Katatonia:
Viva Emptiness
Die
ehemaligen schwedischen Doomdeather, die von mir vor zehn Jahren als
schwedische Antwort auf Paradise Lost gelobt wurden, haben vor geraumer Zeit
schon ihr neuestes Werk "Viva Emptiness" unter die Leute gebracht
und schon lange klingen sie nicht mehr derbe und tragisch wie auf "Dance
of December Souls", sondern ganz ureigen rockig. Die ihnen schon immer
anhaftende Melancholie geben sie nicht auf, nicht bei einem Song. Es beginnt
mit Jonas Renskes ausdrucksstarken und doch zerbrechlich wirkenden
Gesangslinien, die erfüllt sind von Emotionen. Die Gitarren zaubern hierzu
dunkle, psychedelisch anmutende Harmonien und tosende Walzenriffs, entfesseln
eine sehr dichte Atmosphäre und lassen den Hörer alleine beim Durchqueren
der sehr komplexen Arrangements, auf das er sich darin verirren möge. Nun, er
findet sicher seinen Weg anhand der geradlinigen Melodien der Stücke. Anno
2002, wo diese CD veröffentlicht wurde, konnte man Katatonia sicherlich mehr
denn je zum progressiven Rock zählen, wobei sie sich durch die fantasievoll
gestalteten Klangbögen, die ihre Lieder veredeln, wohltuend von der Masse der
modernen Bands abheben. Ihren Kollegen von Anathema haben sie es gleichgetan,
den doomigen Black - und Deathmetal der frühen Tage nach und nach gegen
spacige, progressive Rocksongs auszutauschen, die dem ursprünglichen Stil in
Brillanz nicht nachstehen, nur eben auf anderer spiritueller Ebene wandeln.
Einige sehr harte, brachiale Eruptionen schrecken den Hörer immer wieder aus
der ihn befallenden Lethargie hoch, die durch die von Resignation kündenden
Melodielinien in ihm erwächst. Nicht jeder Song ist auch gleich eingängig,
viele Disharmonien werden als Stilmittel benutzt, dem jeweiligen Stück einen
sehr eigenwilligen, bisweilen sperrigen Ausdruck zu verpassen. Die True Metal
Gemeinde wird mich sicherlich für meine Verneigung vor diesem Album
verachten, aber ich kann nicht anders, auch wenn man Bands wie die genialen
Tool, neue Anathema und dergleichen unmetallisches Gedöns als Vergleiche
ranziehen kann. Nun ja, gewusst wie, sag ich immer und Katatonia wissen, wie
man progressiven harten Rock modern und doch lebendig, emotional und
inspirierend gestaltet. Das könnte sogar Fans von Nickelbag gefallen, auch
wenn die Schweden den amerikanischen Chartstürmern in Punkto Magie um einiges
voraus sind. Katatonia sind eben kein Pop. Je länger man ihren Stücken
lauscht, desto tiefer dringt man in diese Welt voller betörender Klangfarben
ein, die einem die Muse zurückbringt, die durch die graukalte Tristesse der
alltäglichen Realität verloren geht.