
Im australischen Untergrund der 80er machte sich eine Band auf, die Grenzen der Musik mit eigen gefertigten Werkzeugen auszuweiten. Angefangen mit rauem Death Metal entwickelte sich die von Adam Aguis gegründete Band ALCHEMIST über viele Jahre zu einer avantgardischer Verschmelzung diverser musikalischer Ausrichtungen. Unter anderem Prog, Psychedelia, orientalische Melodiebögen, Elektronische Musik, Space, Sampling u.a..
Bevor das Debüt erschien suchte die Band auf drei Demos ihren ungewöhnlichen Klang, der sowohl brutal als auch (von Floyd inspiriert) ganz experimentierfreudig sein sollte.
'93 erschien das erste Werk, welches man auf den Namen Jar Of Kingdom getauft hatte. Eine psychedelische Death Metal Erfahrung, die noch vergleichsweise sparsam an Elektronik war und bis auf einige Ausnahmen sehr brachial, aber schon experimentell ertönte. Ein Rohdiamant, der wie auch viele andere Debüts eine Herzangelegenheit darstellt. Eine Prophezeiung der kommenden Königreiche...

Der Nachfolger, Lunasphere, erschien zwei Jahre später und präsentierte die Band mit einer deutlich Keyboard-orientierten Basis. Der raue Teil blieb, dabei rückten die Synthies mehr ins Tagesgeschehen der Songs und boten den direkten Kontrast zu schweren Riffs und tribal Drums. Das Ausnahmetalent von Adam und seinen Bandkollegen war spätestens hier deutlich zu merken. Als würde man alten Prog mit heftigen Metalausbrüchen und exotischen Melodien in ein Mixer stecken. So unglaublich die Umsetzung klingt, so authentisch klingt sie.
Weitere zwei Jahre vergingen und die Band blieb fleißig. Spiritech war die vollendete Suchaktion nach dem I-Tüpfelchen in dem detailreichen Soundgemisch. Sehr elektronisch, aggressiv, auf den Song fixiert und mit dem typischen ALSCHMIST Andersdenken gehört das Album zu ihren stärksten und innovativsten Werken. Wie man solche Songs schreibt, bleibt ein Geheimnis der Australier.

Jahr 2000, Millenium, Organasm. Das Album macht da weiter, wo der Vorgänger aufgehört hat. Noch weniger Gebolze, noch mehr Songwriting. Ein organischer Sound, der die Feinheiten der einzelnen Lieder noch exakter auf die Leinwand des Hörbaren projiziert. In den spacigen Parts verliert man oft das Gefühl, dass man momentan Metal hört, bis die tribal-artigen und dominatnen Schlagzeug-Parts einsetzen und gewaltige Riffs einleiten. Die Songs könnten teilweise für die Tanzfläche in den Clubs dienen, nüchtern betrachtet wären sie aber wohl zu sperrig dafür.
Zusammen mit Spiritech bildet dieses Album den Höhepunkt des Schaffens und eine intensive Erfahrung von der anderen Seite der Welt.
Und wieder verstrichen drei Jahre bevor das Album Nummer 5 erschien. Austral Alien wurde ganz sauber produziert, die meisten 'dreckigen' Elemente gehörten der Vergangenheit an. Wenn man es genau nimmt, ist dies das melodische Album von ALCHEMIST. Sogar fast balladeske Momente bietet das Album, nichtsdestotrotz ist es ein nicht zu verwechselndes und würdiges Album.
Tripsis war das letzte Lebenszeichen der Band, dabei ein weiteres Highlight in der Diskographie. Ein kraftvoller Sound, Ohrwurm-Songs, Heaviness, Prog, Elektronik etc.. Ein Album wie aus einem Guss, ohne jegliche Scheuklappen, ohne Trend, ohne dem festgefahrenen Prog Metal. Reines Denken und Experimentieren auf 5 min. Song-Länge. Eine Schande, dass die Band selbst bei ihrem letzten, mächtigen Werk in Europa kaum Anhänger finden konnte...

Persönliches
So lang ich die Band auch kenne, so kurz ist auch das positive Feedback zu dieser. Für mich total unbegreiflich und eigentlich inakzeptabel. Diese Band war mehr als nur der spröde Begriff 'progressiv', mehr als die Beherrschung aller Tonleitern, mehr als das Abkupfern der Ansätze von klassischen Prog Bands. Es gab und gibt Bands, die eine Vision auf einem einsamen Pfad verfolgen und ALCHEMIST gehörten zweifellos dazu.
Die Erinnerung bleibt...
Line-Up
Adam Agius – Gesang/Gitarre/Keyboards
Roy Torkington – Gitarre
John Bray – Bass/Keyboards/Samples
Rodney Holder – Drums
Diskographie
Jar Of Kingdom (1993)
Lunasphere (1995)
Spiritech (1997)
Organasm (2000)
Austral Alien (2003)
Tripsis (2007)
Kostproben gefällig?
Von Album Nr. 1
Jar of Kingdom
Von Album Nr. 2
Yoni Kunda
Von Album Nr. 3
Spiritechnology
Von Album Nr. 4
Evolution Trilogy
Von Album Nr. 5
Alpha Cappella Nova Vega
Von Album Nr. 6
Grasp The Air