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DarkStarr: DarkStarr

Im Hellion-Katalog (Grüsse nach Itzehoe - where all healthy bank accounts go to die; and live happily metal after!) fand ich vor einiger Zeit dieses recht obskure Teil einer mir vorher unbekannten Band aus den US of A. Es handelt sich bei "DarkStarr" um eine audiotechnisch überarbeitete, auf CD gepresste Mini-LP aus (schätze ich mal) den späten Siebzigern. Anscheinend
wussten nicht mal die Freaks vom CosmicDaze-Label aus welchem Jahr genau dieses antike Tondokument stammt und konnten auch keine Musiker der gleichnamigen Truppe ausfindig machen, deswegen gibt es auf dem kultig minimalistisch (klasse-Logo!) aufgemachten CD eine Message an die Verschollenen:
"We were unable to locate members of DarkStarr, but encourage them to
contact us at our website. We are making money from their art and some of
it is theirs."
DarkStarr fabrizierten Ur-Hardrock mit Feeling, stilistisch zwischen US-/Kanada-Heavy Rock der spät-Siebziger (Morningstar, Pat Travers, Triumph) und NWoBHM Marke Trespass, White Spirit (jedoch ohne Keys) und -
sehr genau beobachtet, Sir Lord Doom - Praying Mantis. Es gibt noch leichte Bluesrock-Anleihen (vor allem in der Ballade "Lovin' strangers") aber die Marschroute heisst klar Heavy Rock. Diejenige unter euch, die wissen was mit
NWoBHM-Feeling gemeint ist, erahnen schon die pure Musik in schlichter und dafür umso treffender Produktion: die Gitarre eines gewissen Dave Sestito klingt, als hätte Mark Sutcliffe von Trespass im Studio vorbeigeschaut und zwischen zwei Bierchen mal ein paar Leads eingespielt. Der Gesang ähnelt den von Tino Troy auf Praying Mantis-Songs wie "Flirting with suicide" oder
"Panic in the streets", allerdings verzichten DarkStarr auf mehrstimmige Vocals, was das ganze noch bodenständiger macht.
Der Einsteiger "My deepest regrets" ist ein herrlicher straighter Rocker mit typischem, genial-simplem Bass; ist halt schwer, da nicht mit dem Fuss mitzuwippen. Da die Mastertapes sicherlich nicht in bester Verfassung waren (ich vermute
sogar, dass eine alte LP als Ersatz herhalten musste), hört sich der Hi-Hat von Drummer John Schillaci ziemlich merkwürdig an, aber gerade deswegen  gewinnt das ganze noch an Underground-Reiz. Das Gitarrensolo im bluesig schleppenden "Lovin' strangers" sollte jeder NWoBHM-Freak gehört haben: es klingt nämlich so wie die Anna Kournikova
aussieht. Game, set and match DarkStarr! Dem qualitätsmässig leicht abfallenden Midtempo-Rocker "Stand aside" folgt
die Superballade "Finding my way", in der es das Quartett schafft, mit geringsten Mitteln (no keyboards, thank you very much) das Maximum an Gänsehaut beim Hörer zu bewirken. Abschliessend schicken die vier Jungs noch einen weiteren dunklen Stern ins Rennen: der prophetisch betitelte Up-Tempo-Knaller "Hard Rocker". Ach, wie oft schon hat sich mein Player über diesen Killer-Track gefreut und sie extra-exakt schnörkellos-hardrockig im metallischen Herzen rotieren lassen! Keine Frage: DarkStarr hätten es, wie soviele andere Bands auch, verdient mit Limousinen von Venue zu Venue chauffiert und von Pressefritzen und Groupies bis in den Umkleideraum verfolgt zu werden. Sie hätten es verdient, für ihre Songs die Kohle massenweise einzusacken und 1999 A.D. die Collectors Box ihres Gesamtschaffens eigenst mit Liner Notes zu
versehen. Da aber kein Schwein sich für diese begnadete Truppe zu ihrer Lebenszeit interessierte gibt es heute "nur" ein obskures CD-Release mit einer Handvoll Songs. Die Handvoll hatten/haben es aber in sich.

(c)1999, Oliver Kerkdijk