenken bzgl. dieser Bands nicht teilen mag, hab ich vor den Leuten trotzdem Respekt, weil ich sie als gute Kameraden kennengelernt habe, die niemals jemandem was getan haben und eben trotzdem diese oder jene "ideologische Macke" haben.
Ich denke schon, dass man einen bewussten Umgang mit der Thematik von der Metalszene einfordern kann und auch sollte.
Ich denk da weniger in Szenekategorien, als vielmehr rein individuell. Ich kenne Menschen, bei denen ich persönlich sehr gut verstehen kann, warum sie sich in der Lyrik mancher ideologisch fragwürdiger Bands wiederfinden können. Solange sie damit ihre Probleme aufarbeiten können und sich trotzdem an Recht und Gesetz halten, mache ich ihnen keine Vorwürfe und schließe sie auch nicht aus meinem Freundeskreis aus. Ich mess die Menschen da weniger an ihrer ideologischen Überzeugung, als vielmehr an ihrer Präsenz und ihren Taten.