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Europe : Start From The Dark

Sperrig ist sie, die Comebackscheibe der schwedischen Melodic-Größen. Verdammt sperrig. Lange hat's daher gebraucht, bis ich mich mit "Start From The Dark", das die wiedervereinigten Europe ungewohnt heavy daherkommen läßt, auch nur halbwegs anfreunden konnte. Denn die ganz großen Melodien der alten Tage sind im wesentlichen einfach nicht vorhanden, Joey Tempests Gesang kommt erstaunlich zurückhaltend daher (keine "oooohs" und "aaaaahs", keine großen Heldengesten) und ob seiner doch arg eingeschränkten Beteiligung am Gesamtsound könnte Keyboarder Mic Michaeli sich fast schon arbeitslos melden.

Klar: das Songwriting verlernt haben die Herren Tempest, Norum &Co. natürlich nicht - der für Europe-Verhältnisse erstaunlich heftig einschlagende Opener "Got To Have Faith" beispielsweise ist ein echter Killer, das fantastische, melancholische "Hero" hätte sich auch ganz prima auf "Prisoners In Paradise" gemacht, das leicht moderne "Spirit Of The Underdog" (feiner Chorus!) zündet ebenfalls nach ein paar Durchgängen. Ein bißchen Achtziger-Feeling kann gar das hymnische "Sucker" versprühen, wenn sich die Produktion auch alle Mühe gibt, das zu verbergen. Alternativ angehauchte Grütze wie das bizarr betitelte "Song No. 12" (siebter Song auf der CD!) brauche ich hingegen von keiner Band. Aber von Europe gleich dreimal nicht.

Alles in allem objektiv gesehen sicher 'ne gute bis streckenweise auch sehr gute Scheibe, die aber mich als Fan, der dereinst mit den Schweden den Weg zum härteren Rock gefunden hat (womit ich beim Sacred Metal nicht alleine bin!), größtenteils ziemlich kalt läßt. Wenn ich sie auch den oben genannten Highlights wegen immer mal wieder aufgelegt habe in letzter Zeit. Freunde des modernen Hard Rocks können auf jeden Fall mal ein Ohr riskieren - erwartet nur um Himmels willen keine Zeitreise in "die gute alte Zeit" von Europes "schwarzem Album"...

(c)2004, Ernst Zeisberger