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Die SACRED METAL-Page auf dem Dynamo

DYNAMO-Open-Air 1999 - und das erstmals backstage! Meine Premiere als "wichtiger Mensch hinter der Bühne" sollte zu einem durchaus spassigen und lohnenden Vergnügen werden, doch dazu später... Erstmal der Reihe nach: Los ging's am Freitag, den 21. Mai mit zwei Kumpeln (Hallo Heiko und Ingo "Hate"!) aus Osnabrück so gegen 11 Uhr, wobei wir zunächst Station bei einem örtlichen Riesensupermarkt machten, um uns mit ein paar Paletten "flüssigem Brot" und anderem wichtigen Kram (Dosenfutter, Chips, Wasser (für den Morgen danach...)) einzudecken. Nachdem alles im Auto verstaut wurde, ging's dann auch direkt los. Halt, immer noch nicht ganz direkt, denn Ingo wollte noch Station in Dortmund bei Century Media (Gruss an Yvette und Co.!), wo er so ziemlich jeden kannte (und - ganz wichtig -  IHN jeder kannte...) und bei einem örtlichen T-Shirt-Laden machen. Danach ging's aber wirklich gen Holland. Leider schleppten wir uns aufgrund des Pfingsverkehrs nur mässig schnell über die Autobahn. Je näher wir gen Mierlo kamen, desto langsamer konnten wir fahren. Ich habe meine Palette Püls übrigens direkt nachdem wir aus den Büros von CM kamen, angebrochen, und auch dank einiger klasse Tapes (die neue Arch Enemy kickt verdammt ass, ebenso Dark Tranquillity!!) verging die Zeit dann doch recht schnell. Die Vorfreude tat sein übriges, und so erreichten wir geschafft, aber freudig erregt (...) das Gelände. Ingo war ein bischen enttäucht, dass er Darkane verpasste, ich, dass ich Angra nicht sah (später sollte ich André Matos auf dem Klo treffen...), aber egal! Wir waren backstage! Wir mussten nicht stundenlang auf die Shuttle-Busse warten, wie die 50.000 anderen und konnten es dadurch recht gemütlich angehen lassen. Leider konnten wir trotzdem nicht ganz bis zum Backstagezeltplatz vorfahren, und so warteten wir auf "unsere" Shuttles, die aus Geländewagen bestanden und auf die wir uns und unser Gepäck verfrachteten. Mittlerweile war es schon 22 Uhr, und während Heiko und ich das Zelt aufbauten, schallten uns Sodom aus dem Hintergrund entgegen. Wäre ich aber auch nicht unbedingt sooo scharf drauf gewesen...

Als alles stand, wollte ich mich schön gemütlich auf die Suche nach einem Telefon machen, um meine Freundin anzurufen, doch unfassbarerweise konnte mir KEINER der Ordner, Security-Leute und Dynamo-Service-Menschen sagen, wo eines und ob überhaupt eines da ist. Man schickte mich von A nach B, von B nach C und wieder zurück nach A, einen kurzen Zwischenstop bei B machend. Mittlerweile hatte ich echt einen dicken Hals, weil ich aufgrund meiner (vergeblichen) Suche Lacuna Coil und Anathema verpasste, die ich beide gerne gesehen hätte. Meine Füsse taten auch ziemlich weh, ich hatte Rückenschmerzen vom Tragen des Rucksackes und so kam es, dass ich müde as steel auf den Auftritt von Therion samt Orchster verzichtet und mich stattdessn den sanften Träumen in meinem Schlafsack hingab.

Samstag, 22. Mai

Um 10 Uhr stand ich ausgeschlafen und voller Vorfreude auf den heutigen Tag auf, und machte mich erstmal auf den Weg zu den nur ca. 200m entfernten Waschräumen, um mir ein bischen den Schlaf aus den Augen zu spülen und um mir die Zähne zu putzen. Dann ging's zum ersten Mal im hellen über das Backstage-Gelände, wo diverse Leute schon draussen auf den Holzbänken sassen, um sich das ein oder andere Bier einzuverleiben und um mehr oder weniger business-getränkte Gespräche zu führen. Ich machte mich aber auf den Weg zur zum Glück ebenfalls direkt um die Ecke liegenden Zeltbühne, wo Cage um 12 Uhr den ersten Höhepunkt markieren sollten. Leider hatten sie nur eine halbe Stunde Zeit, um den Leuten Ihren reinrassigen Heavy Metal, bestehend aus Songs Ihres Debüt "Unveiled" Euro-Release im August!) um die Ohren zu pusten.  Ich war auf jeden Fall hellauf begeistert, und obwohl der Sound alles andere als hervorragend war, war's ein Spitzenauftritt einer sehr guten Band. Witzig sah der eine Gitarrist aus, der aus ein paar Muskelpaketen bestand, die Manowar zur Ehre gereicht hätten. Zwischendurch konnte mir tatsächlich jemand den Weg zum Telefon beschreiben, und es sollte sich schliesslich herausstellen, dass dieses eine das EINZIGE FUNKTIONIERENDE auf dem ganzen Gelände war. Dementsprechend lange stand ich an (gut eine Stunde), meine Laune ging wieder etwas den Keller hinunter...

Nach der True-Metal-Dusche der Extraklasse von Cage spielten The Haunted auf der Zeltbühne und bliesen mich völlig weg! Eine Mischung aus old-school-Thrash und moderneren Sachen wurde von den Schweden überaus packend und knallhart durch die Boxen gepustet. Geilst! Leider konnte ich mir den Auftritt nicht ganz angucken, denn auf der Hauptbühne war Techno-Thrash der extremsten Sorte angesagt! Meshugga (ebenfalls aus Schweden) beeindruckten mich durch Ihre höchstkomplexen und total uneingängigen Songs, die prfekt wiedergegeben wurden. Es war dabei aber nicht so, dass jeder der Musiker den Aktionsradius einer Briefmarke hatte, vielmehr ging richtig die Post ab! Die vier bangten und stampften sich die Seele aus dem Leib, so dass es schon fast an ein Wunder grenzte, dass man so tight und auf den Punkt spielte. Obwohl der Gesang nicht gerade meinem Geschmack entsprach, war es ein verdammt guter Gig! Fazit: Meshugga waren die vielleicht technisch und musikalisch beste Band des gesamten Festivals! Nashville Pussy standen als nächstes auf dem Programm. Eigentlich hätte ansehen auch genügt, denn musikalisch war der "Asoziale Rotzrock" (O-Ton Rock Hard) recht unspektakulär. Die beiden Gitarristinnen sahen jedoch klasse aus und zogen sich während des Gigs auch schön ihre Shirts aus. War toll! Man ist ja nicht oberflächlich... Von Grip Inc. war ich eigentlich noch nie sonderlich begeistert (obwohl ich Waldemar als netten Menschen kennengelernt habe) und so fand ich Ihren anschliessenden Auftritt auch nicht so klasse. Viel besser waren da schon The Gathering, die nicht nur Songs Ihres aktuellen Album "How To Measure A Planet" spielten, sondern auch ältere Sachen wie "Strange Machines" in die begeistert mitgehende Menge warfen. Aneke hat einfach ein vereinnahmendes Wesen und so zeigte nach dem 50minütgen Auftritt nicht nur mein Daumen nach oben. S.O.D. fand ich dann richtig beschissen, ich kann mit dieser Art Geknüppel einfach herzlich wenig bis gaanix anfangen. Kultfaktor hin, Tradition her: für mich hat das mit Metal nichts zu tun! Danach verspeiste ich meine erste (und keinesfalls letzte) Portion "Patat", holte mir ein paar Biere aus dem Zelt und freute mich wie ein Kleinkind auf die Kings Of Metal Manowar! Um 22 Uhr 15 war es dann endlich soweit, die berühmte Ansage ("Ladys and Gentlemen, from the United States Of America, all hail - MANOWAR!") erklang und ein ohrenbetäubender Jubelsturm brach los. Die vier New Yorker legten standesgemäss mit "Manowar" los, bevor Ihr phänomenales "March For Revenge" meine Stimmbänder das erste Mal auf die Probe stellten. Natürlich wurde nicht auf das DeMaio-Basssolo verzichtet, und für "The Gods Made Heavy Metal" bat man wieder einen Nachwuchsgitarristen sowie ein "Chick" auf die Bühne, die selbstverständlich Ihren "Oberkörper frei machen" sollte. Ich sah auch endlich mal, wie drei der vier Kings mit ihren Motorrädern auf die Bühne kamen, und "The Power" liess meinen Kopf so richtig kreisen. Leider war nach 90 Minuten schon wieder alles zu Ende, "Battle Hymn" wurde wieder nicht gespielt und ich begab mich mit ein paar Leuten wieder in den Backstagebereich, darauf hoffend, dass mir doch vielleicht der eine oder andere Manowarler über den Weg laufen würde. Leider hoffte ich vergebens...  Trotzdem waren die Kings wieder mal die Kings!!

Sonntag, 23. Mai

Der Sonntag begann schon wie der Samstag: mit Sonnenschein und einer tollen Auftaktband. Vorher nahm ich aber eine entspannte Dusche im immer noch nicht verdreckten Waschraum (die Fans auf dem Hauptgelände mussten zu dem Zeitpunkt schon durch knöcheltiefen Matsch waten) und ich fühlte mich "alive & well" genug, um dem King und seinen Mercyful Fate-Brothern zu huldigen. Halt, davor machte ich noch einen Abstecher auf den Metalmarket, der wieder mal in einem riesigen Zelt stattfand. Moment! Ein großes Zelt in Kombination mit Sonne und hunderten verrückter Metaller? Richtig, drinnen war es bullenheiss und gerappelt voll, so dass ich nach gut einer halben Stunde nassgeschwitzt und leicht genervt war. Dennoch hat es sich für mich gelohnt, denn ich habe u.a. mit der "Target: Earth"-CD von Screamer recht billig eine ziemlich Rarität erstehen können. Dann sollte es soweit sein! Ich war total gespannt auf den Auftritt von MF, hatte ich doch bisher weder King Diamond noch die dänische Metallegende live gesehen. Und ich wurde nicht enttäuscht! Herr Diamant, in voller Maskerade, mit Zylinder und Knochenmikroständer, war sehr gut bei Stimme und musikalisch brennt bei Hank Sherman, Mike Wead und Co. eh gar nichts an. Man spielte in den leider nur 50 Minuten nicht nur Songs der gutklassigen neuen CD "9", sondern auch Über-Klassiker der Marke "Come To The Sabbath". Alles in allem ein fantastischer Gig! System Of A Down, Monster Magnet und Biohazard waren mir dann zu sehr Heavy Metal, von daher verzichtet ich liebend gerne darauf. Ich zog es vor, mit u.a. den "What's Metal"-Radioleuten aus Osnabrück ein paar Biere zu zischen, versagte aber dabei leider völlig bei einem Interview, das man mit mir machte. Naja, hört ja eh keiner (hö hö - Gruss an Euch!!)... God Dethroned's aktuelle Scheibe habe ich irgendwie verloren, ich weiss aber noch, dass mir "Bloody Blasphemy" ziemlich gut gefiel (nachzulesen auch auf den Reviewseiten). So kam es dann auch, dass ich mir um 17 Uhr die Holländer auf der Zeltbühne ansah. Energiegeladen bretterten sich die Lokalmatadoren durch ihren Set und überzeugten durch die Bank mit gnadenloser Härte und Power. Danach war Kasperletheaterzeit, denn Dimmu Borgir betraten so richtig böse geschminkt die Bühne. Soundmässig war's leider wieder eine ziemlich Katastrophe (wie bei fast jeder Band des Wochenendes...), da die Gitarren viel zu leise waren, doch so richtig übel waren Dummi Burger dann auch nicht. Ich zog es dennoch vor, mir mal kurz Fear Factory auf der Hauptbühne anzutuen, doch die Elektronik-Thrasher konnten mich erwartungsgemäß nicht so richtig begeistern. Ist irgendwie Brüllaffenmusik, die mir nach einer Zeit echt auf den S... geht. Danach verpasste ich leider Apocalyptica, weil ich ja auch mal wieder etwas essen musste (was wohl?), und die Palette Gerstenkaltschale konnte ja auch nicht so voll bleiben. Um 22 Uhr betrat dann die grösste und erfolgreichte ROCKband der Welt die Hauptbühne. Ich war von Metallica dann aber doch angenehm überrascht, spielte man doch erfreulich viel "old stuff" (ja, als sie noch Metal waren!) und ich überraschte mich bei Klassikern wie "Master Of Puppets", "Damage Inc." oder "One" ein ums andere Mal beim Mitsingen. Bei dem Gig stand ich im übrigen neben Vicious Rumors-Gitarrist und Pechvogel Nummer Eins, Geoff Thorpe, der mir ein paar Details zur neuen VR-Scheibe (wird "Sadistic Symphonies" heissen, einen neuen Sänger hat er aber noch nicht gefunden) erzählte und sich auch ansonsten als ein sehr angenehmer und netter Gesprächspartner herausstellte. Da das "Power Pack" auf der Zeltbühne bereits um 21 Uhr 35 beginnen sollte, verzichtete ich auf den Rest Metallica und machte mich auf den Weg. Begonnen werden sollte mit Nocturnal Rites, die eine solide, allerdings auch durch den schlechten Sound leidenden Performance hinlegten. Man spielte sich größtenteils durch das hervorragende letzte Album "The Sacred Talisman", aber auch der Vorgänger "Tales Of Mystery..." wurde berücksichtigt. Danach sollten eigentlich Gamma Ray auf die Bretter, die verspäteteten sich aber so dermassen, dass man erst um 2 Uhr spielen konnte. Also zog man die Italiener Labyrinth vor, und die nutzten die Gunst der Stunde voll aus. Egal ob das hypereingängige "Lady Lost In Time", die Hymne "Thunder" oder das tolle "Moonlight" - der neue alte Sänger Rob Tyrant überzeugte mit seiner melodisch-hohen Stimme und die beiden Gitarristen brillierten sich durch die teils rasend schnellen Riffs. Die Keyboards waren leider etwas laut in den Vordergrund gemischt, und ich frage mich sowieso immer, warum die Bassdrums so laut bollern müssen. Aber egal, Labyrinth waren geil, irgendwie "Metal" und die Stimmung war auch gut. Was will man mehr? Naja, vielleicht Overkill, die mich dieses Mal live endlich aus den Socken kippten. Ich sah sie schon zweimal vorher, doch so gut wie an diesem Abend noch nie. Blitz war die Energie in Person, die beiden Riffmonster an den Gitarren (allen voran Ex-Liege Lord-SÄNGER Joe Cameau) trafen da, wo's wehtut und die Rhytmussection tat Ihr übriges, um die Fans zum ausrasten zu bewegen. Zum Glück spielte man genügend alte Killertracks wie "Elimination", "The Wrecking Crew", "Evil Never Dies" (JAAA!!) und endlich mal wieder "In Union We Stand"! Alles in allem war der Auftritt Overkill's ein Triumphzug sondergleichen, der die letzten äußerst schwachen Neo-Thrash-Anbiederungen vergessen liess. Einer der besten Gigs des Dynamo's! Es blieb dann aber auf diesem Niveau, denn Nevermore waren keinen Deut schwächer! Kurz vorher traf ich Warrel Dane und Jeff Loomis und ich fragte sie, ob sie nicht bitte bitte wieder ein paar alte Sanctuary-Klassiker spielen würden. "I don't know, maybe..." war Warrel's vieldeutige Antwort. Sie spielten!! Und wie! "Battle Angels" und "Future Tense" hiessen die beiden Reminiszenzen an die alte glorreiche "Refuge Denied"- bzw. "Into The Mirror Black"-Zeit, und der Mob im Zelt ging ab wie der Teufel. Ich hatte mittlerweile schon Muskelkater vom Bangen, doch das war mir dann auch egal. Zusammen mit brillianten aktuellen Nevermore-Kompositionen wie "Dreaming Neon Black", "Poison Godmachine" oder   "Deconstruction" bekamen tausende müder und ausgepowerter Fans einen arschtighten Gig geboten, der keine Wünsche offenliess. Wahnsinn! Danach war ich so kaputt, dass ich mich zurückzog und im Backstagezelt zusah, wie sich diverse Musiker eine Bierschlacht lieferten bzw. sich genug dieses Gerstensaftes einverleibten. Gegen vier Uhr hatte ich dann auch genug und ich legte mich glücklich, verschwitzt und anständig voll in meinen Schlafsack.

Fazit
Das Dynamo wird zwar niemals in punkto Bandauswahl an das Wacken (das dieses Jahr eh unschlagbar ist!!) herankommen, dieses Jahr war in Holland aber eigentlich wieder für jeden etwas dabei. Eas fragt sich nur, ob es tatsächlich Leute gibt, die eine sooo breite Stilvielfalt brauchen...

Übrigens habe ich das ganze Wochenende kein einziges Mal ein Dixie-Klo von innen gesehen. Vermisst hab' ich's nicht...

See ya in Balingen und in Wacken!!!
(c) 1999, Michael Kohsiek