Wieviel Pell braucht der Mensch? Eine Frage, die ich mir beim Anhören des neuen Albums des Blackmore-Jüngers des öfteren gestellt habe. Zehn Jahre ist es jetzt her, daß Axel mit Album Nummero Vier ("Between The Walls") das erste Mal einen Klassiker sondersgleichen geschaffen hat. Was ist das Teil damals im Player rotiert, und dementsprechend gespannt wurde natürlich der Nachfolger erwartet. Der nannte sich schließlich "Black Moon Pyramid" und konnte erneut voll und ganz überzeugen. Genauso wie dann eben "Magic", "Oceans of Time" und wie sie nicht alle hießen.
Soweit, so gut. Nur - die Abwechslung hielt sich in aaaargen Grenzen. Das nun erschienene "Kings And Queens" ist mal mindestens das siebte Pell-Album in Folge, das - von winzigen Nuancen im Songwriting mal abgesehen - sogar in Sachen Cover und Produktion seinen Vorängern so sehr gleicht wie das sprichwörtliche Ei dem anderen. Und so langsam wird es sogar mir als ausgewiesenem Traditionalisten ein bißchen fad. Wenn man Axel auch zugute halten muß, daß er, anders als etwa Rock'n'Rolf auf den letzten paar Running Wild-Scheiben, niemals in langweilige Routine abgeglitten ist, sondern vielmehr immer noch so tönt, als sei nur diese Art Musik genau das, was er mit seinem Leben anstellen will. Schön für ihn, aber zumindest meine Wenigkeit könnte mittlerweile etwas Variation vertragen - etwas, das gerade Axels großes Vorbild Ritchie Blackmore eigentlich nie vermissen ließ. Auch wenn es bei dem dann schon mal vorkam, daß ich eine Platte haßte wie die Pest.
Wie auch immer, "Kings And Queens" läßt sich am besten beschreiben als "das Pell-Album": Es gibt flotte Up-Tempo-Rocker wie den Opener "Flyin' High" (selbstredend eingeleitet durch ein leicht mystisches Intro!), es gibt eine (ziemlich grausige) Ballade names "Forever Angel" und es gibt den gewohnten epischen Stoff, der von den "Stargazers" und "Heaven And Hells" dieser Welt inspiriert wurde (u.a. "Legions Of Hell"). Allesamt sehr solider Stoff, den ich all denen ans Herz legen kann, die gerne noch eine Pell-Platte ihr eigen nennen möchten oder den Meistergitarrero vielleicht gar noch nicht kennen mögen (gibt's die?). Der Drumsound könnte etwas mehr knallen, abgesehen davon ist instrumental, gesanglich und produktionstechnisch alles in Butter. Und damit wäre zu "Kings And Queens" wohl auch gesagt, was gesagt werden mußte.
(c)2004, Ernst Zeisberger