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Ernies Metaljahr 2007

Zeit für das alljährliche Rückblicksspielchen! Da gab's wie immer einiges Erwähnungswertes, deswegen ohne weitere Verzögerung:

 

Die 20 besten Alben des Jahres 2007

 

1. Candlemass - King Of The Grey Islands

Diese Schweden sind seit Jahren die erste Anlaufstelle in Sachen Doom, Robert Lowe zählt auch zu den Meistern seines Fachs - da war es keine allzu gewagte Prognose, von der ersten Kollaboration dieser Parteien ein starkes Resultat zu erwarten. Daß dabei allerdings sogar Jahrhundertsongs wie "Embracing The Styx", "King Of The Grey Islands" oder eines der fünf besten Candlemass-Lieder aller Zeiten, "Of Stars And Smoke", herausspringen würden, nicht unbedingt. "King..." läßt jeden Zweifel an Messiah-losen Candlemass mühelos dahinschwinden und ist alleine deshalb schon ein mehr als würdiges "Album des Jahres" für mich.

2. Atlantean Kodex - The Pnakotic Demos

Beinahe auf gleicher Höhe angesiedelt jedoch findet man den klaren Newcomer des Jahres (Wäre das hier ein komplettes Album, hätte ich wohl zwei erste Plätze vergeben). Wer dem guten alten Epic Metal der Manowar / Solstice / Bathory-Liga auch nur ein bißchen was abgewinnen kann, der MUSS diesen Vier-Tracker mit beinahe halbstündiger Spielzeit einfach in seiner Sammlung stehen haben. Pnakotisch, praktisch, gut.

3. Steel Assassin - War Of The Eight Saints

Coverartwork, Sound und natürlich die Songs: wenig Anderes in diesem Jahr schreit so sehr "Heavy Metal" wie das arg verspätete "Debütwerk" ("From the Vaults" zählen wir jetzt einfach mal nicht mit) der schon seit einer halben Ewigkeit aktiven Amis. Steel Assassin bieten einfach all das, was Armored Saint, Running Wild oder (die klassischen) Maiden nicht mehr können und/oder wollen. Verflucht schade, daß so etwas kaum noch angemessen gewürdigt wird (ich schaue grantelnd in Eure Richtung, Rock Hard...).

4. Manowar - Gods Of War

(*************An dieser Stelle beim Lesen bitte eine virtuelle mehrminütige Pause einschieben, um all die Nelson Muntz-like in Richtung Verfasser abgesonderten "Haaaaa-ha!"-Einwürfe abzuwarten...************)

Im Ernst: Klar ist der Sound auf dieser Scheibe völlig mißlungen, klar hätte ich auf zwei, drei der ausufernden Keyboard-Zwischenspiele verzichten können - aber daran, daß Manowar hier ihr für meinen Begriff mit einigem Abstand spannendstes Songmaterial seit "The Triumph Of Steel" vorlegen, ändert das kaum etwas. Theatralisch, bombastisch, meisterhaft. Und Eric Adams ist nach wie vor Gott.

5. Doomsword - My Name Will Live On

Mit den italienischen Pseudonymträgern hatte ich so recht schon gar nicht mehr gerechnet. Ein Fehler, denn Album Nummero Vier ist zugleich die stärkste Vorstellung von Deathmaster&Co. seit dem selbstbetitelten Debüt: nicht mehr derart penetrant auf der Bathory-/Wikinger-Welle segelnd, abwechslungsreicher denn je und auch gesanglich hat sich der Mainman noch mal ordentlich steigern können. Let me tell you about the days of high adventure!

6. Destructor - Forever In Leather

Kurz und knapp: solange bei Exciter weiterhin gar nix passiert, kann man sich kaum besser die Zeit bis zur Abstellung dieser Tatsache vertreiben als mit "Forever In Leather". Power und Speed bis zum Abwinken!

7. Timelord - Regeneration

Mit diesen beiden Vokabeln assoziierte ich bisher eigentlich nur zeitreisende Exzentriker mit monströsen Schals vom Planeten Gallifrey. Heuer steht "Timelord" aber auch für nahezu perfekt inszenierten, technisch versierten US-Metal (der nur deshalb noch nicht ganz oben steht, weil größere Taten nach Manier der letzten Pharaoh eher noch in der Zukunft liegen!) - und wer gleich zu Debützeiten den Ritterschlag von Raven-Sirene John Gallagher (furioses Cover von "Faster Than The Speed of Light"!) erfährt, der hat eh schon gewonnen.

8. Helloween - Gambling With The Devil

In Hamburg hält der Aufwärtstrend klar an: spätestens seit "Gambling..." und dessen ein weiteres Mal klar verbesserten, detailreicheren Gitarrenarbeit sind die Kürbisköpfe wieder auf dem Weg an die nationale Melodic-Speed-Tabellenspitze. Da ist auch die neue, leider eher routinehaft ausgefallene Gamma Ray keine wirkliche Konkurrenz...

9. Reverend Bizarre - III: So Long Suckers

Sieben Lieder, über zwei Stunden Spielzeit: keine Frage, das ist Doom. Und was für welcher. Leider ist der Plattentitel Programm und die Band mittlerweile Geschichte. Deswegen gilt zwar noch lange nicht die Botschaft des Aufklebers auffem Cover ("Doom Metal is dead"), aber schade ist's allemal.

10. King Diamond - Give Me Your Soul, Please

Die obligatorische Gruselstory wirkt diesmal etwas sehr obligatorisch (weniger freundlich könnte man wohl auch einfach Homer-like "laaaaangweilig!" brüllen), aber bei der Musik gibt es beim Dänenkönig auch anno 2007 absolut nix zu meckern. Die anfangs etwas unspektakulär erscheinende "Give Me Your Soul, Please" entpuppte sich mit zunehmendem Airplay sogar als ein echter Grower.

11. Saxon - The Inner Sanctum

Wie immer halt. Neu erfinden kann sich die Band hiermit eher nicht (die vergleichsweise düstere Stimmung ist Kennern von Alben wie "Metalhead" ja auch nix Neues mehr), aber auf diesem Niveau kann man ruhig auch mal 'ne Platte lang auf der Stelle treten. Somit bleibt der größte Aufhorcher im Vergleich zum Vorgänger wohl das markantere Schlagzeugspiel von Rückkehrer Nigel Glockler.

12. Cage - Hell Destroyer

Über die Spielzeit von beinahe 80 Minuten vielleicht hie und da etwas eintönig ausgefallen, aber alles in allem begeistert der schwer Priest-inspirierte Power Metal der Amis auch beim vierten Male wieder völlig. Extraklatscher gibt's für den grandiosen gleichnamigen Tribut an "King Diamond" - anders geartete Extraklatscher an Blaze Bayley verkneifen wir uns in Zukunft aber, gelle? Ich will Euch schließlich nicht mit Hohlbroten wie Ted Nugent einsortieren müssen.

13. Dekapitator - The Storm Before The Calm

Thrash war dieses Jahr wohl der Trend Nr. 1 im Underground. Nichts könnte mir sympathischer sein, allerdings braucht so manch eine Truppe noch ganz klar ein paar Extra-Jährchen zum Reifen des Songwriting-Prozesses, bevor da echte Juwelen entstehen können. Dieses Problem haben die schon etwas länger aktiven Amis von Dekapitator nicht, und so ist hier für meinen Begriff das stimmigste Werk der neuen Dreschfront entstanden.

14. Evocation - Tales From The Tomb

In Sachen Death Metal war 2007 wohl eher ein dürftiges Jahr, so daß dieser feine Brocken Schwedenstahl die rühmliche Ausnahme darstellt. Denn die erstmals schon zu Early-Entombed-Zeiten aktiv gewesenen Evocation fahren auf "Tales From The Tomb" alles auf, was der Elch-Enthusiast sich wünschen könnte: Seagrave-Cover, Lovecraft- inspirierte Lyrix und natürlich dezent melodische Röchel- und Rülps-Hymnen für die Ewigkeit.

15. Agent Steel - Alienigma

Anfangs sicher leicht gewöhnungsbedürftiger, aber nichtsdestotrotz wie üblich Qualität ohne Ende versprühender Brocken Edelstahl von den ufoverrückten Amis (die es spätestens mit diesem Release wohl endgültig auf die Thrash-Schiene verschlagen hat). Für das nächste Mal wünsche ich mir aber wieder etwas mehr oldschooligen Gesang, gelle...

16. Fueled By Fire - Spread The Fire!

Mehr Thrash, mehr Speed, mehr Beweise für die Ansicht, daß es der Szene qualitätstechnisch eigentlich kaum auffallen würde, wenn gealterte Witzblattnummern wie Megadeth, Metallica oder Anthrax endgültig das Eremitendasein im ländlichen Tibet aufnehmen würden. (Raum nach oben gibt es bei FBF aber natürlich immer noch, denn an die ganz großen Glanztaten der Vorbilder aus den 80ern kommt man bisher nur bedingt ran. Dennoch: hier marschiert Ernest mit einem Riesenspaß mit "to hell".)

17. The Prophecy - Revelations

Allerfeinster Doom Death aus dem Vereinigten Königreich, der eigentlich jedem Fan älterer My Dying Bride, Anathema und wie sie nicht alle heißen, mal ein Ohr oder zwei wert sein sollte. Denn "Revelations" ist ein nahezu makelloser Vertreter seiner Gattung...

18. The Donnas - Bitchin'

SO hört sich eine wie für den Sommer gemachte Gute-Laune-Rock'n'Roll-Platte an! The Donnas lieben die Achtziger (und ohrenscheinlich auch Bands wie Girlschool, Def Leppard & Co.), und dafür lieben wir sie! Ohrwurmfabrikant des Jahres.

19. Magnum - Princess Alice And The Broken Arrow

Jawoll, das sind wieder die Magnum, wie ich sie liebe. Die absolut magische Atmosphäre wie auf diesem Album haben die Briten um Bob Catley in dieser Form seit guten 20 Jahren nicht mehr so gelungen hinbekommen, und mit Glanzlichtern wie "When We Were Younger" oder "Out Of The Shadows" haben sich auch mal wieder ein paar Instant-Klassiker eingeschlichen.

20. Machine Head - The Blackening

Daß Thrash Metal so irgendwie der Sound des Jahres wurde, ist ja schon überraschend genug. Daß aber auch die Modernfraktion dazu etwas beizutragen hätte, was am Ende in meiner Top 20 landen würde, darauf hätte ich nun wirklich keinen Pfifferling verwettet. Und doch haben es die Amis von Machine Head geschafft: "The Blackening" vereint in nahezu perfekter Weise den Schlag in die Fresse, den "Burn My Eyes" der verblüfften Szene einst verpaßte, mit der vergleichsweise melodischen Vertracktheit einer "Master Of Puppets". So kann es weitergehen, Herr Flynn.

 

Das beste Livealbum /die beste Musik-DVD des Jahres

In beiden Punkten stehen "Heaven And Hell", im Klartext die Dio-Besetzung von Black Sabbath, meilenweit über dem Rest. Die neuen Songs überzeugen ebenfalls durch die Bank - wenn die Band bei den Aufnahmen ihres 2008er Studioalbums also nicht alles falsch machen sollte, reserviere ich schon mal einen der vorderen Plätze des nächstjährigen Polls für diese Metalgötter!

Sonst noch aus irgendeinem Grunde erwähnt werden sollte...

Overkill - Immortalis. Gut, Top 20-Material ist das immer noch nicht, aber zumindest mal die Hälfte des neuen Materials gibt mir mehr Hoffnung als alles andere, das diese Band seit Urzeiten herausgebracht hat. Sollte sich drauf aufbauen lassen - und zumindest was das Songwriting betrifft, sind Blitz&Co. immer noch weit über den vielen Jungspunden in diesem Genre angesiedelt.

Das Kasperletheater des Jahres geht auf den immer mehr als Unsympathen geouteten Jon Schaffer zurück. Von seinen Fans und vor allem deren Erinnerungsvermögen an Interviews von vor nicht allzulanger Zeit (klarer Fall von "was kümmert mich mein dummes Geschwätz von gestern?") hält der nationalstolze Ami offenbar eher wenig. Sein neues Iced Earth-Album überzeugt aller Unkenrufe zum Trotz aber doch - wenn auch in erster Linie wegen dem Mann, den er mittlerweile reichlich unschön in die Wüste geschickt hat.

US Metal steht mal wieder in voller Blüte, insbesondere das Label Cruz del Sur Music darf sich wiederholte Male selbst die Schulter malträtieren. Acts wie Ignitor oder Icarus Witch und ihre aktuellen Alben fehlen nur deswegen in den Top 20, weil diese, öhm, nicht mehr als 20 Plätze frei hat. Wie auch immer: der Metal lebt (auch fern von Amerika entstanden z.B. mit den Neuen von Blitzkrieg oder Holy Martyr noch mehr als ein dieser Liste würdiger Beitrag!), auch wenn Teile der Fachpresse sich alle Mühe geben, das anders aussehen zu lassen.

Die neue Nightwish hingegen ist zwar immer noch nicht so recht mein Ding, aber daß das Songwriting das des strunzlangweiligen Multiplatin-Vorgängers "Once" klar um eine Liga oder zwei übertrifft, hätte ich dem Leser dieser Seiten auch nicht verschweigen sollen. Insofern: mea culpa.

Richtig peinliche Ausfälle der "Load"-Liga wollen mir jetzt beim besten Willen keine einfallen (gut!). Mehr (zum Teil deutlich mehr!) erwartet hatte ich mir aber von den aktuellen Scheiben von Bands wie Nile, Kamelot, Exodus, Therion, Gamma Ray oder Dimmu Borgir. Dazu läßt die Vorab-Single herzlich wenig von Sammets neuer Avantasia erwarten.

Mehr hingegen erwarte ich mir 2008 von: Manilla Road, Heaven And Hell, Atlantean Kodex (komplettes Album, bitteschön!), Judas Priest, While Heaven Wept, Ayreon...die üblichen Nasen halt. Und noch viel mehr die, die man noch nicht auf der Rechnung hat (puh, jetzt sind wir in alle Richtungen abgesichert...;-)). Die amerikanischen Thrasher mit "H" erwähne ich diesmal hingegen nicht - die Forderung nach einem neuen Album in den letzten drei Jahrespolls hat schließlich kein Glück gebracht. You know who you are, gell?

 

 

(c)2008, Ernst Zeisberger