Siebi hat geschrieben:Storming the Gates hat geschrieben:Pavlos hat geschrieben:"Waren die 90er wirklich so schlimm?" fragt das Deaf Forever, und nachdem ich mir nun die Titelstory-Texte von MĂĽhlmann und Hesse durchgelesen habe, muss ich (aus Metalsicht gesehen) ein ganz klares "Ja, verdammt nochmal!!!" als Antwort geben.
Klaro wurde weiterhin fantastische Musik erschaffen, man muss sich nur mal die Texte von Kohsiek und Brandt (herrliche Liste!!!) durchlesen, aber in den Plattenläden dieser Welt wurde fortan ganz, ganz, ganz, ganz viel furchtbares Zeug unter Metal(!!!!) einsortiert. Man muss sich ja nur mal die Top 200 der DF Crew anschauen um zu erkennen, wie kaputt dieses Jahrzehnt war. Backyard Babies, Biohazard, Foo Fighters, Ministry, Helmet, Nine Inch Nails, Pitchshifter, Rammstein, Therapy?, Turbonegro, Weissglut, etc. Das ist alles schon verdammt weit weg von dem, was in den 80ern erschaffen wurde.
Und solche Namen muss man im DF lesen, ey.
Genau so ist es!!!
Ist es nicht! Foo Fighters, Helmet und Therapy? wurden bei uns in Plattenläden nicht unter Metal sondern Alternative subsumiert und geilen Metal gab es nach wie vor. Die "13" der Backyard Babies oder die ersten Turbonegro-Alben sind teils punkiger Rock 'n' Roll-Stoff, den man natürlich Kacke finden kann.
Aber, wer spricht da von Heavy Metal? Oder was regt hier auf? Ich versteh's scheinbar nicht, gerade bei einem Open-Minder wie dem lieben Griechen, der jedes Prog-, NWoBHM- oder sonstiges 70er Weichgeflöte in den Himmel lobt. Bitte um Aufklärung.
Vielleicht ist deine Frage "was regt hier auf?" genau die Richtige. Ich habe mich beim Lesen des DF Specials schon ein paar Mal gefragt, warum ich mich zwischenzeitlich angewidert abgewandt habe, obwohl ich viele der besprochenen Alben in meiner Sammlung habe und einiges davon auch heute noch wirklich sehr gerne höre. Für mich kann ich nach einigem Nachdenken sagen - Es geht mir gar nicht um die in 90ern veröffentlichte Musik, die mich dieses Jahrzehnt so furchtbar finden lässt, sondern damit in Zusammenhang stehende Faktoren.
Ich habe fast die komplette zweite Hälfte der 90er (und teilweise auch schon davor und bis 2003) in einem kleinen auf Rock und Metal spezialisierten Laden (neben meinem Studium und teilweise auch später) gearbeitet. Der Alex wird sich an das "Hellsound" in Herborn sicherlich noch erinnern.
Das, was mich bis heute kotzen lässt, waren die Typen, die plötzlich in der Szene auftauchten, oder die sich auf einmal für Meinungsmacher hielten, da sie als Korn, Helmet, Rage Against The Machine, etc p.p. Hörer natürlich die Weisheit mit Löffeln gefressen hatten. Das Wort "Klugscheißer" wäre im Zusammenhang mit diesen Typen ein wahrer Euphemismus.
Immer, wenn ich mich dann durchaus auch als Freund der traditionellen Töne zu erkennen gab, hatte ich das Gefühl, dass Mitleid jetzt kübelweise über mich ausgeschüttet wurde. Und das meist nur mit einem Blick, oder einem unverschämten Kommentar. Damit einher ging bei mir das Gefühl, die eigene Szene entrissen zu bekommen, dass ich damals ganz furchtbar fand. Wir Jungs in der Provinz waren ja gewohnt, dass es von uns nicht viele Gleichgesinnte gab, aber nun schien der "Feind" im eigenen Lager zu sitzen. Das tat, und tut weh.
Dazu gab es zwar die ganzen Veröffentlichungen, die z.B. Martin Brandt besprochen hat. Aber es war ganz und gar nicht einfach, da überhaupt ranzukommen. Internet gab es ja noch nicht (jedenfalls noch nicht so richtig...
).
Zum Schluss möchte ich auch noch erwähnen, dass die Qualität der Veröffentlichung der 90er in der Spitze meiner Meinung nach längst nicht das Niveau von heute erreichen. Dennis Gulbey hat z.B. seinerzeit in seinem Fanzine (ich glaube es war die Nummer 3 des Sentinel Steel) die Band "Skylark" in den siebten Himmel gelobt. Oh Mann, ich versuche bis heute mir das Album "schön zu hören"....
Daher mag ich die 90er (trotz einiger sehr guter Alben und Bands) NICHT!