von Cthulhu » 9. Januar 2010, 17:02
So, und jetzt die Better Than Raw. Unglaublich, wie gut die Scheibe ist (und Wahnsinn, dass die jetzt schon wieder 13 Jahre alt is'; mir kamen Helloween damals schon unglaublich alt vor...). Das fängt schon beim herrlich kitschig knallig buntem Cover an. Super gezeichnet, völlig sinnfrei und mit Kürbissen. Kann man aber auch nicht mögen. :)
Jetzt aber die Songs. Mensch, ich glaub' das ist nach den Hansen-am Mikro-Alben wirklich meine Lieblins-Helloween-Scheibe. Allein das Intro und der Opener "Push". Ich weiĂź nicht, wie oft ich mir den Song damals auf Dauerrepeat reingezogen hab. Andi Deris screamt sich die Seele aus dem Leib, hymnische Bridge und dann im Kontrast der hart geshoutete Refrain. Speed Metal vom Allerfeinsten.
Mit "Falling Higher" geht's dann auch schnell weiter. Melodischer Metal ohne kitschig zu sein - das, was viele viele italienische und skandinavische Klone eben nicht geschafft haben. Was bei Helloween auch immer etwas wenig Beachtung findet sind die Texte. Ich finde es sehr erfrischend, dass die Jungs sich einem Vokabular jenseits des sonst üblichen 500-Wörter-Fundus bedienen.
"Hey Lord" ist ein astreiner Single Hit, bzw. wäre einer geworden, wär er zehn Jahre früher rausgekommen. Mir gefällt da besonders Andi Deris' jammernder anklagender Gesang. Man kann sagen, was man will, auf Platte ist der Mann ein absoluter Könner.
"Don't Spit On My Mind" ist dann eine etwas vertrackte Angelegenheit. Sehr verschachtelt, fast schon progressiv. Aber so Songs machen eine abwechslungsreiche Scheibe aus.
"Revelation" geht als die inoffizielle Fortsetzung des kongenialen "Mission Motherland" vom Vorgängeralbum durch. Schönes Stakkato-Riff. Auch hier: abwechslungsreiches Songwriting, sinnvolle Breaks, durchdachte Spannungsbögen. "Time"! Was für eine Ballade. Nicht mehr so pompös wie zum Beispiel "Forever And One". Die Strophen sind auf's Nötigste reduziert, der Refrain knallt dann aber mit voller Wucht. Gänsehaut ohne Ende. Thematisch geht's um's Sterben. Besser als die hundertste Ich-lieb-dich-so-Ballade.
"I Can" war die Vorab-Single-Auskopplung. Den Song und "Midnight Sun" - der am Rock Hard-Sampler vertreten war - habe ich als erstes gehört und da schon gewusst: Jawoll, die Scheibe wird der Hammer!"I Can" is' eine schöne atmosphärische Rocknummer die dieses typische Wind-in-den-Haaren-Feeling aufkommen lässt und wie so manch anderer Song auf er Scheibe in den 80ern das Zeug zum kommerziellen Hit gehabt hätte.
"A Handfull Of Pain" ist dann ein kleiner thematischer Vorgeschmack auf "The Dark Ride". Geht düster los, mit einem kleinen Billy Idol-Touch. Hier auch wieder genial, wie die Spannung kontinuierlich aufgebaut wird, immer wenn man denkt jetzt müsste aber mal der Refrain kommen, wird noch ein's draufgesetzt. Meiner Meinung nach waren Helloween zu dieser Zeit in dieser Besetzung auf dem absoluten kreativen Höhepunkt der post-Keeper-Phase.
Gäbe es auf der Scheibe etwas zu kritisieren, dann wäre es "LAUDATE DOMINUM". Muss jeder selbst entscheiden, was er von dem Song hält. Eine strange Sache auf jeden Fall, mich persönlich stört er nicht weiter, hätte aber auch gerne eine Single B-Seite sein dürfen.
Zum Schluß gibt's nochmal mit "Midnight Sun" die absolute Vollbedienung, um mal eine alte Floskel zu bemühen. Dank diesem Lied dürfte die damalige Rock Hard-Dynamit-CD eine der meistegehörten Sampler meines Lebens sein (neben der Ausgabe, auf der der Hammerfall-Debüt-Song und "Road To Hell" von Bruce Dickinson druff war). Perfekter Abschluß eines perfekten Albums. Obwohl sich die Presse überschlagen hat war die Scheibe glaub ich nicht gerade die kommerziell erfolgreichste. Kam auch zu einem Zeitpunkt, als das Metal-Revival noch nicht so 100% in die Gänge gekommen is. Wäre die CD zum Zeitpunkt der Dark Ride rausgekommen, hätte sie mehr Aufmerksamkeit von Seiten der Metalhörer erhalten.
Fazit: Fünf Ausnahmemusiker fabrizierten ein Ausnahmealbum, einen kleinen vergessenen Klassiker. Schade, dass diese Besetzung auseinandergrbochen ist. Auch live war es nicht gerade das hinderlich, dass mit Kusch und Grapow auch noch zwei weitere gute Sänger mit in der Band waren.
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Cthulhu am 9. Januar 2010, 17:20, insgesamt 1-mal geändert.