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IQ : Subterranea

Puh, ein ganz schön harter Brocken, den IQ da unter dem Namen
"Subterranea" veröffentlichen. Für einige Leute vielleicht zu hart, denn
immerhin ist vorliegende Doppel-CD (!) 102 Minuten lang und bietet nicht
gerade leicht verdauliche Kost. Prog-Rock ist ja nunmal nicht jedermanns
Ding, aber in dieses essentielle Meisterwerk sollte jeder, der sich nur
irgendwann einmal etwas ernster mit Musik beschäftigt hat, mal hinein
schnuppern. Natürlich wird es nicht dabei bleiben, denn schon nach den
ersten vier, fünf angespielten Songs entwickelt "Subterranea" ein
solches Eigenleben, dass einem der CD-Wechsel nie schnell genug gehen
kann. Zumindest war dies bei mir der Fall, denn nachdem die CD's erstmal
ein wenig unschlüssig bei mir herumlagen und ich mich nicht so richtig
herangetraut habe, ist jetzt endgültig der berühmte Funke
übergesprungen. Das durchgehende textliche Konzept beschreibt Sänger
Peter Nicholls so: "Subterranea handelt von einem Mann, der für ein
Experiment bestimmt ist, aber kurz vor der Durchführung entkommen kann.
Die Texte beschreiben seine Erlebnisse auf der Flucht. Am Ende der
Geschichte findet der Protagonist heraus, dass er eine Gefahr für sich
selbst und alle anderen ist, und kehrt freiwillig in die Gefangenschaft
zurück". Genauso ambitioniert wie das lyrische Konzept klingt dann auch
die Musik und auch die Aufmachung besonders des Booklets entspricht dem
durchweg extrem hohen Niveau dieses einzigartigen Gesamtkunstwerkes. Ein
Album wie aus einem Guss, das man einfach mal gehört haben MUSS!


Hier alle Songs in der Einzel"kritik":

CD 1:

Overture (4:38): Tolles, einleitendes Instrumental, ziemlich symphonisch
und bombastisch

Provider (1:36): Recht kurzes, Zwischenstück, fast nur a-capella
gesungen

Subterranea (5:53): Da ist er, der allererste Oberhammer, von dessen
Format noch einige mehr auf diesem Album zu finden sind. Eine brilliante
Stimme, tolle Melodien und niemals zu harte Sounds (sogar vor einem
Saxophon wird nicht zurückgeschreckt!) sind der Garant für diesen
Megasong, der direkt in

Sleepless Incidental (6:23): übergeht. Hier hat unter anderem eine
Kirchenorgel ihren Platz, deren Auftritt direkt in ein so dermassen
unter die Haut gehendes Keyboard-Solo übergeht, dass einem sämtliche
Haare am Körper zu Berge stehen.

Failsafe (8:57): Schon der instrumentale, ultramelodiöse Beginn lässt
micht dahinschmelzen, der Rest ist allerdings auch keinen Deut
schwächer. Geschickt wird das Keyboard als sowohl begleitendes,
untermalendes Instrument benutzt, das aber immer wieder aus dem
vermeintlich festn Soundkorsett ausbricht und famose Soli zaubert.
Genialer Gesang, habe ich das schon erwähnt? Scheisse, was für ein
Gitarrensolo, das haben selbst Psychotic Waltz auf "Into The Everflow"
nicht packender hinbekommen. Nach 4:58 wird's vollkommen unerträglich
genial. "I don't belong here..."

Speak My Name (3:34): Kaum zu glauben, die Qualität wird gehalten! Dies
ist eine Ballade, die mir jedes Mal einen dicken Kloß in den Hals
schießt, nur begleitet von schwebenden Keyboardklängen und einer
wundervollen Akkustikgitarre lässt mir PETER NICHOLLS (vocals) eine
Gänsehaut nach der anderen den Rücken herunterschießen. Gott, warum habe
ich mich niemals eher mit dieser Band befaßt? Wenn alle ihre Alben so
sind, weiß ich, was die nächste Zeit zu tun ist...

Tunnel Vision (7:24): Recht harter Beginn, was nicht bedeuten soll, dass
jetzt Heavy-Metal angesagt ist. Nee, auch "Tunnel Vision" reiht sich
nahtlos in die vorangehenden (und noch folgenden) Songs ein und beweist
erneut, welch überragendes Album die Band hier eingespielt hat. Toller
Refrain, übrigens.

Infernal Chorus (5:09): Groovend zu Anfang, steigert sich der Song zum
wohl härtesten der ersten CD. Ebenfalls keinen Deut schwächer als alle
anderen Titel vorher, daran hat die grandiose Keyboardarbeit wieder
einmal den Löwenanteil.

King Of Fools (2:02): Wieder das bekannte Thema, mit komisch verzerrten
Effekten im Hintergrund, ziemlich gruselig irgendwie. Ansonsten alles
beim alten, zwei Minuten pure Faszination.

The Sense In Sanity (4:47): Fängt mit Glockenspiel-Klängen an, das nach
einiger Zeit von Herrn Nicholls Gesang begleitet wird. Das wahnsinnige
Melodienspektakel endet auch hier nicht.

State Of Mine (1:59): Bei diesem wirkungsvollen Instrumental sollte man
die beinahe zwei Minuten dazu nutzen, den Kopfhörer abzunehmen, das
Booklet aus den Händen zu legen, sich vor dem CD-Player aufzustellen und
sich für den CD-Wechsel bereit zu machen!





CD 2:



Laid Low (1:29): Geschickt wird hier das Thema von "State Of Mine"
wieder aufgenommen, so daß der Disc-Wechsel kaum auffällt und alles
nahtlos ineinander übergehen kann.

Breathtaker (6:04): Ich weiss gar nicht, was ich noch alles schreiben
soll, denn Gitarrensound, Gesangslinien, Drum-Effekte und
Keyboard-Melodien sind famos wie je zuvor, im wahrsten Sinne des Wortes
ein "Breathtaker"...

Capricorn (5:16): Die Gitarre am Anfang erinnert mich doch tatsächlich
etwas an "Kayleigh"! Das ist auch das erste Mal, dass ich bei dieser CD
eine andere Band als Vergleichsmöglichkeit heranziehen kann, obwohl ich
sagen muss, dass sich selbst Marillion hinter diesem übermächtigen
Schatten namens "Subterranea" verstecken können. Hier wird das Saxophon
übrigens wieder ausgepackt...

The Other Side (2:22): Ein völlig geiles (was auch sonst?) Instrumental,
das mich nun mit Echo-Effekten und Flötenklängen endgültig die Fassung
verlieren und mich vor der Anlage in ehrfurchtsvoller Haltung verneigen
lässt. Und ich dachte, das wäre erst beim neuen Judas Priest - Album
soweit... .

Unsolid Ground (5:04): Tolle Gitarrenklänge, ansonsten ein Song mit den
mittlerweile sattsam bekannten Trademarks. Wieder mal ein grandioser
Chorus.

Somewhere In Time (7:11): Nein, kein Iron Maiden-Cover, sondern ein für
dieses Album typischer IQ-Kracher.

High Waters (2:43): Das vorletzte Soundereignis, bevor

The Narrow Margin (20:00): den endgültigen kulminativen Höhepunkt, ein
orgiastisches Hörvergnügen markiert. Fantastisch!!

(c)1997, Michael Kohsiek