2015 - Eine kleine Nachlese

Schreibt euch die Finger wund über das große Thema "Metal" - über neue Platten, neue Bands, Konzerte etc.

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2015 - Eine kleine Nachlese

Beitragvon The-Aftermath » 26. Februar 2016, 18:25

Da ich ja mittlerweile im Bezug auf aktuelle Veröffentlichungen etwas hinterher hinke und bestimmte Platten daher immer erst mit einigen Monaten (oder Jahren) Verspätung hier ankommen, ich jedoch gerade wieder Lust habe, etwas zu schreiben, dachte ich mir, ich teile meine Eindrücke zu den "neuen alten" Scheiben kurzerhand mit euch.

TERMINUS - The Reaper's Spiral

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Nach den ganzen Vorschusslorbeeren, den SOLSTICE-Vergleichen und dem fast missionarischen Eifer von Herrn Trummer in den letzten DEAF FOREVER-Ausgaben nahm die Neugierde dann doch noch überhand und ich bestellte das Album. Ja, sie trifft meinen Geschmack durchaus, da brauche ich gar nicht groß drumherum zu reden. Aber so richtig, richtig begeistern konnte mich das Album bisher noch nicht. Das liegt höchstwahrscheinlich an einem Phänomen, das ich gerne das "ARGUS-Syndrom" nenne. Sprich: Tolle Gitarrenarbeit aber nicht unbedingt tolle Songs. Das Riff- und Soli-Feuerwerk, welches TERMINUS auf dem Album entfesseln, ist beeindruckend, keine Frage. Aber selbst die rasanteste Instrumentalpassage kann mich auf Dauer nicht fesseln, wenn gleichzeitig der Refrain oder die berührenden Gesangsmelodien fehlen. Bei ARGUS ist das ähnlich. Ihre tollen Instrumentalpassagen entfaltet erst dann ihre ganze Kraft, wenn sie einen großartigen Refrain oder eine großartige Gesangsmelodie unterstützen. (S. "Durendal", "Cast out all raging spirits" usw.) Sie sind dann quasi die Kirsche auf dem Kuchen. Andernfalls sind sie halt nur die Kirsche, ohne Kuchen, und befriedigen mich dementsprechend weniger. TERMINUS gelingt die Verbindung von Kirsche und Kuchen, um bei dem banalen Bild zu bleiben, zum Beispiel im Titeltrack (tolle Gesangsmelodie, packender Refrain) und in "The Merchant Princes" (dito). Auch das bekannte "Centaurean" weiß zu gefallen, genau wie das schnelle "The Traders", gerade weil es kurz und knackig ausfällt. Beim Rest fehlen mir einfach die Refrains (Hallo, Ulle!), die Hooklines, die Gesangsmelodien... Riffs alleine reichen mir in dem Fall nicht. Dennoch ist das Potenzial unübersehbar und ich verfolge die weitere Entwicklung der Band gespannt. (Zu SOLSTICE fehlen aber noch ein, zwei Ligen, wenn wir schon dabei sind)

MOUNTAIN THRONE - Sword Dance (Split-EP)

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Ja, MOUNTAIN THRONE. Eine meiner Lieblingsbands der letzten 15 Jahre, wie ja viele wissen. Eine EP, eine Single und ein Album haben gereicht, um sich in mein metallisches Herz zu spielen. Zwei Jahre nach dem grandiosen Debüt "Stormcoven" gab letzten Herbst Nachschlag in Form einer zweiten EP mit dem Titel "Sword Dance". (Auf der anderen Seite befindet sich das neue Phil Swanson-Projekt LORDS OF TRIUMPH) Leider haben mich die Esslinger diesmal nicht umhauen können. Im Grunde wird die bewährte Formel konsequent weiterverfolgt, wobei die Doom-Elemente mittlerweile fast komplett aus dem Band-Sound verschwunden sind. Die vier "Hauptlieder" (Lied Nummer drei ist ein kurzes Instrumentalstück) setzen auf klassischen, schnörkellosen und treibenden Heavy Metal. Der Opener "Archetype" ist für mich gleich das Highlight der EP, besonders der punkige Abgeh-Part am Ende, der gar an MIDNIGHT erinnert, reisst einen gleich mit. Der Schwachpunkt sind für mich aber ganz klar die Gesangsmelodien, welche diesmal nicht ganz so gelungen sind. Erstens wirkt die Phrasierung teils merkwürdig, zweitens fehlen die gelungenen Refrains. Gerade "Dragonfly" enttäuscht in dieser Hinsicht. Zu Gute halten muss man der Band jedoch, dass sie es immer noch schafft, eine ganz eigentümliche Atmosphäre zu beschwören und ehrlichen Heavy Metal jenseits aller Retro-Trends zelebriert. Läuft mir auch auf nicht ganz so starken Niveau immer noch besser rein als andere deutsche Bands der Marke STALLION, BLIZZEN usw.

CHRISTIAN MISTRESS - To Your Death

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Okay, okay! Ich geb's zu! Vor drei oder vier Jahren habe ich CHRISTIAN MISTRESS in diesen heiligen Hallen nach allen Regeln der Kunst gebasht, mich über ihr "Retro-Hipster-Getue" aufgeregt, sie mit Flüchen belegt und ewigen Boykott geschworen. Unser jetzt im Exil lebende Sgt. Kuntz hat sogar einen Thread zum Thema "Authenzität" aufgrund meiner Tirade eröffnet. Aber verdammt nochmal, das neue Album hat mich einfach komplett aus den Socken gehauen. Insofern gebe ich ganz klar zu: Da habe ich mich geirrt. Oder vielleicht auch nicht. Vielleicht spielen CHRISTIAN MISTRESS immer noch Retro-Metal für Hipster und Roadburn-Besucher (Die Zutaten sind alle vorhanden: Knarziger Bass, peinliche MERCYFUL FATE-Vergleiche von Seiten des Labels, Frau am Mikro...) und mich stört's einfach nicht mehr so sehr. Mit dem Alter kommt scheinbar die Entspannung in solchen Belangen. Wobei ich nicht weiß, ob mir das frühere Zeug mittlerweile tatsächlich gefallen würde. Fest steht aber, dass "To Your Death" ein richtig tolles Album ist und schon die ganze Woche über meine Anlage blockiert. Anfangs hat mich nur der hymnische Opener "Neon" angefixt, den ich mir eigentlich nur anhören wollte, um meine Vorurteile bestätig zu bekommen. Als ich das Album dann im Laden liegen sah, dachte ich mir "Was soll's!" und seitdem bin ich angefixt. Dabei machen CHRISTIAN MISTRESS absolut nichts neues. Und gerade da verbirgt sich die Stärke der Scheibe! Aus ganz herkömmlichen Zutaten und Songstrukturen, in einem traditionellen Stil spielend, neue Emotionen und Reaktionen aus dem Zuhörer rauszukitzeln, ist für mich etwas besonderes. Innovationen und Fortschritt sind in der Musik wichtig, gerade im Metal-Genre, welches gerade im klassischen Bereich noch zu oft auf der Stelle tritt, aber zwischen Innovation und reiner N.W.O.B.H.M-Kopiererei gibt es noch einen dritten Weg, und dieser erfordert meiner Meinung nach ebenso viel Talent wie die Innovation, nämlich die Erschaffung neuer aufregender Songs aus Riffs oder Melodien, von denen man eigentlich dachte, sie schon hunderte Mal gehört zu haben.
CHRISTIAN MISTRESS schaffen das zum Beispiel in dem grandiosen "Open Road", der mich vor allem im letzten Drittel ("Call me if you're on the road, that leads us to the end...") dermaßen mitreißt und emotional durchrüttelt, das es eine wahre Freude ist. Oder in dem bereits angesprochenen "Neon", mit seinen wunderbaren Gesangslinien. Ich gebe zu, nicht alle Songs sind dermaßen gelungen. Gerade das abschließende Instrumental "III" ist verzichtbar. Wenn sie das Hymnische von "Neon", die Energie von "Open Road" und den wunderschönen, aber zu kurzen Blues von "Ultimate Freedom" noch mehr auf der Platte verteilt hätte, ich wäre absolut begeistert. So finde ich's nur richtig geil, aber das ist schon mehr, als ich mir jemals von der Band erhofft hätte. Ach ja, eine gewisse Ähnlichkeit zu SLOUGH FEG lässt sich tatsächlich nicht leugnen, aber dann eher zu "The Animal Spirits" als zu "Atavism", wobei Mike Scalzi & Co. die Mätressen natürlich rein technisch an die Wand spielen.
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Re: 2015 - Eine kleine Nachlese

Beitragvon Siebi » 26. Februar 2016, 18:38

Wunderbare letzeburgische Eindrücke bis jetzt für mich geiler Scheiben. Weiter so, zelebriere er mit jedem Wort!
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Re: 2015 - Eine kleine Nachlese

Beitragvon Metalfranze » 26. Februar 2016, 21:14

Schön geschrieben und ziemlich deckungsgleich mit meinen Erfahrungen speziell bei Terminus und dem Argus Vergleich finde ich mich wieder und bei Mountain Throne haben wir halt wieder ein Meisterwerk erwartet und nicht die immer noch sehr gute Resteverwertung von Stormcoven.
Christian Mistress kenn ich nicht und das wird sich auch nicht ändern, da ich mit Heulbojen nichts anfangen kann.

Edit: Sieht man sich in Karlsruhe?
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Re: 2015 - Eine kleine Nachlese

Beitragvon Darth Bane » 26. Februar 2016, 22:04

Metalfranze hat geschrieben:Schön geschrieben und ziemlich deckungsgleich mit meinen Erfahrungen speziell bei Terminus und dem Argus Vergleich finde ich mich wieder und bei Mountain Throne haben wir halt wieder ein Meisterwerk erwartet und nicht die immer noch sehr gute Resteverwertung von Stormcoven.
Christian Mistress kenn ich nicht und das wird sich auch nicht ändern, da ich mit Heulbojen nichts anfangen kann.

Edit: Sieht man sich in Karlsruhe?


Also die markig rauchige Stimme Heulboje zu nennen,naja.....
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Re: 2015 - Eine kleine Nachlese

Beitragvon Metalfranze » 26. Februar 2016, 22:47

Darth Bane hat geschrieben:
Metalfranze hat geschrieben:Schön geschrieben und ziemlich deckungsgleich mit meinen Erfahrungen speziell bei Terminus und dem Argus Vergleich finde ich mich wieder und bei Mountain Throne haben wir halt wieder ein Meisterwerk erwartet und nicht die immer noch sehr gute Resteverwertung von Stormcoven.
Christian Mistress kenn ich nicht und das wird sich auch nicht ändern, da ich mit Heulbojen nichts anfangen kann.

Edit: Sieht man sich in Karlsruhe?


Also die markig rauchige Stimme Heulboje zu nennen, naja.....

Das kommt davon wenn man urteilt bevor man eine Hörprobe macht. :harrr:
Markig rauchig, naja, aber gute Scheibe mit Ohrwürmern sagt Bandcamp. <3
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Re: 2015 - Eine kleine Nachlese

Beitragvon The-Aftermath » 29. Februar 2016, 16:59

Metalfranze hat geschrieben:Edit: Sieht man sich in Karlsruhe?


Höchstwahrscheinlich, ja. Kommst du auch?
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Re: 2015 - Eine kleine Nachlese

Beitragvon Metalfranze » 29. Februar 2016, 17:17

The-Aftermath hat geschrieben:
Metalfranze hat geschrieben:Edit: Sieht man sich in Karlsruhe?


Höchstwahrscheinlich, ja. Kommst du auch?

Ticket ist gebucht, werde also zusammen mit dem Ghoul und noch einem Kumpel dabei sein.
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Re: 2015 - Eine kleine Nachlese

Beitragvon Killmister » 29. Februar 2016, 19:40

The-Aftermath hat geschrieben:
Metalfranze hat geschrieben:Edit: Sieht man sich in Karlsruhe?


Höchstwahrscheinlich
, ja.


Ich glaub es hackt :ehm: , dieses Mal keine Ausreden!!!
Wenn man etwas nicht mag, ist einem weniger davon lieber.
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