Sacred Metal Page > Sacred Reviews > Prog Rock > Pendragon : Not Of This World

Pendragon : Not Of This World

Wenn man Pendragons lang erwartete Neueste erstmals in den heimischen Player schiebt, mag man gar nicht so recht glauben, daß nunmehr schon fünf lange Jahre seit dem Release des letzten Opus der Engländer, "The Masquerade Overture", vergangen sein sollen. Kundige Progrocker werden sich vom ersten Ton des David Gilmour-like mächtig ausdrucksstark aus der Klampfe geschüttelten Eingangssolo von Mainman Nick Barrett an auf "Not Of This World" zu Hause fühlen, als sei das über siebzigminütige Werk ein altbekannter Klassiker.
Denn wer im Falle Pendragon das Wörtchen "Prog" noch immer im eigentlichen Sinne des Wortes (sprich: fortschrittlich) auslegt, der muß in den letzten Jahren einiges verpennt haben. "Not Of This World" ist im wesentlichen "The Masquerade Overture, Part II"; letztere war bekanntlich in etwa "The Window Of Life, Part II"; und schließlich war schon "Window..." nicht unwesentlich an den Vorgänger "The World" angelegt - die Zeiten des etwas mainstreamiger angelegten "Kowtow"-Experiments liegt mittlerweile schon mehr als nur ein paar Jährchen zurück.
Nicht daß ich mir selbiges zurückwünschen würde - schließlich trotzt "Not Of This World" wie seine drei Vorgänger nur so vor Klasse (was das Teil auch deutlich von einer uninspirierten Selbstkopie wie jüngst W.A.S.P.'s "Unholy Terror" abhebt...). Das Songwriting macht's einfach, und da ist Barrett nichts, aber auch gar nichts vorzumachen. Ironischerweise für eine Scheibe mit diesem Titel liegt man am ehesten in der Nachbarschaft des zehn Jahre alten "The World"-Meilensteins. Fans der epischen "Queen Of Hearts"-Trilogie bekommen hier die Vollbedienung - gleich drei der fünf neuen Songs sind mehrteilige Meisterstücke, die die Zehn-Minuten-Marke teilweise weit überschreiten (lediglich der Klasse-Opener "If I Were The Wind (And You Were The Rain)" bleibt mit vergleichsweise "punkrockigen" 9 Minuten knapp darunter...). Mein persönlicher Favorit ist das Herzstück des Albums: der dreiteilige, epische Titelsong, der auch diverse Themen einführt, die im abschließenden "World's End" wieder aufgegriffen werden. Nebenbei läßt der gute Nick seinen Keyboard-Wizard Clive Nolan hier mal wieder etwas mehr Spielraum als zuletzt - man höre nur das mitreißende Intro-Soloduell der beiden in "Not Of This World, Pt. I".
Auch in der B-Note stimmt alles: erstklassige, powervoller Sound dank Threshold-Soundhexer Karl Groom und natürlich ein atemberaubendes Artwork von Stammzeichner Simon Williams, das wie jedesmal voller Details zu den einzelnen Songs steckt - etwas, das ich seit Maiden's "Somewhere In Time" nicht mehr so überzeugend umgesetzt gesehen habe. Ach ja, zwei Bonus-Akustiksongs (beide vom letzten Album) gibt's auch.
Falls also Genesis oder Marillion in nächster Zeit nicht die Reunion-Kiste durchziehen oder Pink Floyd mal wieder von sich hören lassen sollten, kann ich mir nicht vorstellen, daß jemand mit überzeugenderen Old-school-Progrock auf der Matte stehen sollte als die Briten um Nick Barrett. In diesem Sinne - kaufen!

(c)2001, Ernst Zeisberger