2008 - Was vom Jahre übrigblieb
Ich weiß nicht, ich weiß nicht... irgendwie hat mir 2008 weniger Spaß gemacht
als das tolle Vorjahr. Ist es nur der Verbitterung meiner zu früh einsetzenden
Vergreisung zuzuschreiben, oder wurden 2007 in der Tat bessere Platten
veröffentlicht, aufregendere Shows gespielt und die Risse in der deutschen Szene
geschickter kaschiert? Metal war ziemlich langweilig 2008, kann das sein? Wenig
wirklich Einzigartiges, Herausragendes, Selbständiges erschien. Stattdessen viel
hochgejubelter Durchschnitt - Platten, die nicht wehtun, und die man auch gerne
ein zweites Mal hört, die aber auf lange Sicht ihrem mangelnden Charakter, ihrer
Drögheit Rechnung schulden werden.
Aber 2009 wird alles besser, ganz bestimmt. Ich wünsche mir mehr Kauzigheit,
mehr Individualität, mehr Mut - mehr Portraits, mehr Lamp of Thoths, mehr Pagan
Altars - mehr Bands, die man schon nach dem ersten Hören im Kopf behält und die
unter den Myriaden von Mitbewerbern herausstechen. Und weniger Bullshit wünsche
ich mir. Von allen Seiten. Von Bands, Fans, Händlern. Von Labels, Internet-Zines
und richtigen Journalisten sowieso. Mehr Ehrlichkeit, Integrität und - wie immer
- vor allem eine kritischere Haltung gegenüber allem, was da so unter dem Label
„Metal“ hochgekocht und serviert wird.
In diesem Sinne, liebe Bundesbürgerinnen und Bundesbürger: hoch die Tassen (of
steel)!
1. THE GATES OF SLUMBER - Conqueror
„Conqueror“ ist nichts anderes als ein moderner Klassiker. Die „Into Glory Ride“
des 21. Jahrhunderts, die Brücke zwischen tonnenschwerem Doom in seiner
puristischsten Form und echten, songwriterisch brillanten Heavy Metal-Hits -
jawoll, Hits! Jedes Lied auf der Scheibe, allen voran vielleicht „Ice Worm‘s
Lair“, hat das Zeug auch noch in zehn, zwanzig oder dreißig Jahren die gleiche
Verehrung zu genießen, wie sie heute „Gloves of Metal“, „Necropolis“ oder „Frost
and Fire“ entgegen gebracht wird. „Conqueror“ ist die definitive Heavy
Metal-Scheibe des neuen Jahrtausends.
2. PORTRAIT - Portrait
Das selbstbetitelte Debüt von Portrait ist eines der besten Erstlingswerke seit
vielen Jahren. Eine Platte, die so unheimlich Metal ist, dass man meinen könnte,
sie sei 1984 entstanden. Gleichzeitig hat die Band gleich mit ihrem CD-Einstand
einen unverkennbaren, eigenständigen Sound kultiviert, der unter Hunderten
anderer Bands sofort heraussticht. Wie Portrait auf ihrem Debüt klang keine
andere Band im Jahr 2008. Und so gut wie Portrait auf ihrem Debüt waren 2008
auch nur wenige.
3. ENFORCER - Into the Night
Die volle Speedbedienung lieferten Enforcer mit „Into the night“ ab. Die
spitzesten Screams, die schnellsten Riffs und die engsten Spandex machten das
Debüt der Schweden zu einer der unterhaltsamsten Scheiben des Jahres. Wer hier
nicht schon beim ersten Hören ein fettes Grinsen auf dem Gesicht und Durst nach
Bier hat, hält wohl auch Trivium für Metal und Drone für Kunst.
4. THE LAMP OF THOTH - Omens, Portents and Dooms
Das kauzigste Stück Eisen 2008 stammt von den englischen Exzentrikern von The
Lamp of Thoth. Auch hier steht - wie bei Portrait und Enforcer - ein unglaublich
starkes Debüt zu Buche, das so souverän und individuell wirkt, als spielte die
Band schon seit 1989 zusammen. Mächtig für Eindruck sorgte außerdem eine
Handvoll echter Obskur-Hymnen. Hits wie „I love the Lamp“ oder „Pagan Daze“
gelingen wahrlich nicht jedem. Die bizarrsten Texte des Jahres runden DIE
Kultplatte 2008 kongenial ab: „Your closest friend is a goat...“
5. IRONSWORD - Overlords of Chaos
Barbarischer Epic Metal str8 outta Hyboria kredenzten uns einmal mehr Ironsword.
Mit druckvollerer Produktion und schlüssigerem Songwriting als auf den starken
Vorgängern lieferten die Portugiesen ihre bislang beste Platte ab. Auch wenn das
Album als Ganzes ruhig ein, zwei Nummern kürzer hätte ausfallen dürfen, hieven
etliche Killernummern wie der Titeltrack, „Death of the Gods“ oder „Hyperborean
Hordes“ die Platte souverän in die Top 5. Hoffentlicht dauert der Nachfolger
nicht wieder geschlagene vier Jahre.
6 Motörhead - Motörizer
7 Hour of 13 - Hour of 13
8 Battleroar - To death and beyond
9 Lord Vicar - Fear no Pain
10 Grand Magus - Iron Will
11 AC/DC - Black Ice
12 Hail of Bullets - Of Frost and War
13 Ereb Altor - By honour
14 Falcon - Die, wontcha
15 Toxic Holocaust - An Overdose of Death
16 Ross the Boss - New Metal Leader
17 Pharaoh - Be gone
18 Manilla Road - Voyager
19 Witchfinder General - Resurrected
20 Valkyrie - Man of two visions
VINYL 2008
1. Buried by Time and Dust Records: Witchfinder General - Buried amongst the
Ruins Die-Hard Version
2. Heavy Artillery Records: Enforcer - Into the Night Die-Hard (violettes Vinyl)
3. Metal Supremacy: Warning - The Strength to Dream Die-Hard
4. Miskatonic Foundation: Pagan Altar - Mythical and Magical Die-Hard
5. Nuclear War Now!: Funebrarum - Beneath the Columns of Abandoned Gods Die-Hard
HYMNEN 2008
1. The Gates of Slumber - Ice Worm‘s Lair
2. Motörhead - Rock out
3. The Lamp of Thoth - Pagan Daze
4. Falcon - Corporate Whore
5. Manilla Road - Tree of Life
DIE LEIBHAFTIGEN 2008
1. WARNING - Hell‘s Pleasure Festival
2. PAGAN ALTAR - Hell‘s Pleasure Festival
3. MANILLA ROAD - Keep it True X
4. SABBAT - Thrash Assault 2
5. WASP - Magic Circle Festival 2
6. BONDED BY BLOOD - Thrash Assault 3 Warm-Up
7. OMEN - Keep it True X
8. ALICE COOPER - Magic Circle Festival 2
9. HELLHOUND - Keep it True XI
10. LORD VICAR - Kunstverein Nürnberg
DURCHSTARTER 2009
1. PROCESSION
2. STRIKER
3. CASKETS OPEN
4. CAST IRON
5. CACUMEN
(Musikalische) ENTTÄUSCHUNGEN 2008
- MANOWAR - immer und überall
- VENOM - Hell
- Earache, Rise Above und Relapse entdecken den traditionellen Metal als
nächsten Trend
- Jeder Depp schreibt für irgendein Webzine
- Die ganze Uploadingscheiße hat inzwischen auch den Underground voll erfasst
- Die Leute kaufen immer noch alles, was Ihnen die Industrie reinwürgt
- Diese ganze bescheuert-pubertäre krasser-schneller-extremer-Mentalität, die
musikalischen Vollmüll als „Kult“ dastehen lässt
- undsoweiterundsofort
(Musikalische) HOFFNUNGEN 2009
- MANOWAR holen Ross the Boss zurück, nehmen noch eine letzte Killerplatte auf
und lösen sich dann auf
- Nachdem THE DEVIL‘s BLOOD dem Hype nicht standgehalten haben und VANBUYST
niemanden interessiert, wird POWERVICE reformiert und die Platte endlich
aufgenommen
- Weltherrschaft für PORTRAIT und PROCESSION
- Ansonsten noch SLOUGH FEG, TWISTED TOWER DIRE, PAGAN ALTAR und die üblichen
Verdächtigen
VORSATZ 2009
- keine Diskussionen mehr im Internet
(c)2009, Manuel Trummer