Dave Hill spannt uns weiter auf die Folter. Anstatt endlich mal das seit ewigen Zeiten angekündigte Comeback-Album fertigzustellen, gibt's erst mal diesen Rückblick auf die Zeit von 1981 bis 1992, in der Demon neun Studio-Alben herausbrachten, die auch heute noch zum Besten gehören, was die britischen Inseln (und der Rest der Welt) jemals an Metal zu hören bekommen haben. Und auch wenn die Aufmachung dieser Compilation bestenfalls als mittelmäßig zu bezeichnen ist (ein paar Bandfotos, dafür weder Texte noch Liner-Notes), so muß ich sie doch jedem Demon-Einsteiger als Pflichtprogramm ans Herz legen. Schließlich ist das musikalische Programm auch anno 2000 über jeden Zweifel erhaben, und die nahezu perfekte Songauswahl dürfte auch der taubsten Nuß klarmachen, warum ich bei der Nennung des Namens Demon meist einen instinktiven Kniefall zu machen pflege und die Band mindestens zu den 10 besten Metalacts aller Zeiten zähle.
Und so stimmen uns zunächst fünf Songs der ersten zwei Alben mit dem unvergleichlichen melodischen Metal inklusive mystisch/okkultem Touch auf die Hymnenparade der nächsten 78 Minuten ein, darunter natürlich auch die Übersongs "Night of the Demon" und "Don't Break The Circle" (von Blind Guardian auf "Follow The Blind" mal eher nicht so toll gecovert). Es folgt mit "The Plague", "Blackheath" (göttlich!) und "Touching The Ice" die eher progressiv ausgerichtete Phase der Band, die schließlich auf dem stark an Pink Floyd erinnernden Album "British Standard Approved" ihren Höhepunkt fand und wohl zu großen Teilen dafür verantwortlich war, daß Demon einen Großteil ihrer eher metallisch veranlagten Fan-Gemeinde nicht halten konnte. War man damals doch seiner Zeit weit voraus - beide Alben ("British..." und der Vorgänger "The Plague") hätten in den 90ern, in denen die Fans mit dem stilistischen Wandel einer Band wie Savatage keine Probleme hatten, wohl größere Chancen auf Erfolg gehabt.
Schließlich, nachdem der inzwischen verstorbene Hauptsongwriter Mal Spooner durch Keyboarder Steve Watts ersetzt worden war, ging's aber wieder in die Vollen mit den Götteralben "Breakout" und vor allem "Taking The World By Storm", die beide in eine wesentlich epischere, keyboardlastige Richtung tendieren. Insbesondere das letzterer Scheibe entnommene, zehnminütige Magnum Opus "Remembrance Day (A Song For Peace)" ist ein Gänsehautgarant allererster Güte, der mit jeglichem Material von Bands wie Savatage, Magnum oder Queen mithält und alle mir bekannten Metal-Fans nach einmaligem Hören zu treuen Fans der Band konvertierte, die sich sogleich Artus-like auf die Suche nach ihrem Heiligen Gral (dem Demon-Backkatalog) machten.
Tja, wäre nicht die Folgescheibe "Hold On To The Dream" unverständlicherweise durch den Durchschnittsrocker "The Lion's Share" repräsentiert (wo ist "Barons Of Darkness" oder "Eastern Sunset"?), hätte ich diese "Best of" wohl als perfekt bezeichnet, so bleibt "nur" ein "verdammt nahe dran". Aber dann, hätte man das erwähnte Stück durch die Megaballade "Ivory Towers" ersetzt, wäre ich vor lauter Begeisterung wahrscheinlich nicht mehr zum Schreiben dieses Reviews gekommen. Hat doch alles seine positiven Seiten...
Fazit: Neueinsteiger können hier nichts falsch machen - ich kenne keine besser zusammengestellte "Best of"-CD. Kenner haben als Kaufanreiz höchstens den remasterten Sound aller Stücke - um die Zeit bis zum Release des neuen Albums zu verkürzen, holt man sich besser den Tribute-Sampler "Day of the Demon", unveröffentlichtes Material gibt's im Gegensatz zu diesem auf der "Best Of" nämlich nicht.
(c)2000, Ernst Zeisberger