Preisfrage: was spielt eine Band mit dem Namen Nordica? Klirrend-kalten Wikinger-Metal? Weit gefehlt! Nordica sind Portugiesen und zählen Acts wie Survivor und Bon Jovi zu ihren Idolen. Jüp, Good-Time-AOR nach amerikanischem Vorbild ist angesagt. Das mag im sonnigen Portugal sicher noch ‘ne ganze Ecke besser kommen als im Rheinland im April bei Nieselregen, aber daß die Jungs was von ihrem Job verstehen, ist auch hierzulande nicht zu überhören.
Insbesondere Sänger Diogo De Lima hat seinen Bonni-Johnny studiert: wäre da nicht der leichte Akzent in seinem Gesang verhaftet, könnte man ihn durchaus des öfteren (insbesondere in ruhigeren Momenten wie dem alles andere als rebellischen “Rebel ‘Till I Die” oder der schönen Ballade “Give It All”) mit dem Jovi-Fronter verwechseln. Ausgesprochen gut paßt dazu das gefühlvolle Gitarrenspiel des Tiago Harry, dessen warmer Sound exakt das ist, was man auf den letzten paar stinklangweiligen BJ-Alben so vermißt hat (mir immer noch ein Rätsel, wie sich ein Klassemann wie Richie Sambora mit einem derart kalten Plastiksound zufrieden geben kann. Aber das nur am Rande…). Und natürlich zieht man die ganze Sache vollkommen konsequent durch, inklusive Keyboardteppichen, als wären die Achtziger niemals zu Ende gegangen; klischeegetränkten Lyrics bis zum Abwinken und zum Schluß noch ‘ne akustische Ballade mitsamt Mundharmonika-Einsätzen und Western-Flair.
Habe natürlich mangels demographischer Daten unserer Stammleser nicht den geringsten Schimmer, ob derartige Mucke den durchschnittlichen Metal Warrior überhaupt interessiert. Wird ja immer schnell mal als Poser geschmäht, sowas…
Solltet Ihr aber wie der Verfasser dieser Zeilen auch schon mal Scheiben von Bands wie Journey, Toto oder den oben genannten (im Falle Bon Jovi betrifft das vor allem die ersten drei Alben) auf den Plattenteller werfen, so ist “Rebel Heart” eine mehr als lohnende Investition…
Anspieltips: “Imagination”, “I Believe” (Gratulation, Sie gewinnen eine Waschmaschine für den 1000. Song mit diesem Titel…) und nicht zuletzt der ohrwurmige Titelsong.
(c)2003, Ernst Zeisberger