Riot - Reviewspecial
Innerhalb der nächsten Zeilen werde ich, anhand von relativ kurzen
Reviews, versuchen den musikalischen Werdegang einer ewigen Legende
nachzuzeichnen. Jeweils am Ende jedes Reviews erfolgt von meiner Seite eine
Einteilung in MUSS- / SOLLTE- oder KANN man haben. Diese
Einteilung spiegelt meine Meinung wieder, und dürfte für Einsteiger
einen recht guten Leitfaden ergeben. Vorausschicken sollte man allerdings
noch, dass die Band, im Laufe ihrer mittlerweile mehr als 30 jährigen
Geschichte, sehr viele Line Up Wechsel durchgemacht hat, Wechsel, die sich
auch immer etwas im Gesamtsound der Band niederschlugen, was es einem Kritiker
oft etwas schwer macht, die einzelnen Alben qualitativ miteinander zu
vergleichen. So können die nun folgenden Zeilen auch lediglich einen
Versuch darstellen, diesen Vergleich einigermaßen fair durchzuziehen,
aber lest selbst.
Rock City (1977)
Das Debütalbum der Band wurde zum Teil schon im Jahr 1976 aufgenommen,
allerdings erst Mitte 1977 fertig gestellt und veröffentlicht. Die
enthaltenen Songs bieten durchgängig sehr heavy gespielten Hard Rock,
welcher aber nur selten den Härtegrad des Heavy Metals erreicht. Für
damalige Verhältnisse müssen Riot allerdings schon zu den
härtesten Vertretern ihres Genres gezählt werden - vor allem in
ihrem Heimatland USA gab es zu der Zeit wohl kaum vergleichbare Bands. Das
Songmaterial beinhaltet mit "Warrior", "Tokyo Rose" und dem
Titeltrack schon mindestens 3 Highlights, während sich der Rest des
Albums qualitativ unterhalb dieser 3 Songs einreiht. Ein sehr guter Start,
der vor allem aufgrund der Gitarren zu überzeugen weiß, zwar ist
eben jener Gitarrestil noch nicht so ausgereift wie in späteren Jahren,
aber die Ansätze sind schon zu erkennen. Weiterer Pluspunkt sind Guy
Speranzas rauen und kraftvollen Vocals. Nach heutigen Gesichtspunkten also
ein klares KANN Album, das man als Fan der Band haben muß, als
Einsteiger in die Bandhistory sollte man aber sicher zuerst einmal andere
Alben antesten.
Narita (1979)
Die zweite Riot Scheibe gefällt mir im Großen und Ganzen minimal
schlechter als das Debüt, zwar bewegt sich das Songmaterial auf in etwa
der gleichen Linie wie bei Rock City, aber mit dem Instrumental "Narita"
und dem Klassiker "Road Racin' " enthält "Narita" für
mich nur 2 Übersongs die mich auch nach Jahren noch fesseln. Die
musikalische Umsetzung des Albums liegt wie gesagt in etwa einer Eben mit
der von "Rock City", denn auch hier dominiert sehr heavy umgesetzter
Hard Rock mit zum Teil überragenden Gitarrenharmonien und -melodien.
Mit "Born To Be Wild" (im Original von Steppenwolf) hat die Band hier
auch zum ersten Mal eine Coverversion mit an Bord, in meinen Augen auch ein
recht weise gewählter Song, denn im Grunde paßt er sehr gut zum
Stil der Band. Ich zumindest sehe im Stil von Steppenwolf und Riot
leichte Parallelen, nur daß der Gesamtsound von Riot eben schon viel
härter war als der von Steppenwolf und auch die Riot Kompositionen
etwas ausgefeilter daherkommen. Auch in diesem Fall also ein, aus heutiger
Sicht, KANN Album, genau wie der Vorgänger mit kompositorischen
Höhen, aber leider auch belastet dadurch, daß Narita heutzutage
recht altbacken klingt.
Riot Live (aufgenommen 1980 Erstmals 1989 in Japan veröffentlicht)
Bei Riot Live handelt es sich um aufnahmen von Riots ersten Auftritten in
Europa (unter anderem Monsters Of Rock 1980 in Donnington Park), welche
allerdings erst im Jahr 1989 zum ersten Mal, ursprünglich auch nur in
Japan, veröffentlicht wurden. Die Aufnahmen zeigen, daß die Band
es auch damals schon verstand auf recht hartem Niveau live zu spielen, so
daß hier ein recht authentisches Livedokument vorliegt.
Zusammengefaßt werden die besten und wichtigsten Songs der ersten beiden
Alben, erweitert durch die Coverversion "Train Kept A Rollin' " (unter
anderem auch Aerosmith). Für mich ein klarer Fall von SOLLTE
Album, und da auch der Sound recht stimmig ist, gibt es keinen Grund sich
auch als Neueinsteiger dieses Teil nicht zumindest mal anzuhören.
Fire Down Under (1981)
Für viele Fans stellt eben jenes Album den Höhepunkt der Bandgeschichte
da, was man durchaus auch nachvollziehen kann, aber nicht zwingend auch so
sehen muß. Für mich gehört "Fire Down Under" definitiv
auch zu den Top 5 der Band, da sich die Band hier (im Vergleich zu "Rock
City" und "Narita") musikalisch um einiges gereifter zeigt, und
man auch zum ersten Man von einer Veröffentlichung sprechen kann die
als Heavy Metal durchgeht. Im Grunde genommen ist auch "Fire Down Under"
heavier als der damalige Durchschnitt der Veröffentlichungen, und
kann aus diesem Grund schon als erste Vorbote der späteren Power
Speed/Thrash Metal Szene gesehen werden. Trendsetter also ? Nun eigentlich
kann man die Band aufgrund recht schneller Kompositionen wie dem Opener
"Swords And Tequila" oder dem Titeltrack die Bezeichnung Trendsetter
(im positivsten Sinne natürlich nur) durchaus anerkennen, aber keine
Angst, die Scheibe ist eben nicht nur schnell und heavy. Neben den beiden
genannten Brechern befinden sich auch Hymnen wie "Outlaw" oder gar
ein Song mit leicht epischem Anstrich ("Altar Of The King") unter
den gebotenen Material. Da keiner der 10 enthaltenen Songs aus der Reihe
fällt, und speziell die 4 genannten Tracks zum Besten gehören was
der Metal Bereich zu bieten hat liegt hier also der erste Klassiker im
Backprogramm der New Yorker Band vor. Ein definitives MUSS Album,
welches jeder Fan der auch nur ansatzweise etwas mit Heavy Metal anfangen
kann einfach kennen muß - sofern du sie noch nicht hast, lauf jetzt
los und kauf sie dir.
Restless Breed (1982)
Nachdem die Band durch den Verlußt von Sänger Guy Speranza nach
"Fire Down Under" einen schwer zu verkraftenden Abgang zu verzeichnen
hatte, veröffentlichten sie noch im Jahr 1982 das "Restless Breed"
Album. Wie es in solchen Fällen kommen muß, geriet diese Scheibe
eigentlich auch zu einer Enttäuschung. Hatte man mit dem Vorgänger
ein Meisterstück im Bereich Heavy Metal eingespielt, so ging man mit
"Restless Breed" wieder zurück zum Hard Rock Stil der ersten
beiden Alben, eigentlich sogar noch etwas weiter, da die recht bluesorientierte
Stimme von Speranza Nachfolger Rhett Forrester die Kompositionen hier und
da arg verweichlichte. Aus Sicht eines Metalfans also ein Album, daß,
speziell wenn man den genialen Vorgänger kennt, nicht wirklich
überzeugen kann. Richtig schlecht ist "Restless Breed" zwar nicht,
aber fehlt selbst den härteren Songs wie "C.I.A" der letzte Kick
und eine Coverversion wie "When I Was Young" (Eric Burden) lässt
darauf schließen, daß man sich im Bandlager wohl einen
größeren Erfolg im eigenen Heimatland erhofft hat. Im Ganzen
eben das definitive KANN Album der Band, obwohl mit dem schon
erwähnten "C.I.A.", "Violent Crimes" oder "Hard Lovin'
Man" durchaus hörbares Material vorhanden ist.
Riot Live EP (1982)
Eine 6 Song live EP aufgenommen während der "Restless Breed"
Tour. Zeigt die Band live zwar etwas rauer als auf dem flauen
Vorgängeralbum aber soll trotzdem nur der Vollständigkeit halber
erwähnt sein. Definitives KANN Album - sprich nur für Fans
der Band.
Born In America (1983)
Erneut mit Rhett Forrester am Mikro, und gegenüber "Restless Breed"
leicht verbessert - wie ich finde. Zwar immer noch weit entfernt vom "Fire
Down Under" Niveau, enthält "Born In America" trotzdem einig
hörbare Songs. Da auch die alte Heavieness zum Teil wieder
zurückgekehrt war, ein Album was zwar über den KANN Status
nicht herauskommt, aber zum damaligen Zeitpunkt wieder hoffen lies. Anspieltipps
für den Fall das ihr sie antesten wollt : "Heavy Metal Machine",
"Vigilante Killer" und "Running From The Law" alles in allem
gut, aber dennoch eine Riot Scheibe die ich sehr sehr selten auflege.
Was nun folgt ist eine längere Pause der Band, hervorgerufen durch
den Ausstieg von Rhett Forrester und die spätere Auflösung der
Band. Der eigentliche Riot Kopf der Band, Gitarrist Mark Reale, siedelt in
Folge der Auflösung nach Texas um, und zockt dort mit S.A. Slayer/Juggernaut
Recken wie Bobby Jarzombek unter dem Namen Narita ab und an in Clubs. Die
eigentliche Riot Reunion ab ca. 1986 87 führt kurzzeitig den
Originalsänger der Band Guy Speranza zurück in die Band und sogar
Jag Panzer Vokalist Harry Conklin hilft bei einigen Livegigs aus - man stelle
sich mal vor was die Kombination Conklin/Riot alles hätte reißen
können, wäre dieses Line up stabil geblieben. Anyway, im Jahr 1987
findet sich die Band wiederum in ihrer Heimatstadt New York ein, und sichert
sich einen Deal mit dem Branchenriesen CBS Records. Das Line Up stabilisiert
sich durch die Hinzunahme des unbekannten Sängers Tony Moore, der Mark
Reale und seine Mitstreiter Don VanStavern (B) Bobby Jarzombek (D) optimal
ergänzt.
Thundersteel (1988)
Nach "Fire Down Under" muß dieses Album eindeutig als zweiter
absoluter Klassiker der Bandgeschichte eingestuft werden, wobei
"Thundersteel" sogar noch erheblich heavier daherkommt als der Klassiker
aus dem Jahr 1981. Im Grunde handelt es sich hierbei sogar um ein Lupenreines
Power Metal Album, die aber durchgängig in der Tradition Riots stehen.
Hier paaren Riot die Heavieness des Power Metals mit ihren jederzeit
eingängigen Melodylines. "Thundersteel" besitzt auch nach heutigen
Maßstäben noch eine sehr knackige Produktion und sei damit jedem
Fan der härteren Gangart ans Herz gelegt. Ein Album also welches
vordergründig einen starken Unterschied zu dem "klassischen" Riot Material
offenbart, bei dem die einzelnen Songs allerdings (vor allem durch die
Gitarrenarbeit) immer als Riot Reale Kompositionen zu erkennen sind. Einzelne
Songs dieses MUSS Albums hervorzuheben wäre Unsinn, da die gebotenen
45 Minuten Musik am besten am Stück und ohne Unterbrechung genossen
werden sollten. Auch hier also eine definitive Kaufempfehlung. Erwähnt
werden sollte vielleicht noch das knapp die Hälfte der enthaltenen Songs
nicht von Bobby Jarzombek, sondern von Mark Edwards (Lion, Steeler etc.)
eingetrommelt wurde, ein Fakt der allerdings nicht wirklich negativ ins Gewicht
fällt.
The Privilege Of Power (1990)
Mit diesem Album legte die Band ihr experimentierfreudigstes Werk vor, und
nebenbei auch das Album welches die größte Bandbreite aller Riot
Veröffentlichungen enthält. Aufgrund eben jener Experimentierfreude
gilt "The Privilege Of Power" allerdings als wohl "umstrittenstes"
Werk der Band. Jeder Riot Fan sieht die Scheibe anders und die Meinungen
differieren zwischen "totaler Schrott" und "supergenial", wobei ich eindeutig
der zweiten Gruppe angehöre. Zum ersten Mal in ihrer Karriere versuchten
sich Riot auf "The Privilege Of Power" an einer Art von Konzeptalbum,
wobei die Konzeptidee allerdings nicht so zu verstehen ist, als wäre
es eine komplette Geschichte die innerhalb des Albums erzählt wird.
Vielmehr sind die Songs untereinander durch Überblendungen verbunden,
so daß sich der Hörer im Grunde 58 Minuten geschlossener Musik
gegenüber sieht. Musikalisch bietet man alles von Power Metal Songs
wie "On Your Knees" (hätte so ähnlich auch schon auf
Thundersteel stehen können), über midtempo Stampfer wie "Metal
Soldiers" oder "Little Miss Death" bis hin zum wohl schnellsten
und härtesten Song den die Band jeh aufgenommen hat "Dance Of Death"
(brachialer Power Metal der schon fasst in Thrash Regionen
vorstößt). Eine recht große Bandbreite also, was die Band
durch die Hinzunahme von Blasinstrumenten nochmals unterstreicht, gerade
diese Einsätze der Tower Of Power Horn-Sektion haben damals einige Metal
Puristen wohl arg vor den Kopf gestoßen. Ich fand die Idee damals schon
genial, und die Umsetzung (z.B. beim Song "Killer") beweist in meinen
Augen eindeutig das eine solche Kombination funktionieren kann. Ach ja, eine
Coverversion in Form des Instrumentals "Racing With The Devil On A Spanish
Highway" ist auch noch enthalten, das Original stammt von dem Jazz Fusion
Gitarrist Al DiMeola was ein weiterer Beweis dafür ist das die Band
hier sehr variabel ans Werk geht. Nur am Rande, auch diese Coverversion halt
ich persönlich für sehr gelungen. Alles in allem also wieder ein
MUSS Album, für diejenigen die es auch gern mal etwas experimenteller
mögen.
Riot In Japan Live!! (1992)
Die Band war in Japan eigentlich immer sehr populär und konnte nach
der Reunion auch in Japan regelmäßig touren, aus diesem Grund
war es wohl nur folgerichtig auf einer dieser Tourneen ein Livealbum
mitzuschneiden. Mit Pete Perez fand sich nach Veröffentlichung ein neuer
Bassist in der Band ein, während mit Mike Flyntz endlich der zweite
Gitarrist gefunden wurde der sich mit Mark Reale optimal ergänzen sollte.
Von den Songs her präsentiert sich hier ein ziemlich guter Querschnitt
aus den bisherigen Riot Alben, lediglich Songs aus der Forrester Ära
wurden damals keine gespielt. Des weiteren, dürfte dieser Mitschnitt
auch für Instrumentalisten recht interessant sein, da die beiden
Gitarrensoli, sowie die Drumsoli von Bobby Jarzombek ziemlich gelungen sind.
Leider hält der Sound nicht was das Label "Made In Japan" verspricht,
so daß ich in diesem Fall nur ein SOLLTE vergeben kann. Als
Bonus hat man noch eine Coverversion von Deep Purples "Smoke On The Water"
mit draufgepackt, diese stammt wohl aus den "Privilege Of Power"
Sessions, da sie ebenfalls Bläsereinsätze beinhaltet - ich
mag diese Version ziemlich gerne muß ich zugeben.
Was nun folgte war eine weitere längere Pause, da Sänger Tony
Moore leider die Band verließ und die Suche nach einem neuen Vokalisten
recht lange in Anspruch nahm. Abermals war Harry Conklin im Gespräch,
es existieren wohl auch Demos auf denen er gesungen hat, aber aus dieser
Liaison wurde leider nichts. Nachdem man auch noch den Vertrag mit CBS (bzw.
zu jener Zeit schon Sony Musik) verlor stand die Band, mit neuem Sänger
Mike DiMeo, wieder ganz am Anfang. Bevor ich jetzt etwas genauer auf die
Scheiben von 1994 bis heute eingehe wollte ich noch etwas generelles zu den
Alben sagen. Allen Alben der Mike DiMeo Ära werden mehr oder minder
große "Plagiatsvorwürfe" gemacht, die darauf abzielen, das die
Band sich reichlich im Fundus von Rainbow bedienen würde. Dies
ist ein Vorwurf den ich nicht wirklich nachvollziehen kann da:
a) die meisten Songs aus dieser Zeit erheblich heavier sind als das
Rainbow Songmaterial, freilich erreicht die Band nie mehr die Heavieness
von "Thundersteel" oder "Privilege Of Power"
b) der Gesamtsound von Riot doch stark auf Double Leads der Gitarren aufbaut,
und eigentlich auch vergleichsweise selten Keyboards zum Einsatz kommen.
Im Gegensatz zu Rainbow die ja immer nur mit einer Gitarre operierten,
dafür aber Keyboards verwendeten die den Sound auch wesentlich
mitprägten.
Wenn es denn eine der "klassischen" Bands geben sollte, mit der man den
Sound der späten Riot vergleichen kann, so würde ich eher
Thin Lizzy (etwa ab dem Black Rose Album) als Vergleich ansehen und
weniger Rainbow. Aber jetzt zu den einzelnen Alben.
Nightbreaker (1994)
Nightbreaker ist eines der am meisten unterschätzten Riot Alben wie
ich finde, zwar findet sich mit "In Your Eyes" eine ziemlich nervende
Ballade mit an Bord und auch "I'm On The Run" weiß nicht so
recht zu überzeugen, aber ansonsten pendelt das Songmaterial zwischen
gut und sehr gut. Zwar startet die Scheibe mit "Soldier",
"Destiny" und dem Deep Purple Cover "Burn" eher verhalten,
wobei bei diesen Songs die Gitarrenarbeit durchaus zu überzeugen weiß,
aber spätestens nach dem Totalausfall "In Your Eyes" steigert
sich das Album von Song zu Song ("I'm On The Run" mal ausgenommen).
Mit "Babylon" befindet sich sogar ein, in meinen Augen, absolutes
Highlight der Bandgeschichte auf "Nightbreaker" welches sich mit seinem
epischen Charme durchaus mit "Altar Of The King" messen kann. Ausgeleitet
wird die Scheibe durch ein Remake des Bandklassikers "Outlaw", welcher
zwar nicht ganz das Feeling der Originalaufnahme erreicht, aber vor allem
auch wegen der besseren Produktion einige Feinheiten im Gitarrenbereich erkennen
lässt, die bei der Originalversion untergingen. Definitiv ein
SOLLTE Album.
The Brethren Of The Long House (1996)
Musikalisch liegt diese Scheibe in etwa auf der Linie des Vorgängers,
wobei sie im Ganzen noch etwas abwechslungsreicher gestaltet ist. Das erste
(und einzige) echte Konzeptalbum der Band, bezüglich der Lyrics so etwa
auf der Linie von Spielfilmen wie "Der letzte Mohikaner", wirft also eine
kritischen Blick auf die Geschichte der nordamerikanischen Indianer. Herausheben
würde ich neben den bekannten Riot Stampfern alá "Glory
Calling", "Rolling Thunder" und "Blood Of The English"
noch die recht gut gelungene Ballade "Santa Maria". Seltsamerweise
ein Album was bei mir nicht ganz so stark in Erinnerung geblieben ist, ich
hab sie zugegebenermaßen auch vergleichsweise selten gehört. Aber
definitiv auch ein weiteres SOLLTE Album, das die Band von ihrer (neben
"The Privilege Of Power") abwechslungsreichsten Seite zeigt. Erwähnt
werden sollte das auch hier wieder eine Coverversion, diesmal "Out In
The Fields" von Gary Moore auf dem Album enthalten ist, die sich
auch recht harmonisch in das gesamte Album einfügt. Ach ja,
anläßlich dieses Albums waren Riot auch endlich zum ersten Mal
in Deutschland auf Tour, und was soll ich sagen, auch Live fuhren die Jungs
damals das volle Brett (schade das sie das nur 50 Minuten tun konnten auf
der Tour). Ups, ich habe noch etwas vergessen, die Erstauflage dieser Scheibe
wurde damals als Doppel CD Veröffentlicht, auf CD 2 war das Material
der "Riot In Japan Live!!!" CD enthalten. Bei Sichtung dieses Doppeldeckers
unbedingt zuschlagen.
Angel Eyes EP (1998)
Wurde damals nur in Japan veröffentlicht und enthält neben den
beiden vom "Inishmore" Album her bekannten Songs "Angel Eyes"
und "Turning The Hands Of Time" mit "15 Rivers" und "Red
Reign" noch 2 weitere Songs der "Inishmore" Session. Beide Songs
gehen voll in Ordnung, so daß Fans der Band diesen Release vermutlich
als MUSS verstehen sollten, während er für Neueinsteiger
natürlich nur ein KANN darstellt.
Inishmore (1998)
Für mich, um es vorweg zu nehmen, eine weitere MUSS Scheibe und
vermutlich die Beste Riot mit Mike DiMeo am Mikro. Gute Produktion, phantastische
Leistung aller Musiker und superbe Kompositionen zeichnen dieses Werk aus.
Hier findet sich keine Schwachstelle bei den Songs, einfach eine durch und
durch empfehlenswert Scheibe. Gitarrenmäßig lassen die Herren
Reale und Flyntz die Sau fliegen, Bobby Jarzombek überzeugt wie immer
durch sein variables Drumming und auch Pete Perez weiß durch einige
verspielte Einlagen zu überzeugen. Mike DiMeo setzt dem Ganzen dann
die Krone auf, ich persönlich halten ihn für den besten, weil
variabelsten, Sänger den Riot jemals hatten, gewissermaßen
verkörpert er die Vorzüge aller seiner Vorgänger in einer
Person, ohne wie eine bloße Kopie dieser Jungs zu klingen. Klar konnte
Tony Moore höher, Rhett Forrester bluesiger und Guy Speranza rauher
singen, aber DiMeo hat einfach sehr viel mehr Abwechslung in seiner Stimme
als seine Vorgänger, und das macht für mich unter anderem einen
guten Sänger aus. Mag sein das ich mit dieser Meinung allein stehe,
but who cares ? Die Lyrics des Albums werden diesmal durch einen roten Faden
miteinander verwoben, also abermals kein wirkliches Konzeptalbum wie z.B.
Brethren, sondern mehr eine Geschichtsstunde über die Auswanderung Irischer
Bürger aufgrund von Hungersnöten im 19. Jahrhundert. Die Thematik
des Albums wird durch die musikalische Umsetzung sehr wirkungsvoll
unterstützt, da meistens Melodiebögen verwendet werden, welche
an traditionell Irische Volkslieder erinnern. Gerade dieser Fakt rückt
Riot sehr nah an das Schaffen einer Band wie den oben genannten Thin
Lizzy, welche ebenfalls auf vielen Songs diese Einflüsse verarbeiteten.
Aber genug jetzt besorgt euch "Inishmore" und hört selbst -
phantastisches Album und eines der Highlights des Jahre 1998.
Shine On - Live (1998)
Ein weiteres Livealbum auf das ich hier kurz eingehen werde. Hauptaugenmerk
liegt natürlich auf dem Material seit "Nightbreaker", wobei auch
alte Klassiker wie "Swords And Tequila" oder "Warrior" noch
Verwendung finden. Gemessen an der Qualität der Aufnahme hat sich das
Teil aber wohl lächerlich wenig verkauft, zumindest ist sie auch heute
noch problemlos ,und meistens auch sehr billig ,zu bekommen. Einen wirklichen
Grund dieses Teil nicht zu empfehlen gibt es nicht, von daher kriegt auch
"Shine On - Live" von mir ein SOLLTE angeheftet. 73 Minuten exquisite
Liveunterhaltung mit massig Feeling und guten Songs werden euch für
eure finanzielle Aufwendung entschädigen.
Sons Of Society (1999)
Für viele Fans eine der schwächeren Riot Veröffentlichungen,
was mir auch nicht wirklich in den Kopf will. Ich persönlich finde sie
nur marginal schwächer als den Vorgänger. Wobei dieser Eindruck
auch zum Teil deswegen entsteht, weil es sich bei "Sons Of Society"
wieder "nur" um eine Ansammlung von Songs ohne roten Faden handelt. Für
sich alleine stellen Kompositionen wie "On The Wings Of Life",
"Dragonfire", "The Law" oder der Titelsong jedenfalls klasse
Material da. Streng genommen sind zwar auch, vor allem im Vergleich mit dem
"Inishmore" Release, ein paar relativ schwache Songs drauf, aber ein
Totalausfall sehe ich auf "Sons Of Society" nicht. Da auch dieses
Album zum Teil verramscht wird gibt es keinen Grund sich die Scheibe nicht
in's Regal zu stellen, also von meiner Seite aus ein SOLLTE man haben.
Through The Storm (2002)
Verglichen mit allen Vorgängern gehört "Through The Storm"
leider wirklich zu den schlechten Riot Alben. Mit dem flotten Opener "Turn
The Tables" sowie dem ebenfalls recht schnellen "Burn The Sun"
sind zwar zwei Highlights enthalten, aber das Restmaterial kann dieses Level
leider nicht halten. Zum Einen mache ich dafür die recht seichte Ausrichtung
des Songmaterials, welches diesmal eher zwischen Melodic Metal und Hard Rock
tendiert, verantwortlich. Zum Anderen denke ich, daß der Weggang von
Bobby Jarzombek zu Halford (später dann Iced Earth/Demons
And Wizards) auch eine Rolle gespielt hat. Sein Nachfolger Bobby Rondinelli
ist zwar durchaus ein guter und versierter Drummer, aber er hat einfach nicht
diesen unnachahmlichen Drive den Jarzombeks Spiel versprüht. Vielleicht
liegt es an dem nicht vorhanden sein von Bobby, daß mir rückblickend
gesehen auch "The Brethren Of The Long House" nicht so gut gefällt,
denn damals war Bobby auch kurzzeitig nicht in der Band - aber das nur am
Rande. Egal, im Großen und Ganzen eine ordentliche Scheibe, die allerdings
nicht mehr als ein KANN verdient, und vermutlich auch das letzte
Lebenszeichen dieser Band sein wird.
Zum Schluss noch einige Anmerkungen. Riot waren in Japan immer
recht populär, was zum Beispiel zur Folge hatte, daß die meisten
Alben der Band dort früher erschienen als auf dem Rest des Planeten.
Diese Japan Releases werden oftmals auch von anderen Coverartworks verziert
bzw. enthalten (was noch wichtiger ist) zum Teil auch noch andere Songs wie
die Euro/US Versionen - der Importpreis dürfte sich indes bei keinem
dieser Releases wirklich lohnen. Die langjährige Plattenfirma der Band
(Metal Blade) hat sich mittlerweile fasst den kompletten Backkatalog
Riots gesichert und verwertet ihn entsprechend. Diese Metal Blade
Pressungen sind in der Regel auch recht günstig (Mid Price) zu bekommen,
so daß es keinen Grund gibt sich nicht entsprechend einzudecken. Solltet
ihr beabsichtigen euch "Fire Down Under" oder gar "Restless
Breed" zuzulegen, dann würde ich euch allerdings die jeweils von
High Vaultage herausgebrachten Rereleases empfehlen. Kommen beide mit massig
Bonus Tracks sowie sehr ausführlichen Booklets (Texte + Liner Notes).
Seit Mitte 2005 ist endlich auch die letzte Lücke im Backkatalog Riots
geschlossen worden, als das Label Rock Candy Records die Rechte an
"Narita" erwarb, um diese endlich in angemessenen Stückzahlen
unter das geneigte Fanvolk zu werfen. Von der Band selbst ist in Zukunft
leider wohl nichts mehr zu erwarten, Reale scheint sich ganz auf die ehemals
als Sideprojekt gestarteten Westworld zu konzentrieren, während
Ex- Sänger Mike DiMeo in seiner neuen Band The Lizards eher dem
traditionellen Hard Rock frönt - deren Album ich allerdings leider noch
nicht kenne. Der langjährige Gitarrist Mike Flyntz arbeitet weiterhin
in New York als Gitarrelehrer und kümmert sich nebenbei um ein Projekt
mit dem ex- Riot Sänger Tony Moore namens Faith And Fire, wer weiß
vielleicht gibt's da auch irgendwann mal was zu hören. Pete Perez spielt
mal hier und mal da, untere anderem auch bei Spastic Ink, dem Project der
beiden Jarzombek Brüder Bobby und Ron. Die Band existiert zwar noch,
momentan mit Mike Tirelli (vocals) und Frank Gilchrist von Virgin Steel
(drums), allerdings gab es seit über einem Jahr kein Lebenszeichen
mehr aus dem Bandcamp, so daß man davon ausgehen muß das sich
hier eine Band ihrem Ende entgegen bewegt.
(c) 2005, Stormrider
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