1. Die wichtigste Scheibe ist mich "The Number of the Beast" von Iron Maiden. Mit ihr stieg ich im Alter von 14 in den Metal ein und löste mich von der Neuen Deutschen Welle. Das war so um 1982 herum. Zu meinen Lieblingsscheiben zählt sie schon ewig nicht mehr. Aber mit ihr verbinde ich eben diese Um- und Endprägung meines heutigen Musikgeschmacks. Von Iron Maiden habe ich seit etwa 20 Jahren keinen Tonträger mehr gekauft.

2. Mit "Operation Mindcrime" von Queensryche begann langsam meine Abwendung vom AOR orientierten Hard Rock und von der NWOBHM. Als ich "Operation Mindcrime" zum ersten Mal hörte, spürte ich regelrecht, daß da etwas Außergewöhnliches aus meinen Boxen kam. Es ist die bis heute - und zwar mit großem Abstand - meistgehörte Scheibe meiner Sammlung. Und ich lege sie immer noch auf.

3. Veni Domine sorgten mit "Material Sanctuary" dafür, daß ich erstens Zugang zum White Metal bekam und zweitens an den Doom herangeführt wurde (was sich aber erst 10 Jahre später auswirken sollte). Monatelang war ich Anfang der Neunziger Jahre hinter diesem Silberling her, da er in der Prä-Internetphase extrem schwer zu beschaffen war. Diese Scheibe ist für mich ein ähnlich großer Wurf wie Operation Mindrime. Die höre ich noch heute mit Wonne und Hingabe.

4. Und wo wir schon beim Doom sind: Das blaue 7" Vinyl von Doomshine mit "Shine on sad Angel" verzauberte mich 2003 so dermaßen, daß ich mir wieder einen Plattenspieler kaufte, mich endgültig zu der Erhabenheit des Doom bekannte und erst ab diesem Zeitpunkt intensive Ausschau hielt nach dem gesamten Backkatalog von Candlemass, Solitude Aeturnus und ähnlichem. Der Metal dieser Richtung macht seit dem etwa 50 Prozent meines Musikhörens aus.

5. Als ich zum ersten Mal Dream Theater mit "Images and Words" hörte, war mir wie schon bei Operation Mindcrime klar, daß hier etwas ganz Großes geschaffen wurde. Von da an öffnete ich mich dem Progressive Metal (und verbrannte viel Geld für schlechte Klone). Und ich kaufe seit dem nicht mehr den Metal Hammer, da dieser die Scheibe nur mit vier von sieben Punkten bewertete und ein entsprechend schlechtes wie überhebliches Review dazu schrieb. Zugegebener Maßen rotierte die Images And Words über Jahre so dermaßen intensiv in meinem Player, daß ich sie kaum noch hören kann.

6. Bedingt durch durch Dream Theater stand ich Anfang der Neunziger Jahre allen progressiven Sachen sehr aufgeschlossen gegenüber. So kam es, daß ich mich in Köln aufhielt und zum Drama meiner damals recht knappen Finanzen im Saturn Hansa landete. Die hatten damals alles, was lieferbar war (den Anblick der unendlich langen CD-Regale vergesse ich nie). So legte ich mir erst "Ever" von IQ zu, testete das, befand es für gut und räumte dann richtig ab. Von da an wurde für längere Zeit mein Hören sehr stark von diesem typischen britischen Progressive Rock mit beeinflußt: Shadowland, Jadis, For Absent Friends, Pendragon und viele mehr landeten bei mir - und stehen da heute noch. Oft höre ich diese Richtung aber nicht mehr. Ever von IQ sollte aber ruhig mal jeder antesten.

7. "Lethal" spielen mit "Programmed" noch immer eine verdammt wichtige Rolle in meiner Metal-Leidenschaft. Meine Enttäuschung über den Fortgang von Queensryche staute sich MItte der 90er Jahre so dermaßen auf, daß ich ganz gezielt diesen "Klon" kaufte, nichts erwartete, aber vom ersten Gitarrenanschlag regelrecht in einen Strudel gerissen wurde. Deswegen lege ich mir seit dem fast jede CD zu, der man einen Queensryche-Flair nachsagt. Diese Musik-Stilistik ist mir neben Doom und dem klassischen US-Power Metal die wichtigste. Das habe ich Lethal zu verdanken.
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8. Neugierig bestellte ich mir so um die 1994 herum ein Bootleg von Reborn Classics. Mir ging es eigentlich um Jag Panzer und das darauf enthaltene Demo "Shadow Thief", von dem ich Positives gelesen hatte. Bis dato hatte ich keine Ahnung, was US-Power Metal eigentlich ist. Ich hörte im wesentlichen ja nur Queensryche, progressive Sachen, NWOBHM und AOR-Hard Rock/Metal. Der Postbote kam damals unmittelbar vor einer längeren Zugfahrt. Also schnappte ich mir meinen portablen CD-Player und machte mich auf. Jag Panzer hauten mich glatt von der Schiene. Die Musik, die ich da zum ersten Mal hörte, dieser Gesang, diese Songaufbauten, dieser dynamische Druck, diese alles überstrahlende metallische Schönheit haben mich sofort - und bis heute - in den Bann gezogen. Nachdem ich Jag Panzer so drei oder viermal hintereinander mit meinen Ohren verschlungen hatte, erlaubte ich meinem Player, Song Nummer 9 auf dem Bootleg abzuspielen. Das war zu viel für mich. Zum ersten und letzten Mal in meinem Leben heulte ich wegen und zu Musik. Steel Prophet mit ihrem Demo Inner Ascendance gaben mir offenbar all das, wonach mein Metal-Herz verlangte. An diesem Tage begann die Hatz auf alles, was nach US-Power Metal roch: Exxplorer, Vicious Rumors, Metal Chruch und und und. Immer, wenn ich Inner Ascendance auflege, merke ich noch diesen zunehmenden Druck auf der Tränendrüse ...

9. Bis vor etwa fünf Jahren wurde mein Metal-Geschmack immer von einer ehernen Grundregel dominiert: Der Gesang muß klar und deutlich sein. Deathmäßiges Röcheln, Grunzen, Growlen etc. ging überhaupt nicht. Trotzdem bestellte ich mir für meine Doom-Sammlung "Dust" von "Mourning Beloveth". Musikalisch war und ist dieser Doom-Death allererste Sahne. Dank dieser Scheibe habe ich mir einen interessanten Zweig des Dooms neu erschlossen und baue ihn seit dem weiter aus. Diesen Gesangsstil bevorzuge ich jedoch ausschließlich nur im Doom-Bereich. Versuche mit - von meiner polnischen Freundin aus patriotischen Gründen angeschleppten - Vader und Behemoth LPs scheiterten bis jetzt (sie haßt übrigens Metal).

10. Ganz unmetallisch: Ich bin in meiner Jugend gelegentlich mit Klassik in Berührung gekommen, konnte dem aber - abgesehen von romantischen Symphonien slawischer Komponisten - nicht viel abgewinnen. 2004 hörte ich durch Zufall die "Sonates pour Violon solo" des belgischen Komponisten "Eugene Ysaye", gespielt von "Thomas Zehetmair". Vielleicht lag es daran, daß das zweite "Y" im Nachnamen Ysaye wie bei Queensryche mit zwei ".." geschrieben wird. Jedenfalls ist diese an sich moderne Komposition sehr Bach-lastig. Seit dem höre ich regelmäßig Musik aus der Bach-Epoche, vor allem natürlich Bach selbst. Zugegenener Maßen sprechen mich am ehesten Solowerke an. Ich denke, jeder aufgeschlossene Metal Fan sollte mal ein Ohr bei Bachs Solo-Werken für Violine und Cello riskieren. Ich bekomme gar nicht genug davon.

Gruß, Heiko