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Ten: The Robe / The Bonus Collection

Ein vorbildliches Re-Release, das im Rahmen der SACRED METAL-Page unbedingt Erwähnung finden sollte. Ten, DIE AOR / Hard Rock-Götter der 90er um Genie-Songwriter Gary Hughes, hauen ihre ersten drei Alben als mächtig aufgemotzte Versionen erneut raus. "Ten" und "The Name of the Rose" sind auf einer Doppel-CD vertreten (beide remastered und mit drei Bonustracks), auf einer zweiten ist das dritte Album "The Robe" mit dreizehn (DREIZEHN!) Bonustracks von diversen Japan-Singles/EPs, die man hierzulande nur für Phantasiepreise erstehen kann. Sprich, diese Compilation ist genauso, wie ich mir das auch von Savatage und Running Wild erhofft hatte, deren Plattenfirmen (ich HOFFE zumindest, daß selbige dafür die Verantwortung tragen) aber offensichtlich noch 'n bißchen Schotter mehr einfahren wollten, indem sie die Tracks säuberlich auf sämtliche Re-Releases verteilten.

Nicht so Gary Hughes und seine Truppe, die uns auf "The Bonus Collection" also dreizehnmal mehr als ursprünglich begeistern können - denn die meisten dieser B-Seiten sind gut genug, daß weniger begabte Kapellen sich darum schlagen würden, sie als A-Seiten auf ihre Alben zu nehmen. Allen voran der absolute Ohrwurm "Black Moon Rising", bei dem ich beim besten Willen nicht feststellen kann, wieso er seinerzeit nicht auf einem der regulären Alben gelandet ist. Nicht weit dahinter plazieren sich die ebenfalls höchst hitverdächtigen "Xanadu", "Venus And Mars" und das an frühe Bon Jovi erinnernde "Give Me A Piece Of Your Heart". Eine schöne Ballade im typischen Ten-Stil gibt's mit "Rainbow in the Dark" (kein Dio-Cover!), und "If Only For A Day" ist ein klassisches 8-Minuten-Ten-Opus im Stil der "The Name of the Rose"-Scheibe, wenn auch nicht ganz von dieser überragenden Qualität. Den Opener "Warpath" sowie "To Die For" stecken wir hingegen als typische B-Seiten-Nummern in den Skat, aber was soll's, schließlich haben wir noch fünf herausragende Akustik-Nummern, um das wieder auszugleichen, als da wären: "Close Your Eyes And Dream" sowie "Turn Around" als Live-Versionen, und viel wichtiger, die zwei göttlichsten Nummern der grandiosen "Spellbound" - die Jahrtausend-Ballade "We Rule The Night" und das ebenso überragende "Red", das Gary Moore ob seiner jüngst veröffentlichten, eher kläglichen Versuche eigentlich die Schamesröte ins Gesicht treiben müßte. Die CD beschließt, wie zuletzt auch die "Spellbound"-Scheibe,  die mir entschieden zu plüschig ausgefallene Durchschnittsballade "Till The End Of Time", in einer (nicht auf der Tracklist verzeichneten) Akustik-Version.

Fazit: für eine B-Seiten-Compilation überragend, wenn auch (logischerweise!) nicht immer auf dem Level der regulären Alben. Hält aber etwa mit Marillions "B-Sides Themselves" qualitativ locker mit und ist mit 'ner guten Stunde Spielzeit wohl der beste Weg, sich die Zeit bis zum Release des nächsten Albums zu überbrücken (so wie man Hughes kennt, wird das schon nicht allzulange dauern). Höchst empfehlenswert und fanfreundlich verpackt!

Ach ja, muß ich noch was zum "The Robe"-Album von mir geben? Na gut...
Seinerzeit hielt ich "The Robe" ganz klar für die schwächste Ten-Scheibe - das muß allerdings zu großen Teilen an der auch von Hughes selbst schwer kritisierten Produktion / Mix gelegen haben. Die remasterte Version hat jedenfalls einiges aus den größtenteils hervorragenden Songs herausgeholt. Ten waren seinerzeit noch 'ne ganze Ecke bombastischer und epischer als zuletzt auf der sehr geradlinigen Hardrock-Scheibe "Spellbound" (einige Songs an der 7-Minuten-Marke oder darüber) und Songs wie der Über-Opener und Titeltrack mit all seinen Chören, der harte Rocker "Bright on the Blade" (hätte auch auf "Spellbound" gut gepaßt) und das Mega-Epos "Ten Fathoms Deep" zählen mit Sicherheit zum stärksten Ten-Material ever, wenn auch die Scheibe als Ganzes nicht mit dem AOR-Meilenstein "The Name Of The Rose" mithalten kann. Die 30 Mark sollte sie allerdings jedem Hard Rock-Fan locker wert sein, gerade in dieser Luxus-Ausgabe...

(c)2000, Ernst Zeisberger