Zwei dieser Jungen Schweden, das Zwillingspaar Hellbutcher und Tyrant, war
mir lange Zeit nur als Duo durchgeknallter Partyanimals auf dem Wacken Open
Air bekannt. Seit 1997 kenne und treffe ich die Jungs in Begleitung solch
dubioser Gestalten wie der des Lebenskünstlers "Shitman" (was glaubt ihr,
wie er aussieht und was er u.a. frißt?) oder dem mächtigen Metalion aus
Norwegen (sein Slayer - Magazin ist die Bibel für den Black / Deathmetal
Untergrund, da kann selbst das geniale Ablaze nicht mithalten), einem netten
Frühdreißiger aus Sarpsborg. Tja, die Nifelheimjungens sind einfach nette
Typen, beinharte Plattensammler (eine irre Maidensammlung und mehr) und eben
Musiker.
Nifelheim - same (1994)
Im zarten Alter von 19 Jahren haben die beiden ihre erste Scheibe unter die
hungrigen Massen gebracht. Schon damals war ihre Musik nicht alltäglich im
Bereich des schwarzen Metals, der eher dem eisigen nordischen Stil -
Blackmetal on the Rocks sozusagen - die Aufmerksamkeit der Massen bescherte.
Nifelheim machten den Effenberg gegenüber der Musikindustrie und bollerten
sich ihre eigene Versionen satanischen Metals zurecht. Speedige, kranke
Riffs, melodische und zugleich infernalische Leads, leicht chaotisch
anmutende, sich nahe an der Grenze zum Verlust jeglicher Kontrolle bewegende
Songstrukturen, irrsinnige Hammerbeats und natürlich sicke Vocals machten
diese Scheibe aus. Nifelheim verstanden es, ihre eigene Version vom
Blackspeedmetal gekonnt umzusetzen, auch wenn ihre technischen Fähigkeiten
erst noch werden sollten. Ihr Debüt donnert roh und ungeschliffen, aber
dennoch mit kämpferisch anmutenden Powerhymnen gespickt in die schwarzen
Seelen der Fans, die diese Band mit blasphemischer Hingabe lieben. Was
Manilla Road und Cirith Ungol für den Heavymetal sind, das stellen Nifelheim
für den Blackmetal da. Totale Hingabe oder totaler Haß! Noch hatten sie
allerdings auch nicht DAS Klassikeralbum komponiert, eingetrümmert und
veröffentlicht.
Nifelheim: Devil's Force
Ich sagte ja, ein wirklicher Klassiker war das Debüt noch nicht, dennoch
eine so verdammt geile Blackspeedmetalscheibe mit solch unwiderstehlich
donnernden Hymnen, daß man sehr gespannt war, was denn nun kommen sollte.
Drei Jahre ließen sie sich Zeit. 1997 stand es dann in den Läden, "Devil's
Force", für mich einer der Meilensteine im furios - infernalischen
Speedmetal. Sie hatten sich noch deutlicher von ihren Helden Iron Maiden und
Volcano / Sarcofago inspirieren lassen, eigene Stücke mit dem Drive der
Originale zu versehen und sie haben es geschafft. Die Melodien waren noch
wilder, noch unbändiger die Leidenschaft, mit der Nifelheim diese LP
eingedonnert haben. Die Soli, bei Satan, das waren kleine Kompositionen
innerhalb der Komposition, das waren Leads, schneidend wie Rasiermesser und
doch höchst ergreifend. Man hatte instrumental durchaus gelernt, war zwar
einerseits noch wilder und doch um einiges kontrollierter. Nifelheim konnten
nun mit den magischen Kräften der Hölle umgehen und sie zweckdienlich
entfesseln. So zerstörte "Devil's Force" eine Menge gutbürgerliche
Wohnstuben und Kinderzimmer mehr als noch der Erstling. Nifelheim auf der
Höhe ihrer Macht? Kann es denn noch besser, noch gewaltiger kommen?
Nifelheim: Servants of Darkness
Was soll die dumme Frage, ja, es kann. Nachdem Drummer Adrian die Band gen
Cradle of Filth (die vielgehaßten) verlassen hatte, fanden die beiden
Berufsirren Hellbutcher und Tyrant schnell einen adäquaten Nachfolger,
dessen Drumming einerseits gekonnt primitiv, andererseits angesichts der
Spielfreude und des Ideenreichtums überwältigend war. Die Gitarrenmelodien
wurden hier zwar zurückgeschraubt, dafür aber umso präziser eingesetzt. War
die letzte LP quasi das Experimentierfeld für die Boys, do gibt es nun kein
Halten mehr, jetzt wird der wahre Hammer ausgepackt. Mit Maßstäben normaler
Musik kann man Nifelheim eh nicht messen, also sollte man es auch gar nicht versuchen. Polarisierend wie immer knüppeln sich die drei Berserker durch
eine LP voller Spannungsmomente, berstender Riffs und immernoch irrwitziger
Vocals. Keine Kompromisse! Wohin ihre nächste LP sie führen wird steht noch
in den Sternen, aber keineswegs werden sie einen Schritt zurücktun.
Nifelheim sind charmant wie ein Hundehaufen im Rinnstein, so und nicht
anders hat Satanic Speedmetal zu klingen. Und doch können sich eine Menge
Musiker von ihnen was abschauen, denn die drei leben jede Note, die sie
spielen, sie sind emotional so in ihre Stücke involviert, bei Auftritten
dürfte ihnen der Schaum vor dem Munde stehen. Tja, höher kann ich leider in
der Benotung nicht mehr gehen.
Alle drei Scheiben gibt es bei Merciless
Records, www.merciless-records.de
(c) 2001, Sascha Maurer, 2001