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Demon-Reviewspecial

"I guess we never sold out, so we were never really in,

I wouldn't change the way it was, the places I have been..."

- Dave Hill, aus Time Has Come, die Karriere von DEMON in zwei Zeilen zusammenfassend

Taking their place in the Hall of Fame - A DEMONic History

England, Anfang der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts. Die NWOBHM ist gerade so richtig in Gang gekommen. Ein kleines Land, das heutzutage traurigerweise schon froh sein kann, wenn die Anzahl seiner anhörbaren Metalbands zweistellige Zahlen annimmt, bringt eine Hammerband nach der anderen hervor, und die ewigen Klassiker, an denen zukünftige Gruppen über Jahrzehnte gemessen werden sollten, werden geschaffen.

Einigen (Gruß an Angel Witch, Blitzkrieg...) sollte ein einziger Song als "claim to fame" genügen - in jeder NWOBHM-Retrospektive wird man "Angel Witch" und "Blitzkrieg" (die Songs!) zu Recht als Hymnen ihrer Zeit gewürdigt finden. Andere schafften tatsächlich den großen Durchbruch und konnten uns über Jahre hinweg immer mal wieder mit mehr (Maiden, Saxon...) oder weniger (Def Leppard...) gelungenen Metal-Scheibchen heimsuchen.

In jedem Falle stellten Demon, die Formation um den charismatischen Ausnahmesänger Dave Hill, eine absolute Ausnahme innerhalb der damaligen Szene dar, denn als eine der ganz wenigen mehr oder weniger Underground gebliebenen Acts der NWOBHM blieb man trotz zahlreicher Besetzungswechsel, von denen sicherlich der viel zu frühe, tragische Tod von Hauptsongwriter und Gitarrist Mal Spooner (RIP, Mal!) den schwerwiegensten Einschnitt darstellte, weit über die ursprüngliche Bewegung hinaus als Band zusammen und veröffentlichte eine Vielzahl von größtenteils exzellenten Alben. Selbige fanden allerdings nie die ob der gebotenen Klasse mehr als verdiente Anerkennung durch die in den 80ern ziemlich einseitig auf Speed und Härte um jeden Preis eingeschossenen Metalheads. Grund genug für uns, uns sämtliche Alben der britischen Gottcombo noch einmal reviewtechnisch vorzunehmen - zumal zumindest die frühen Werke dank der für Ende August angekündigten Re-Releases demnächst wieder wesentlich einfacher zu bekommen sein dürften. In diesem Sinne, kniet Euch mit mir vor dem Monitor nieder und erlebt die "Years Of The Demon"!

1. "Night Of The Demon" (1981)

Und der Dämon erhob sich aus seinem Grab. Ein unheimlicher "Full Moon" stand am Himmel, beschwörende Stimmen erhoben sich - die "Night Of The Demon" hatte begonnen. Das megafinstere Intro, für dessen "böse" Atmosphäre zig Black Metaller heutzutage töten würden, führt schließlich in den mystischen Oberhammer und Titelsong, der zugleich DER Erkennungssong schlechthin für Dave Hill und seine Mannen werden sollte. Denn "Night Of The Demon" hat alles, was die Band in ihrer okkult angehauchten Frühphase ausmachte: ein bodenständiges, typisch britisch klingendes Grundriff, das dem Kundigen die Band ohne den Schatten eines Zweifels als NWOBHM-Rocker identifizierte; eine mystische Wahnsinnsmelodie, die auch ohne den Einsatz von Keyboards eine unglaublich dichte Atmosphäre erzeugen kann; und dann DIESE STIMME! "There's a scream in the night, there's death on the wind, and a heartbeat that's pounding like rain..." - wer jetzt noch keine Gänsehaut bekommen hat, dem kann ich auch nicht mehr helfen. Dave Hills einzigartige, rauhe Rockröhre steht in der Tradition der ganz Großen des Genres und muß sich hinter all den Glenn Hughes oder Paul Di'annos dieser Welt keinesfalls verstecken.

Da verwundert es kaum, daß es vor allem Daves überragenden Vocals zuzusprechen ist, daß "Night Of The Demon" nach zwei weiteren Standouts, nämlich dem ähnlich gestrickten "Into The Nightmare" und der Gänsehaut-frei-Haus-Ballade "Father Of Time" (für mich neben der Praying Mantis-Göttergabe "Lovers To The Grave" die beste NWOBHM-Ballade ever!), nicht ins Mittelmaß abfällt. Unverständlicherweise läßt man nach den genannten Hämmern nämlich das mystische Gesamtkonzept erst mal ruhen und beschränkt sich auf eher simple, von den 70ern beeinflußte Hard Rock-Nummern, unter denen mit den fantastischen "Decisions" und "One Helluva Night" auch noch zwei Highlights zu finden sind. Auf relativ gewöhnlichen Stoff wie die eher durchschnittlichen "Liar" oder "Big Love" hätte ich ohne den "Hill-Faktor" jedenfalls problemlos verzichten können.

Zu den ganz großen Debüts des britischen Metals kann ich "Night Of The Demon" also nicht zählen - da haben Acts wie Iron Maiden, Praying Mantis oder auch Tank doch wesentlich kapitalere Kracher vorgelegt. Auf der positiven Seite - so unentschlossen in den Siebzigern verwurzelt wie etwa Saxon auf ihrem selbstbetitelten Debüt zeigte man sich längst nicht...und schon ein Jahr später sollte man schließlich den ganz großen Wurf landen.

2. "The Unexpected Guest" (1982)

Denn eine andere Umschreibung als eben "der ganz große Wurf" trifft es einfach nicht, wenn man dieses Meisterstück adäquat beschreiben möchte. Wenn wir auch alle höchst souverän wissen, daß es so etwas wie "die beste Metal-Platte aller Zeiten" gar nicht geben kann, so haben eigentlich doch alle mir bekannten Metaller den einen oder anderen Kandidaten für diesen galaktischen Posten in petto, wenn man sie denn fragt. Nun, "The Unexpected Guest" ist in diesem Falle stets mein erster Gedanke.

Denn Demons göttliches Zweitwerk nimmt vom Debüt genau das Richtige, sprich die Essenz der ersten drei Songs, veredelt das mit einer wesentlich besseren Produktion von Saxon-Knöpfchendreher Pete Hinton und hält diese Qualität auch ohne den geringsten Anflug einer Schwäche über sämtliche zehn Songs. Was kann da anderes rauskommen als ein unbestrittener All-time-Klassiker, der übrigens auch von der musizierenden Konkurrenz in höchsten Ehren gehalten wird. So coverten weiland die deutschen Bombastspeed-Götter Blind Guardian auf ihrem zweiten Album "Follow The Blind" (leider ziemlich mittelmäßig verthrasht und die grandiose Atmosphäre dieser Überhymne völlig verhunzend) den monumentalen Opener "Don't Break The Circle", der als der bekannteste Demon-Song in die Geschichtsbücher des Metals eingehen sollte; und auch Hammerfall-Fronter Joacim Cans listet "The Unexpected Guest" als seine absolute Lieblingsscheibe.

Aber was red' ich denn hier - "The Unexpected Guest" hat ganz und gar keine Promi-Unterstützung nötig. Hört Euch Songs wie die allesamt zu Klassikern gewordenen "Total Possession", "Sign Of A Madman", das schnelle "Have We Been Here Before?" oder das ruhige "Strange Institution" doch selber an - besser KANN man diese Art Metal gar nicht spielen. Nicht eine einzige schwächere Note wüßte ich auf diesem Meilenstein herauszupicken, drum mache ich jetzt besser auch Schluß, bevor dieses Review vollständig in lobpreisender Verzückung untergeht.

3. "The Plague" (1983)

Der erste wirklich große Einschnitt in der Demonschen Laufbahn. Sämtliche Hexen und Teufel, die die Textlandschaften der ersten zwei Alben zahlreich bevölkert hatten, waren spontan ausgewandert und hatten, wie das edle Schwarzweiß-Cover schon andeutete, zeitgenössischeren Themen wie gesellschaftskritischen Betrachtungen, zumeist auf Daves englisches Heimatland ("Blackheath", "The Writings On The Wall") bezogen, Platz gemacht.

Aber nicht nur textlich wurde so einiges umgeschmissen - passend dazu löste man sich auch musikaalisch von der düsteren Melodik der Okkult-Phase; stattdessen klopfte schon mal der Progressive Metal, lange bevor beispielsweise Bands wie Queensryche oder gar Dream Theater diesen Stil populär machen konnten, leise an die Tür. Atmosphärische Keyboardsounds waren plötzlich ebenso angesagt wie prägnante Piano-Parts - wobei jedoch, bevor ich jetzt sämtliche Prog-Verächter das Weite suchen lasse, der eigentliche Song stets das Maß aller Dinge bleibt. Man höre nur den klassischen Titeltrack oder gar das hymnische, zweigeteilte "Blackheath" an, die beide zum eingängigsten Material der Briten überhaupt zählen.

Alles in allem - eines der ungewöhnlichsten Alben der NWOBHM-Phase überhaupt, und ein erstes deutliches Anzeichen dafür, daß für Dave Hill und Anhang der Blick über den Tellerrand zur Pflichtübung werden sollte - von den nun folgenden Alben klingt keins wirklich wie das andere. Wohl auch leider der Hauptgrund dafür, daß man in den kommenden Jahren die eher traditionell veranlagte Bangerschaft nicht wirklich auf seine Seite ziehen konnte. Schade eigentlich - denn der polierten Klasse einer "Operation : Mindcrime" etwa, die später schon über Gebühr Lobeshymne um Lobeshymne einfahren sollte, steht "The Plague" einfallstechnisch in nichts nach, hat im Gegensatz dazu sogar den wesentlich lebendigeren Sound zu bieten. Wahrscheinlich war man seiner Zeit einfach weit voraus - 1983 kam schließlich mit den Debüt-Alben von Metallica und Slayer die Speed/Thrash-Welle erstmals richtig ins Rollen, und mit derartigen Sounds hatten Demon nun mal wirklich nichts am Hut.

Naja, zum Schluß noch ein Hinweis auf den Abschlußsong "A Step To Far" - selbiger enthält nämlich im Chorus die magischen Worte "Spaced Out Monkey", die die Band anno 2001 als Titel ihres Comeback-Albums gewählt hat. Ein Hinweis auf den zukünftigen Sound? Mir sollte es recht sein...

4. "British Standard Approved" (1985)

Aus der Sichtweise des Metallers sicher das am schwersten zugängliche Werk der Briten. Sind doch heftige Gitarren im Gegensatz zu den drei Vorgängern auf "British Standard Approved" eher Mangelware, dafür hat man mit Steve Watts erstmals einen hauptberuflichen Keyboarder im Line-up. Und das aus gutem Grunde, denn auf ihrem Viertwerk widmet man sich keineswegs dem guten alten Metal, sondern liefert eine lupenreine Progressive Rock (nicht Metal!)-Scheibe ab, die in bester Genesis- und vor allem Pink Floyd-Tradition steht.

Demzufolge hat Meister Watts, wenn er denn auch (noch) nichts mit dem Songwriting am Hut hatte, auch alle Hände voll zu tun und schafft einen wunderbar atmosphärischen Klangteppich, der zum intensiven Zuhören einlädt und in Verbindung mit Daves wie immer überragenden Vocals für Gänsehaut ohne Ende sorgt. Gitarrentechnisch läßt man's dazu passend wie gesagt etwas ruhiger angehen, jedoch kann Mal Spooner bei seiner leider letzten Vorstellung mit Demon durch aberwitzig intensive, David Gilmour-lastige Soli überzeugen, die lediglich durch die mittelmäßige Produktion (die Kohle der Floyds hatte man halt doch nicht) etwas zurückgehalten werden. Aber hier sollte beim Remastering noch einiges rauszuholen sein, wie jeder weiß, der das "British..."-Meisterwerk "Touching The Ice" auf der "Best Of" gehört hat...

Ansonsten? Gut, der Opener "First Class" (nicht wirklich...) klingt noch ziemlich holprig, als wolle man künstlich ein Metal-Element in einen Song einbauen, in den es eigentlich kein bißchen paßt; und der über-fröhliche Rocker "Wonderland" beißt sich mehr als nur ein wenig mit der kalten Atmosphäre des Rests der Scheibe - abgesehen davon sind hier nur Perlen des progressiven Rocks zu finden, die ein wesentlich größeres Publikum verdient gehabt hätten. Von einer Metal-Band nämlich ist ein Experiment wie "British..." damals wie heute gleichbedeutend mit kommerziellem Selbstmord. Schade eigentlich.

5. "Heart Of Our Time" (1985)

Schon kurz nach dem tragischen Tod von Gitarrist und Hauptsongwriter Mal Spooner melden sich Demon zurück, und das, so muß man leider vermelden, nicht unbedingt in Bestform. "Heart Of Our Time", die Keyboarder Steve Watts erstmals neben Urgestein Hill als Hauptsongwriter einführte, zeigte die Dämonen verständlicherweise recht orientierungslos daherdriften, und so bleibt das Album denn auch stilistisch wie qualitativ höchst wechselhaft.

Die Prog-Phase zumindest war hiermit eindeutig beendet, es sei denn, man will merkwürdige Key/Synth-Zwischenspiele wie "Summit" oder "Computer Code" als progressiv werten (was ich jetzt einfach mal nicht tue). Stattdessen geht's wieder entschieden songorientierter zur Sache, ohne jedoch zur alten Härte zurückzukehren - der Großteil des "Heart..."-Materials läßt sich wohl mit dem Begriff AOR am besten umschreiben.

Und auch den kommerzielleren Rock haben Hill und seine Mannen recht ordentlich auf der Pfanne - der Opener und Titeltrack ist ein ziemlicher Ohrwurm, ebenso wie das direkt anschließende "In Your Own Light", dazu ist die Piano-Ballade "Grown Ups" ziemlich ergreifend ausgefallen. Der zweite Ausflug in balladeske Gefilde hingegen, "Expressing The Heart" betitelt, greift mir etwas zu tief in den Kitschtopf; und auch experimentellere, keyboardgetragene Songs wie "Genius" oder "Crossfire" muß ich eher als Fehlschläge notieren.

Alles in allem ist "Heart Of Our Time" sicher eins der schwächeren Alben der Engländer und als solches eher ein Fall für Komplettisten und bereits überzeugte Fans - letztere allerdings müssen das Teil aufgrund der erwähnten Highlights definitiv ihr eigen nennen. Zum Einstieg eignet sich die Scheibe allerdings genausowenig wie ihr (besserer) Vorgänger.

6. "Breakout" (1987)

Ein Schritt zurück - aber in diesem Falle war zurück wohl die einzig richtige Richtung. Denn nach einigen experimentelleren Alben ist "Breakout" nun mal wieder ein Scheibchen, das der Zuhörer mit Fug und Recht unter dem Banner "Heavy Metal" einordnen kann. Man erwarte aber bitte keinen billigen "Night Of The Demon"-Nostalgietrip: "Breakout" ist die logische Folge einer besetzungstechnisch stark umgeworfenen Truppe (es debütierte hier beispielsweise der immer mal wieder im Bandkreise auftauchende und auch im aktuellen 2001er Line-Up vertretene Bassist Andy Dale), deren neues Songwriting-Team Hill/Watts sich auch mittlerweile bestens aufeinander eingestimmt zeigte.

Denn anders lassen sich kompositorische Glanzleistungen wie der überragend atmosphärische Opener "Life On The Wire", einer der ganz großen Klassiker der Band, in meinen Augen nicht erklären. Eröffnet besagter Song das Album noch erstaunlicherweise ruhig, so zeigt uns das folgende "Hurricane", ein flotter Up-Tempo-Rocker, doch deutlich, das wir es hier mit einer Band zu tun haben, die es noch einmal wissen will. So entschlossen haben wir die Dämonen seit dem "Unexpected Guest"-Werk nicht mehr tönen hören.

Nach dem hymnischen, exzellent groovenden Titelsong geht's in ähnlicher Manier durch eine Scheibe, die für meine Begriffe geradezu ideal die Trademarks der frühen Jahre mit einer gesunden Portion Keyboard-Bombast verbindet, wie es in dieser Perfektion höchstens noch Savatage auf die Reihe bekommen. Man höre nur die treibenden, fanfarenhaften Sounds eines "Living In The Shadow" (Meisterwerk, mit starken Anti-Kriegs-Lyrics) oder aber die beinahe Oliva-Qualitäten erreichende Kombination von Piano und Gitarren in "Standing In The Shadow" (mit dem Schatten hatten Dave&Co. es diesmal...) oder der gigantischen Bombast-Ballade "Through These Eyes". Lediglich das eher schleppend rockende "Hollywood" fällt etwas hinter dem hohen Niveau des Rests der Scheibe zurück - da der Song aber textlich eine wunderbare Verarsche der US-Poserszene darstellt, will ich mal darüber hinwegsehen. "All things British" hingegen werden im augenzwinkernden, selbstironischen "England's Glory" gewürdigt, von den kultigen Royals bis hin zu Fußballlegende Bobby Charlton und vieles, vieles mehr. Ich bin sicher, die Queen würde sich "not amused" zeigen...

Alles in allem - "Breakout" sollte man sein eigen nennen. Eines der stärksten Werke der englischen Kultkapelle, auch wenn man sich beim nächsten Male noch um einiges steigern sollte. (Ganz nebenbei ist "Breakout" für mich auch die ideale Einstiegsscheibe für Neu-Fans, da hier wirklich sämtliche Facetten des Bandsounds abgedeckt werden.)

7. "Taking The World By Storm" (1989)

Ihr stärkstes Werk seit "The Unexpected Guest", vielleicht gar DER strahlende Höhepunkt der Bandgeschichte schlechthin ist "Taking The World By Storm" - eins der am treffendsten betitelten Alben der Metal-Geschichte. Denn vom ersten Ton des flotten, geradlinigen Hammer-Openers "Commercial Dynamite" (schön wär's...) bis hin zum ausgedehnten Fade-Out der monumentalen, mehr als zehnminütigen Götterballade "Time Has Come" spielt hier eine Band auf dem Zenit ihres schöpferischen Könnens zum Tanze auf.

Mit dem mitreißenden Titelsong sowie dem nicht minder überragenden "The Life Brigade" legt man nach erwähntem Opener erst mal weiter kraftvoll nach, bevor das epische "Remembrance Day", für meine Begriffe der beste Demon-Song aller Zeiten, die Scheibe in bombastischeres Terrain entführt. So in etwa hätten wohl ihre Landsmänner Magnum zu Bestzeiten geklungen, wenn man denn eine Metal-Band gewesen wäre - "Remembrance Day" ist für mich die dämonische Antwort auf das "Wings Of Heaven"-Epos "Don't Wake The Lion".

Das mit einem Meat Loaf-würdigen Titel versehene "What Do You Think About Hell?" geht ähnlich episch, wenn auch wesentlich schleppender und orchestraler zur Sache, bevor das schnellere "Blue Skies In Red Square" die Scheibe noch ein letztes Mal auf rockigere Pfade führt. Letzterer Song ist, wie viele der damaligen Demon-Songs, textlich geprägt vom politischen Tagesgeschehen, in diesem Fall dem Ende der Ära des Kalten Krieges und der Annäherung von Ost und West (wir schrieben, man erinnere sich, das Jahr 1989...). Und auch wenn mir Daves Lyrics hier eine ganze Ecke zu naiv ausgefallen sind, und ich es trotz aller Unterwelt- und Konspirationsgerüchte rund um diesen US-Präsidenten für arg fragwürdig halte, Kennedy mit Lenin auf eine Stufe zu stellen, so gibt dieser Song doch ganz wunderbar den Zeitgeist und die Aufbruchsstimmung dieser Jahre wieder, bevor uns die trüben 90er zurück in die Realität (und die Grunge-Depression...) trieben.

Leider Gottes ließ sich jene Aufbruchsstimmung nicht auf die Karriere der Band übertragen, denn auch "Taking..." sollte wiederum nur einem kleinen, wenn auch treuen Stammpublikum vorbehalten sein. Muß als Musiker frustrierend sein - denn wenn man's HIERMIT nicht schafft, womit dann noch? Demon zum Glück nahmen's relativ locker und beehrten uns auch in Zukunft mit einigen Klassealben - der Höhepunkt war für meine Begriffe nach "Taking..." aber überschritten.

 8. "One Helluva Night - Live" (1990)

Ein Live-Album ist an dieser Stelle sicher nicht die schlechteste Idee - mit zwei Hammeralben im Rücken, ganz zu schweigen von den unzähligen Alt-Klassikern, kann hier doch eigentlich gar nichts schiefgehen, oder? Tut es dann auch nicht die Ende 1989 zu Ludwigsburg mitgeschnittene Doppel-CD hat einen ausgezeichneten Querschnitt über die Demon'sche Laufbahn zu bieten, in der lediglich das lahme "Wonderland" mal wieder negativ aus dem Rahmen fällt (Was fiindet die Band nur an diesem Song? Zehn Jahre später in Wacken war dieser Langweiler noch immer im Set....). ansonsten: nur Highlights, natürlich mit starker Gewichtung auf dem damals aktuellen "Taking..."-Scheibchen, von dem auch diesmal das absolut ergreifende Highlight stammt: "Remembrance Day", das Hill anläßlich von Mal Spooners fünften Todestag ebendiesem einstigen Mitstreiter widmet.

OK, etwas mehr vom Publikum zu hören hätte ich mir schon gewünscht - ähnlich wie auf Sabbath's "Live Evil" beschränkt sich dieses auf ein stetiges Rauschen irgendwo im Hintergrund. Naja, ist zumindest ehrlicher als bei vielen anderen Bands, die trotz nur knapp dreistelligen Besucherzahlen auf Tonträger plötzlich Stadionatmosphäre verbreiten. Gleiches gilt übrigens auch für den im erfrischend rauh belassenen Sound der Band, an dem mit Sicherheit nicht allzuviel im Studio nachgeschummelt wurde.

9. "Hold On To The Dream" (1991)

 Längst nicht so stark wie der (Studio-)Vorgänger - da selbiger aber zu den ganz großen Metal-Meilensteinen zu zählen ist, heißt das keinesfalls, wie ein geschmacksverwirrter Rock Hard-Schreiberling mal in derem Lexikon der schönen Künste verlauten ließ, daß man nun plötzlich "aus dem letzten Loch zu pfeifen" scheint. Unverschämtheit - wasch' Dir mal die Ohren! Songs wie der Opener "No More Hell On Earth", "New Frontiers" oder das überragende "Barons Of Darkness" stehen dem epischen "Taking..."-Stoff kaum in etwas nach - daß man eine gute Ecke kommerzieller (aber keineswegs schlechter!) geworden war, kann ich allerdings keineswegs bestreiten.

Dies äußert sich vor allem im verstärkten Einsatz von absolut großartigen Balladen wie dem getragenen Titelsong, dem epischen "Eastern Sunset", das zwischendurch auch mal einen flott rockenden Mittelteil einbaut, oder dem abschließenden, pianogetragenen "Coming Home", die alle durch die Bank überzeugen können. Absoluter Plüsch-Höhepunkt des Scheibchens aber das größtenteils akustische "Ivory Towers", dessen Saxophon-Solo einmal mehr zeigte, wie wenig man sich um etablierte "Metal"-Konventionen scherte - der Song, wie eigentlich das komplette Album, bietet einfach zeitlose Rockmusik vom allerfeinsten, die mich mehr denn je an die Pomp Rock-Könige von Magnum oder auch Queen erinnerte.

Zugegeben, gegen Ende des Albums flacht das ganze vorübergehend etwas ab, als Dave und Konsorten mit eher simplen, geradlinigen Rocknummern wie "Nothing Turned Out Right" oder "Shoot For The City" ihre übliche Ausnahmeklasse eher verfehlen - da die komplette Spielzeit eine Stunde aber weit überschreitet, lasse ich das mal als unbedeutendes Ärgernis durchgehen.

10. "Blow-Out" (1992)

Erstes Album nach dem Abgang von Keyboard-Wizard Steve Watts. Das sollte natürlich mächtige Auswirkungen auf den Sound haben - der Gute war immerhin auf den letzten vier Studioalben neben Maestro Hill der Hauptsongwriter gewesen. Um so erstaunlicher, daß sich die Band entschloss, Steves Stelle komplett unbesetzt zu lassen (die Co-Songwriterrolle übernahm erstmals ein anderer Steve, nämlich sein Namensvetter Brookes an der Gitarre) und gänzlich keyboardfrei "back to the roots" zu gehen. Pomprock war also erst mal out, stattdessen erinnern Songs wie "Still Worth Fighting For", "Everything Has Changed" oder die beiden grandiosen "Visions Of The Future"-Teile vielmehr an die rohe Power der ersten zwei Alben...

...leider allerdings größtenteils ohne an die Ausnahmeklasse der frühen Nummern anschließen zu können. Neben den genannten Songs landen nämlich nur noch das langsame "Tell Me What You're Looking For" sowie (wie üblich) die beiden Balladen "Sacred Heart" und "Stop The Fire" im gewohnten dämonischen Qualitätsrahmen. Stücken wie "Million Dollar Ride" oder das an die Rock-Legende Freddie Mercury erinnernde "Victim Of His Time" fehlen eindeutig die zündende Songidee und machen die Scheibe für mich, wie für die meisten Demon-Fans, zu ihrem schwächsten Werk. Auch Dave himself ließ mittlerweile verlauten, daß die Band zu diesem Zeitpunkt eine längere Pause einfach benötigt hätte. Und so folgte auf "Blow-Out" auch folgerichtig erst mal jahrelange Stille aus dem Dämonenlager...

11. Dave Hill - "Welcome To The Real World" (1994)

...die nur durch Daves Soloalbum noch einmal unterbrochen wurde. Moment mal, Soloalbum? Was hat das in dieser Auflistung zu suchen? Wer die Scheibe mal gehört hat, wird sich nicht sonderlich wundern - "Welcome To The Real World" ist durch und durch ein waschechtes Demon-Album, dem lediglich der gewohnte Schriftzug auf dem Cover fehlte und an dem neben Dave sowohl Andy Dale als auch John Waterhouse beteiligt waren. Letztgenannter Gitarrero sogar erstmals als Songwriter, der mit dem abschließenden "The Great Divide" auch an DEM überragenden Highlight der Scheibe beteiligt war.

Besagter Song, den Dave der Erinnerung an seinen Vater widmete, ist schließlich ein überragendes Epos in bester "Taking..."/"Hold On..."-Tradition, das für mich sämtliche Songs des "Blow-Out"-Albums mit Leichtigkeit übertrifft. Aber auch der Rest der durchgehend sehr starken, ziemlich AOR-lastigen Scheibe (irgendwo in der Schnittmenge von "Heart Of Our Time" und "Breakout") klingt wieder 'ne ganze Ecke frischer als zuletzt unter der dämonischen Flagge. Warum hat man selbige überhaupt im Schrank gelassen, wenn's doch wie eh und je klingt?

Nun, anscheinend ist im BSE-Königreich der Name Demon eher negativ belastet - der Durchschnittsbrite stellt sich darunter wohl eher durchgeknallte Teufelsanbeter vor als eine Truppe, die exzellenten Hardrock der Güteklasse A darbietet. Ergo sollte ein Versuch ohne jenen Malus durchgeführt werden. Prinzipiell ein logischer Gedanke, jedoch hapert's ganz gewaltig an der Ausführung. Wer Dave beispielsweise DIESES Cover aufs Auge gedrückt hat, kann auch nicht mehr alle Tassen im Schrank gehabt haben - da wäre wohl JEDES Foto des Meisters verkaufsträchtiger gewesen. In Verbindung  mit den damals gerade angesagten Trend ist es also leider sicher keine Überraschung mehr, daß auch dieses Album völlig in der Masse unterging. Demon-Fans allerdings MÜSSEN die Scheibe einfach im Schrank stehen haben, ansonsten ist die Sammlung einfach nicht komplett.

Und dann....?

Tja, und dann gab's erst mal lange Jahre nichts mehr zu hören von Dave&Co. Als Pause war die Auszeit der Briten einst deklariert worden, doch nach jahrelanger Funkstille war ich sicher nicht der Einzige, der an dem Fortbestand der Band zu zweifeln begonnen hatte. Bis...ja, bis anno 1997 das Heavy, oder was?!-Magazin die Dämonen auf ihr jährlich stattfindendes Bang Your Head! einlud. Jungs, das werde ich Euch niemals vergessen! Von da an ging's bergauf - eine exzellente Homepage im Internet versorgte Verrückte wie den Verfasser regelmäßig mit Neuigkeiten (www.the-demon.com - unbedingt mal vorbeischauen!), und 1999 brachte Unbroken Metal-Macher Rüdiger Abend ein längst überfälliges Tribute-Album auf den Markt. "Day Of The Demon", so der Titel des Machwerkes, featured vor allem Underground-Bands wie die deutschen Doomer Dawn of Winter, die "What Do You Think About Hell" zu einer waschechten Zeitlupen-Dampfwalze umarbeiteten oder die Blackmetaller von Ancient Wisdom, deren "The Spell" passend zum okkulten Text im keyboardlastigen Black Metal-Stile einer Band wie Dimmu Borgir dargeboten wurde. Witchfynde-Fronter Luther Beltz dagegen, der mir auf seinem eigenen, sehr Demon-lastigen "The Awakening" ganz ausgezeichnet gefallen hatte, kackte hier stimmlich ziemlich ab - aber an die Ausnahmeklasse eines Dave Hill kam hier eh niemand wirklich ran. Dies bewies Mr. Hill auch erstmals seit langer Zeit mal wieder selbst - denn "Day..." stellte erstmals zwei neue, von Bandfreund/Produzent/Manager Mike Stone exklusiv remixte Demosongs von 1999 vor, von denen ich "Tonight Won't Last Forever" "nur" sehr gut finde, das atmosphärisch dichte "Trick Of The Light" aber zum stärksten Material der Briten zähle. Beide Songs werden übrigens nicht auf dem kommenden "Spaced Out Monkey"-Longplayer vertreten sein. Demon-Fans wären also gut beraten, sich den schön aufgemachten Sampler zuzulegen, solange er noch zu bekommen ist.

Es folgte noch eine überragend zusammengestellte, für Einsteiger ideale Best Of, die an dieser Stelle auch schon mal ausgiebig gewürdigt wurde, dann war erst mal wieder laaaaanges Warten angesagt. Bis zum 27. August 2001 - dann nämlich wird uns der "Spaced Out Monkey" endgültig aus dem Regal angrinsen. Das Review könnt Ihr hier lesen...

©2001, "Ernie - Im Banne der Dämonen" Zeisberger