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Ernies Metaljahr 2008

Die Spekulatius werden langsam alle, der Adventskranz ist so trocken, dass er schon bei einem feurigen Blick die Bude in Brand stecken könnte, und die Mächte des Bösen stellen bereits wieder die Karnevalskostüme (Vade retro, Satanas!) in den Einkaufstempeln der Nation auf. Das kann nur eines bedeuten: wir haben mal wieder einen Kalender hinter uns gelassen, und dementsprechend ist es an der Zeit, das vergangene Jahr noch mal Paroli laufen zu lassen. Ergo folgen nun, auch wenn die Auswahl vielleicht schwerer denn je fiel:

 

Die 20 besten Alben des Jahres 2008

 

1. The Gates Of Slumber - Conqueror

More than doom - so fiel zumindest das Verdikt derjenigen aus, die sich ein wenig mit dem göttergleichen Drittwerk der Amis von The Gates Of Slumber beschäftigt haben (was aufgrund der wie üblich tiefschlafenden Fachpresse leider sooo viele nicht waren...). Schlicht und ergreifend Heavy Metal, wenn auch sicher immer noch mit einer starken Tendenz zur Langsamkeit, zockt das Trio da nämlich - und legt gegenüber seinen ersten beiden, schon alles andere als misslungenen Alben sogar so etwas wie einen "Crystal Logic"-artigen Quantensprung hin.

Dessen absoluter Höhepunkt ist wohl die unglaublich atmosphärische Huldigung an Robert E. Howard ("Dark Valley Suite"), die sich im Vergleich zu vielen anderen im Genre mal erfreulicherweise textlich nicht auf die Aneinanderreihung von Urlaubszielen, an denen Conan der Barbar mal irgendwann eine warme Suppe zu sich genommen hat, beschränkt. Aber die Band ist auch auf dem (höchst irdischen) Boden geblieben, wie eine Wahnsinnsnummer wie das schnelle, den Völkermord in Darfur thematisierende "Children of Satan" beweist. Den hervorragenden Eindruck komplettieren ein erdiger, aber druckvoller Sound (Mark Shelton: Anhören!) sowie das zwar klischeehafte, aber passende Conan-Cover. Klares Album des Jahres, und es lag nicht an fehlender Konkurrenz.

2. Journey - Revelation

Ob es denn nun Sinn macht, sich einen neuen Sänger zu suchen, der sich von dem legendären alten stimmlich bestenfalls um Nuancen unterscheidet: gut, darüber kann man sicher geteilter Meinung sein. Dass es aber durchaus funktionieren kann, das beweisen uns die amerikanischen AOR-Koryphäen von Journey. Und wie geht das, fragt uns nun unser Zuleser Glenn T. aus B.? Die Antwort ist einfach: man schreibe der klassischen Stimme (Arnel Pineda ist angeblich kein Experiment mit Perry-Genen) ebenso klassische Melodien auf den Leib. Das mag nicht unbedingt originell klingen - stilistisch ergibt sich kaum ein Bruch zwischen dem Album und der ebenfalls beiliegenden Bonus-CD mit neu eingesungenen Journey-Oldies - aber wenn dabei eine derartige, nicht mal allzusehr übertrieben betitelte "Offenbarung" herauskommt, bin ich der letzte, der das naserümpfend beklagt. "Revelation" ist Sommer nach Noten (und enthält mit dem phänomenalen "After All These Years" die Ballade des Jahres)!

3. Warrel Dane - Praises To The War Machine

Auf Solopfaden begeistert der Nevermore-Mikromeister zumindest meine Wenigkeit beinahe mehr als in seinem eigentlichen Job: simpler und eingängiger sind Mr. Danes Solosongs ausgefallen, was seiner Wahnsinnsstimme einfach mehr Möglichkeiten zur Entfaltung gibt. Dabei klingen die Stücke zwar durchaus nicht unmodern, begeistern aber auch genügend Traditionsmetaller, um wie schon bei Nevermore einen selten gesehenen, Szenegrenzen sprengenden Ehrfurchtseffekt zu erzeugen. Das ist angesichts von Paradenummern wie "August", "Your Chosen Misery" oder vor allem "Brother", die allesamt zu den gefühlsbeladensten (und fertigmachendsten) des Kalenderjahres 2008 zählen, aber auch nur angebracht - und der mittlerweile schon ein ureigenes Trademark des Seattlers darstellende Zynismus eines "The Day The Rats Went To War" ist ohnehin unschlagbar.

4. Hail Of Bullets - Of Frost And War

Huiuiui, bin ich froh, dass die Death Metaller von Hail of Bullets aus Holland kommen. Bei einer deutschen Band hätte ein Konzeptalbum mit diesem Thema (es geht um Hitlers Rußlandfeldzug!) sicherlich sinnfreie Diskussionen ohne Ende angeregt; Zeit, die man doch so viel nützlicher verbringen kann, indem man zu dem überragenden Oldschool-Death Metal des Fünfers die Rübe kreisen lässt. Mit einem Ausrufezeichen sondersgleichen nämlich meldet sich hier vor allem Ex- und Mittlerweile-Auch-Wieder-Asphyx-Frontmann Martin van Drunen in einer Szene zurück, die Persönlichkeiten wie ihn gerade hier und heute bitter nötig hat. In Abwesenheit von Bolt Thrower stibitze ich mir heute einfach mal für Hail of Bullets die sonst gerne für die Engländer verwendete Kritiker-Lieblingsphrase: Ein Album wie ein Panzer, der Dir durch die Bude brettert.

5. Jon Oliva's Pain - Global Warning

So um Weihnachten herum zuckte der seit gefühlten Ewigkeiten kalte Korpus von Savatage doch tatsächlich mal wieder ein wenig, als Chris Caffery online bedeutungsschwangere Andeutungen bezüglich 2009 machte und zum ersten Male seit "Poets & Madmen"-Zeiten die Webpräsenz der Band aktualisiert wurde. Sollte da doch noch einmal was auf uns zukommen? Noch wage ich nicht wirklich zu hoffen, man wurde ja oft genug enttäuscht.

Anno 2008 jedenfalls stand zumindest Front-Obelix Jon Oliva ein weiteres Mal mit neuem Material auf der Matte, und viel besser als das kann für meinen Begriff eh kaum noch irgendein hypothetisches Sava-Comebackalbum werden. Naja, vielleicht hätten Savatage wieder ein weniger lächerliches Cover als das "Ding", das Oliva hier aufzufahren müssen meint. Ganz bestimmt könnte O'Neill wieder einen fetteren Sound daherzaubern. Aber vom Songwriting her? Sind Gänsehaut-Grosstaten wie "Firefly", "Stories" oder "Open Up Your Eyes" EXAKT das, was heute unter dem Namen Savatage veröffentlicht werden könnte/würde/dürfte. Und sollte!

Ein Extralob geht erneut an Mr. Matt LaPorte, dessen spitzenmäßige Gitarrenarbeit dem Spirit von Criss selig alle Ehre macht.

6. AC/DC - Black Ice

Comeback des Jahres, die erste.

Wobei, Comeback...naja. Die haben halt seit 'ner halben Ewigkeit keine Platte mehr gemacht. Aber weg vom Fenster waren Angus Young und Anhang eigentlich nie, das beweist auch der nach wie vor riesige Zuspruch für diese Band. Und herrje, da mögen zwar x ansonsten völlig uninteressierte Feierabendrocker im Publikum sein, aber die kaufen dann wenigstens EINMAL das Richtige. Denn das ist "Black Ice" ohne Zweifel, nämlich die beste Ansammlung von Hits, die diese Band seit "The Razor's Edge" zustande gebracht hat, dazu fachgerecht von Springsteen/Pearl Jam-Lakaie Brendan O'Brien mit einem Klassesound versehen. Wenn auch vielleicht zwei, drei Songs zu lang.

Punktabzug aber gibt es alleine für die mal wieder mit wahnwitzigen Preisen versehenen "special editions". Ich hoffe mal nur, diese bizarre Blechdose kann im Verteidigungsfall auch dem heimischen Goldhamster als Atombunker dienen. Ansonsten ist der Tinnef nämlich reichlich überteuert.

7. Yngwie Malmsteen's Rising Force - Perpetual Flame

Zur Abwechslung auch mal wieder richtig überzeugender Stoff vom ollen Schweden, nachdem die letzten paar Alben doch mehr nach unspektakulärer Pflichterfüllung (irgendwoher muss das Benzingeld für den Ferrari, mit dem Yngwie im Booklet Miami Vice-like posed, ja kommen) als nach echter Überzeugungstat rochen. "Perpetual Flame" hingegen macht schon mit dem furiosen Opener "Death Dealer", einem der härtesten und schnellsten Songs des Meisters, klar, dass es Yngwie nochmal richtig wissen will. Erinnert ein wenig an kräftig metallisierte Rainbow, wobei auch Neu-Shouter Tim Owens (ex-Judas Priest/Iced Earth - Wetten, wie lange es dauern wird, bis auch Yngwie ihn in die Wüste schickt, kursieren im Netz seit dem Tage seines Einstiegs) sich exzellent ins Gesamtbild einfügen kann.

Da Yngwie wie üblich in allen Belangen auf das Motto "do it yourself" setzt, ist die Produktion leider nicht alles, was sie sein könnte (ein Roy Z., der leider nur beim Mix tätig war, hätte da sicher noch einiges richten können), aber immerhin auch nicht so katastrophal wie auch schon von ihm gehört. Dass hier allerdings beinahe siebzig Minuten lang allerbeste Metal-Unterhaltung geboten wird, während derer allenfalls eine etwas zu lange Instrumental-Dudelphase im letzten Drittel ein wenig Anlass zum Vorspulen gibt, daran kann auch dieses kleine Handicap nichts mehr ändern. Alles in allem eines von Malmsteens überzeugendsten Werken.

8. Andre Matos - Time To Be Free

Ein einziger, aber um so heller leuchtender Stern inmitten der Düsternis des Niveaus der aktuellen Melodic Metal-Szene ist das Soloalbum des ex-Viper/Angra/Shaman-Sängers Andre Matos. Das brasilianische Stimmwunder verweist hier sämtlichen jüngeren Stoff von Angra oder Shaman problemlos in seine Schranken - dies ist endlich wieder die Art anspruchsvoller, aber dennoch hochgradig eingängiger Sahne-Metal in bester Euro-Tradition, die mich weiland zum begeisterten Viper- und Angra-Jünger gemacht hat.

Hier war übrigens im Gegensatz zum Malmsteen-Album der gute Roy Z. (neben einem gewohnteren Namen wie Sascha Paeth) durchaus auch stilbildend tätig, was mir im damaligen Review, es erschien mir wohl noch etwas ungewohnt, eher übel aufgestossen ist.

In Kürze: Das war Unsinn. Mea maxima culpa. Die Platte ist nicht nur klasse, die tönt auch klasse. Und war in ihrer Liga in diesem Jahr ohne echte Konkurrenz.

9. Battleroar - To Death And Beyond

Diese Griechen ("Metal From Hellas"-jawoll!) stehen bereits länger auf der langen Liste der Geheimtipps unter gut informierten Epic Metal-Fans. So hundertprozentig nachvollziehen konnte ich das bisher nicht - in Ordnung waren die Brüder zwar schon immer, aber erste Liga noch nie. Das hat sich mittlerweile geändert, denn ihr drittes Album "To Death And Beyond" repräsentiert eine deutliche Steigerung, insbesondere (aber nicht ausschließlich) was den Gesang von Quoten-Italiener Marco Concoreggi betrifft. Das Album bietet eine famose, ausgewogene Mischung aus kompakten, kraftvollen Metalhymnen ("Hyrkanian Blades" vor allem ist einer der kultigsten Metalsongs des Jahres!) sowie längeren, etwas vertrackteren Epen ("Death Before Disgrace" ist der Gewinner in dieser Disziplin), die sich durch hörbar andere Einflüsse auch erfreulich absetzt von vielen der Genrekollegen und dadurch auch problemlos Otto Normalmetalhörer ansprechen sollte. More Maiden, less Manowar/Bathory halt, gell?

10. Portrait - Portrait

Was gab es in diesem Jahr nicht, das ansonsten eigentlich immer blind in diese Art Listen eingetragen werden konnte? Richtig, ein neues Album vom King. Den plagte zuletzt die Bandscheibe arg, so dass ein kurzer Auftritt mit Metallica das Höchste der Gefühle für ihn war (get well soon, King!). In die grossen Fußstapfen des Dänen wollen aber offenbar die schwedischen Portrait treten. Zumindest ist ihr (mittlerweile leider ex-)Sänger Philip Svennefelt auf dem selbstbetitelten Debüt des Quintetts stellenweise kaum vom King zu frühen Mercyful Fate-Zeiten zu unterscheiden.

Die Musik, das passt dazu wie der Zylinder auf den Königskopf, ist zwar nicht hundertprozentig an alte Mercyful Fate angelehnt, aber dennoch so oldschoolig, wie's nur eben geht. Vor allem hat die NWOBHM deutliche Spuren hinterlassen - "Portrait" ist so ein Scheibchen, bei dem ich richtig glücklich bin, mittlerweile wieder einen funktionierenden Vinylplattenspieler mein eigen nennen zu können (an eventuell mitlesende Iron Kodex-Abgesandte sei gesagt: Ihr seid schuld. ;-)).

11. Metallica - Death Magnetic

Comeback des Jahres, die zweite.

Und hier ist der Begriff wohl mehr als angebracht. Die letzten AC/DC-Alben vor der neuen mögen wohl nix Besonderes gewesen sein, Anlass zum Fremdschämen haben sie aber nie gegeben. Das sah im Falle Metallica in Sachen "St. Anger", Load/Reload" und so gut wie immer dann, wenn Lars Ulrich den Mund aufgemacht hat, anders aus, und ich hätte vor dem Release keinen Pfifferling mehr auf die ehemaligen "Fab Four des Thrash" gesetzt. Aber da sieh mal einer guck, sie können's ja doch noch. "Death Magnetic", ohne Zweifel die Überraschung des Jahres, knüpft stilistisch viel eher an die guten alten "...And Justice For All"-Zeiten an, als die zuletzt bis zum Erbrechen fortgeführte Selbstdemontage fortzuführen.

Ach ja, der Sound. Der könnte wohl in der Tat besser sein, aber sooo katastrophal, wie das all die Diskussionen und mittlerweile sogar mächtig detailliert produzierten Internet-Parodien suggerieren mögen, hat, isser nu auch wieder nicht. Allerdings hat sich die Metalszene meiner Ansicht nach eh mittlerweile viel zu sehr in derartige Pillepalle-Debatten verrannt - die x-te "Andy Sneap vergewaltigte mein Trommelfell"-Diskussion jedenfalls tue ich mir in der Regel gar nicht erst mehr an.

12. Helstar - The King Of Hell

Noch 'n Comeback (wie Heinz Erhardt wohl bemerkt hätte). In diesem Falle aber mit Ansage, denn durch die vorgeschobene Best of "Sins Of The Past" und deren zwei neue Tracks durfte man sich durchaus als vorgewarnt betrachten, dass man die Texaner wieder auf der Rechnung haben sollte. Dass eben diese zwei Songs, wenn auch neu aufgenommen, sich nun auch auf dem tollen neuen Rundling "The King of Hell" wiederfinden, muss man zu den wenigen Kritikpunkten zählen, da das gute Stück abgesehen davon mit nur sieben neuen Stücken (plus ein exzellentes Angel Witch-Cover!) nicht gerade übergebucht ist.

Immerhin - was da ist, ist toll. Überhammerstatus wird zwar noch nicht erreicht, da Jahrhundertnummern der "Winds of War"-Liga halt fehlen. Nichtsdestotrotz ist der bis auf den Drummer komplett angetretenen "Remnants Of War"-Besetzung nichts als der höchste Respekt dafür zu zollen, nach dieser langen Zeit noch einmal ein derartiges Metal-Inferno entfachen zu können, das den Spagat zwischen metallischer Power und technischer Kabinettstückchen nahezu perfekt bewerkstelligen kann. Bow down to the kings of Helstar!

13. Uriah Heep - Wake The Sleeper

Lockere zehn Jahre hat's gedauert, aber das Warten hat sich gelohnt. Das erste Uriah Heep-Studioalbum seit "Sonic Origami" von 1998 übertrifft ebendieses um Längen und zählt zusammen mit der famosen "Sea Of Light" gar zu den Highlights des aktuellen Line-ups (ich zähle es einfach mal dazu, obwohl mit dem Wechsel auf der Drummer-Position - der langjährige Stockschwinger Lee Kerslake übergab aus Gesundheitsgründen sein Instrument an den neuen Band-Junior Russell Gilbrook - zum ersten Mal seit 1986 ausgewechselt wurde).

Der Uriah Heep-Alben gibt es trotzdem viele, weswegen das Erscheinen eines Neuwerks der Veteranen leider immer ein wenig untergeht (ein huldvolles Winken der alle zwanzig Jahre mal dem Murmeltier gleich aus ihren Löchern kriechenden Led Zeppelin erregt in der Regel mehr Aufsehen, schade!). Wer nach all den Jahren im Business der Muse immer noch Klassenummern wie "Tears of the World" oder "What Kind Of God" abkämpft, der hätte meiner Ansicht nach mehr verdient. Aber was soll's - von derartigen Gedankengängen lässt sich eine der langlebigsten, ehrlichsten Bands des Rock nie und nimmer aus der Ruhe bringen. Und das ist auch gut so.

14. Pharaoh - Be Gone

Diese Amis wurden seit dem letzten Geniestreich "The Longest Night" vielerorts so etwas wie die neue Traditionsmetal-Konsensband, wie es eine Zeitlang in den 90ern schon die schmerzlich vermissten Steel Prophet schafften. Daran wird die erneut mit einem wunderschönen Cover versehene "Be Gone" sicher nichts ändern, auch wenn ich sie nicht hundertprozentig für einen ähnlichen Volltreffer halte. Es fehlt mir vor allem ein weiterer Ausnahmesong von der Qualität eines "By The Night Sky", um da wirklich ganz heranzureichen.

Am nächsten kommt dem heuer wohl das famose "Buried At Sea", das bei jedem Hören wieder Gänsehaut hervorrufen kann, wie auch das komplette Album wieder von einer Qualität ist, wie man sie heute selten zu hören bekommt (lediglich der abschließende Titeltrack fällt ein klein wenig ab). Insofern: keine grosse Überraschung mehr (klar!), und auch kein Album des Jahres diesmal, aber eine Platzierung in dieser Liste war für "Be Gone" eigentlich auch nie in Gefahr.

15. Crom - Vengeance

Mein Gott, Walter! It's "Vengeance" with a "V", not a Dabbeljuh! Wenn der pseudonymtragende Namensgeber in der Zukunft noch den ärgerlichsten aller Englisch-Ausspracheklöpse abstellt, dann werde ich noch froher sein und ihm eine Runde Crom-Bacher ausgeben, bis dahin darf er sich schon mal kräftig auf die Schulter klopfen, dass ein derartiger Korinthenkacker-Einwurf schon das schlimmste ist, was ich zu seinem neuen Werk zu sagen habe.

Das ist ansonsten nämlich ein ganz famoser Mix aus Power- und Epic Metal irgendwo zwischen Blind Guardian (Gesang), Falconer und Bathory (Musik, teils epische Einflüsse) und hat bei mir im Player immer wieder für gute Stimmung gesorgt, gerade auch, da die genreüblichen Klischees zwar durchaus vorhanden sind, aber nicht überstrapaziert werden.

16. Ironsword - Overlords Of Chaos

In Portugal lässt man sich nicht beirren: Nach wie vor huldigt das kultige Trio Ironsword vor allem mal Omen und Manilla Road (deren Mastermind Mark Shelton sich hier auch als Gaststar die Ehre gibt) auf der einen Seite sowie Robert E. Howard und H.P. Lovecraft auf der anderen. Das Ergebnis sind dreizehn neue Tracks, der Grossteil davon wieder echte Killer, die sich die Zielgruppe blind ins Regal stellen kann.

Kritisch muss man allerdings anmerken, dass die Band ein wenig auf der Stelle tritt - eine stilistische Vielfalt, wie sie gerade die grossen Vorbilder um Meister Shelton immer praktiziert haben, ist nur in Ansätzen zu erahnen und wäre eine Aufgabe für die Zukunft, damit es auf Album X nicht irgendwann mal so ausgelutscht daherkommt wie etwa im Hause Running Wild seit ein paar Jahren. Aber das wäre ein Gedanke für ein anderes Mal - heute feiern wir mal mindestens sieben Volltreffer, die zum stärksten Material der Portugiesen gehören.

17. Queen + Paul Rodgers - The Cosmos Rocks

Ist das jetzt eigentlich sowas wie Blasphemie von Brian May und Roger Taylor (Bassist John Deacon hatte offenbar keine Lust und glänzt daher durch Abwesenheit), ein neues Studioalbum unter dem Namen Queen einzuspielen? Jein. Einerseits sind die Einwände, ohne Freddie selig könne ein derartiges Unterfangen niemals gelingen, angesichts des unglaublichen Lebenswerk der 1991 verstorbenen Stimme der Götter mehr als nachzuvollziehen. Auf der anderen Seite - wer, wenn nicht diese Leute, sollte es besser wissen, wann es an der Zeit ist, diesbezüglich die Trauerphase zu beenden? The show must go on...oder?

Der Argumente für beide Seiten gäbe es genug. Die Qualität des Ergebnisses ist letztendlich auch wechselhaft. Es sind durchaus auch die von Neuzugang Rodgers' bluesiger Wahnsinnsstimme dominierten Glanznummern wie "Cosmos Rockin'", "Time To Shine" oder "Warboys", die der Platte letztendlich den Eintrag in diese Liste gesichert haben, wobei ein schwer an die 80er-Meisterwerke von Queen erinnerndes "We Believe", in dem dann doch die ollen Chöre noch mal so richtig aus dem Boxen dröhnen und Brians Gitarre unverkennbar singt, auch nicht unter den Tisch gekehrt werden sollte. Da lässt sich dann auch schon mal über den einen oder anderen völlig überflüssigen Beitrag wie die schwache Single "C-lebrity" hinwegsehen.

Ach ja, Blasphemie? Ist mir Wurscht. Wenn Ihr das enger sehen solltet, überlest diesen Beitrag doch einfach geflissentlich.

18. Jex Thoth - Jex Thoth

Da haben wir nun eine Platte, die für mich ziemlich aus dem Nichts kam (die vielfache positive Erwähnung in unserem hauseigenen Forum ließ mich zugreifen) und mich ziemlich plättete. Ganz grob vielleicht gerade noch dem Doom-Genre zuzurechnen, aber mit allerlei verschrobenen, benebelten Sounds der 60er und 70er ebenso versehen wie mit den beschwörenden Female Vocals der Namensgeberin (früher lief die Band mal unter Totem). Bizarr, mächtig bizarr.

Dies beinhaltet auch meinen ersten musikalischen guten Vorsatz für das neue Jahr, nämlich die gern genannten Brüder und Schwestern im Geiste mal gründlich anzuchecken. In Sachen Jefferson Airplane & Co. herrscht in meinem Regal nämlich bisher noch völlig die Leere...

19. Alice Cooper - Along Came A Spider

Vielleicht das am meisten unterschätzte Album des Jahres, was auch nicht wirklich ein Wunder ist, denn "Along Came A Spider" ist vor allem mal sperrig. Das liegt aber in nicht geringem Masse auch an der bizarren, modernen Produktion, die ungeduldigere Zeitgenossen (inklusive mir, bis es vor ein paar Wochen dann doch endgültig gezündet hat) schon mal abschrecken kann. Das noch am traditionellsten daherkommende "Vengeance Is Mine" mit Slash an der Gitarre war jedenfalls eine weise Wahl für einen Vorabsong.

Hat man das gute Stück aber mal einigermassen intus, dann passt das alles ganz wunderbar und verbreitet eine dem Serienkiller-Thema angebrachte, morbide Atmosphäre, die einem ewigen Showman wie Mr. Furnier nur entgegenkommt.

Kurios am Rande: Wieso sieht das LP-Cover eigentlich so viel cooler aus als das der CD-Version? Letzteres schreit nämlich lediglich: "Hallo, ich bin's - Marilyn Mansons Opa"...

20. Amon Amarth - Twilight Of The Thunder God

Da sind sie wieder, die AC/DC des Hitparaden-Death Metals. Erwartet um Himmels willen keine Innovationen oder sowas: die Wikinger-Fans machen das, was sie können, und das machen sie gut. Vielleicht hatte der Vorgänger "With Oden On Our Side" hittechnisch die Nase etwas weiter vorn, aber das gleicht die neue alleine durch die beiliegende, völlig grandiose Live-CD/DVD aus. Für sowas würden Manowar wahrscheinlich erst mal mindestens ein Gummiboot bei Fanfarenklängen abfackeln, um dann dem entsetzten Fan die Kollaboration mit Barbie-Fanfiction-Autoren anzudrohen. Nicht hier, this is Viking METAL, gell? Und wo wir gerade schon dabei sind, machen wir doch gleich weiter mit dem Livehaftigen:

 

Das Livehaftige

Hier gab es auch neben Amon Amarth noch einiges Erwähnenswertes: so hatten die beiden deutschen Urgesteine Gamma Ray ("Hell Yeah! The Awesome Foursome") sowie U.D.O. ("Mastercutor Alive") tolle CD/DVD-Kombinationen im Gepäck, und Kreator teilten mit uns ihre Erinnerungen "von drieben" ("At The Pulse Of Kapitulation - Live In East Berlin 1990""). Absoluter Matchwinner allerdings sind und bleiben die Schweden von Europe mit ihrem Quasi-Unplugged-Auftritt in Stockholm ("Almost Unplugged"), der mir vor allem mal wieder das Können eines Ausnahmemannes wie John Norum vor Augen geführt hat und sogar die von mir wenig geliebten Post-Reunion-Sachen einigermaßen schmackhaft machen konnte. Kommt Jungs, ich warte auf Euren neuen Stoff!

 

Jenseits von Gut und Böse

Manilla Road - Voyager. Sorry, Jungs, in dieser Form habe ich einfach keine Lust, Eure Musik zu hören, auch wenn sich mit Songs wie "Tree Of Life" oder "Totentanz" durchaus wieder Höchstnotenkandidaten mit Klassikerpotential auf "Voyager" wiederfinden. Aber was nützt das letztendlich, wenn das Ganze letztendlich klingt wie ein schlechtes Proberaumdemo? Eben. Deswegen nehme ich zum zweiten Mal nach der letzten Virgin Steele ein durchaus potentes Produkt aus der Topliste heraus. Mehr als schade.

 

Und was gab's sonst so?

Viel, viel Stoff, der es auch problemlos in meine Liste hätte schaffen können - 2008 war ergiebig. Insofern ein kurzes "Hail" an die "ferner liefen": Testament, Motörhead, Lanfear, Dawn of Winter, Grand Magus, Evocation, Unleashed, Nightshade, Ayreon, Uli Jon Roth und und und...

Wenig echte Reinfälle, aber dass ausgerechnet das neue Judas Priest-Werk dazu zählen würde, hätte ich nie gedacht. Kraftlos, überladen, langweilig. Einfach nur langweilig ist hingegen die neue Iced Earth, bei denen die "legendäre Reunion" absolut NICHTS gebracht hat. Letzteres gilt leider auch für MSG: Gary Barden hätte ich ein anderes Kaliber für seine Rückkehr gewünscht. Und wenn wir schon beim Hardrock alter Schule sind: nach anfänglicher Begeisterung, David Coverdale mal wieder zu hören, hat auch die neue Whitesnake (nett gewollt, aber nicht mehr gekonnt) mittlerweile schon bedenklich Staub gesammelt.

Das soll's dann auch erst mal gewesen sein. Frohes Neues, und man liest sich demnächst wieder auf diesen Seiten. Auf ein Neues!

 

 

(c)2009, Ernst Zeisberger