Oh je. In einem bis jetzt hervorragenden Metal-Jahr muß ausgerechnet Altmeister Cooper den ersten wirklich kapitalen Klops des Jahres landen. Um's kurz zu machen: "Brutal Planet" enttäuscht auf ganzer Linie, angesichts der sechs Jahre Wartezeit seit dem fantastischen "The Last Temptation"-Opus bin ich mehr als nur ein bißchen frustriert (Hätte ich nicht in den Magazinen nur gute bis hervorragende Kritiken gelesen, wäre ich wohl auch nicht versucht gewesen, selbst meinen stark verspäteten Senf hinzuzufügen...).
Kritikpunkt Nummero Eins: die Gitarren. Meine Güte, ein derart einfalls- und gefühlloses Gerumpel erwarte ich auf Scheiben von Meganullen wie Marilyn Manson oder Rob Zombie, aber doch nicht vom Hard Rock-Mitbegründer, dessen wie immer überragender, charismatischer Gesang hier auch nicht mehr viel rausreißen kann - "Brutal Planet" ist Alices Antwort auf Alben wie "Jugulator" von Judas Priest oder "K.F.D." von W.A.S.P.. Wobei man mit ersterer, streckenweise mit verdammt gutem Songwriting aus der Neo-Thrash-Hölle geretteten, Scheibe im Leben nicht mithalten, Lawless' erbärmliche Trendanbiederei aber mühelos in seine Schranken verweisen kann.
Schließlich hat Alice mit der sehr ordentlichen Hymne "It's The Little Things" einen potentiellen Single-Hit in bewährter Bauart in petto, kann mit den ruhigeren "Take It Like A Woman" und "Pick Up The Bones" (verdammt intensiv, den Krieg auf dem Balkan thematisierend) überzeugend nachlegen - vom restlichen Material können allerdings lediglich die moderneren, aber mit exzellenten Refrains versehenen "Sanctuary" sowie "Cold Machines" überzeugen. Ansonsten werden sich aber wohl weder Altrocker noch Milchbubis begeistert auf diese CD stürzen - weder Fisch noch Fleisch halt.
(c)2000, Ernst Zeisberger