
Moderator: Loomis
Kubi hat geschrieben:also in Berlin kann ich echte Konzerte von Coverbands an einer Hand abzählen. Die spielen vielleicht auf Stadt-, Sportfesten & ähnlichen Veranstaltungen, aber dass es jetzt eine großen Trend zur Coverband im Livesektor gäbe, kann ich so nicht unterschreiben. Da wird man als Band zu überhaupt nix gezwungen. Es erscheinen ja nicht umsonst jeden Monat Hunderte neuer Bands auf der Musiklandkarte, die ganz ohne Cover auskommen.
Goatstorm hat geschrieben:Solange diese Wertschätzung gegenüber jungen deutschen Bands von Veranstalterseite aus Geldgründen ausbleibt, aber gleichzeitig problemlos vierstellige Beträge in lauwarme 80er-Reunions gepumpt werden, die irgendwann 1984 mal eine EP draußen hatten, wird auch aus der deutschen Szene kein vernünftiger Nachwuchs kommen. Da kann man dann noch so sehr "Support the Underground" tönen. Ein richtiger "Support" für eine Band äußert sich nicht in einer Kiste Bier und einer Wurstsemmel nach dem Auftritt, sondern in angemessenen Gagen, intensiv beworbenen Shows und guten Plätzen im Billing.
Franko hat geschrieben:Goatstorm hat geschrieben:Solange diese Wertschätzung gegenüber jungen deutschen Bands von Veranstalterseite aus Geldgründen ausbleibt, aber gleichzeitig problemlos vierstellige Beträge in lauwarme 80er-Reunions gepumpt werden, die irgendwann 1984 mal eine EP draußen hatten, wird auch aus der deutschen Szene kein vernünftiger Nachwuchs kommen. Da kann man dann noch so sehr "Support the Underground" tönen. Ein richtiger "Support" für eine Band äußert sich nicht in einer Kiste Bier und einer Wurstsemmel nach dem Auftritt, sondern in angemessenen Gagen, intensiv beworbenen Shows und guten Plätzen im Billing.
Gebe Dir zu 100% Recht!
Aber was soll denn eine noch unkannte Band machen, um überhaupt mal auf einem Festival oder Tout mitspielen zu dürfen!?
Der Veranstalter wird sagen: Spielt oder lasst es bleiben. Es warten schon 100 weitere Bands...
Goatstorm hat geschrieben:Ich möchte nur noch einmal den unsinnigen Punkt aufgreifen, dass ja jedes Hobby Geld kostet. Die Tatsache, dass ernsthaft private CD- und BluRay-Käufe mit dem Auftritt einer 5-köpfigen Band verglichen wird, die monatelang für diesen Auftritt geprobt hat und eine Stunde lang 200 Leute zum Ausrasten bringt, zeigt wunderbar, was schief läuft und welcher Stellenwert einer Band heutzutage eingeräumt wird.
Goatstorm hat geschrieben:Ich möchte nur noch einmal den unsinnigen Punkt aufgreifen, dass ja jedes Hobby Geld kostet. Die Tatsache, dass ernsthaft private CD- und BluRay-Käufe mit dem Auftritt einer 5-köpfigen Band verglichen wird, die monatelang für diesen Auftritt geprobt hat und eine Stunde lang 200 Leute zum Ausrasten bringt, zeigt wunderbar, was schief läuft und welcher Stellenwert einer Band heutzutage eingeräumt wird.
Alle dürfen was verdienen, Veranstalter, Label, Konzertagentur – nur von der Band, die die eigentliche LEISTUNG bringt, wird ganz selbstverständlich verlangt, für ein warmes Essen und zwei Flaschen Bier auf die Bühne zu gehen. Als ob die Band auch noch dankbar dafür sein sollte, in so einem renommierten Rockschuppen oder dem idealistischen Festival spielen zu dürfen. Wagt man es dann, tatsächlich 150 € zu verlangen, um wenigstens die Übernachtungen bezahlen zu können, ist man nicht mehr Underground oder am besten gleich Rockstar – man ist ja schließlich "nur" eine Hobbyband und hat ja erst "nur" ein Album draußen. Wie kann man es da wagen, auch noch Kohle vom Veranstalter zu verlangen? Das ist völlig verdreht. Hobby oder nicht: Ich lass mir auch keine fünf Köche kommen und mich einen Abend lang bekochen und sag ihnen, sie müssen es gratis machen, weil sie noch nicht bei "Lanz kocht" zu sehen waren. Nochmal: die Bands liefern Leistung ab und Leistung muss in irgendeiner Weise bezahlt werden, Hobby oder nicht. Wenn sich ein Veranstalter eine Coverband für's Dorffest holt, käme er auch nicht auf die Idee, dass das für umsonst läuft.
Solange diese Wertschätzung gegenüber jungen deutschen Bands von Veranstalterseite aus Geldgründen ausbleibt, aber gleichzeitig problemlos vierstellige Beträge in lauwarme 80er-Reunions gepumpt werden, die irgendwann 1984 mal eine EP draußen hatten, wird auch aus der deutschen Szene kein vernünftiger Nachwuchs kommen. Da kann man dann noch so sehr "Support the Underground" tönen. Ein richtiger "Support" für eine Band äußert sich nicht in einer Kiste Bier und einer Wurstsemmel nach dem Auftritt, sondern in angemessenen Gagen, intensiv beworbenen Shows und guten Plätzen im Billing. Wenn eine Band aus fünf 19-jährigen für jede Show 100 - 200 Euro (realistischer Betrag übrigens!) aus der eigenen Tasche zahlen muss - plus Proberaumkosten, plus Studiokosten, plus Kosten für's Equipment - dann wird's diese Band nicht lange geben. Die Headliner von morgen sind jetzt schon die von gestern. Eine Band mit dem Zeug zu Rock-Superstars wie Vanderbuyst muss (nach einer Europa-Tour mit SAXON!!!) dagegen den Opener für eine Kacktruppe wie Steelwing geben. Was die für die Tour zahlen müssen, möchte ich gar nicht erst wissen...
Anyway: Vorauszusetzen, dass allein der Veranstalter Leistung bringt und ins Risiko geht und deshalb zuerst kassieren muss, ist absurd.
Ansonsten unterschreib ich alles, was Neudi geschrieben hat. Er bringt die Situation perfekt auf den Punkt.
Hugin hat geschrieben:Goatstorm hat geschrieben:Ich möchte nur noch einmal den unsinnigen Punkt aufgreifen, dass ja jedes Hobby Geld kostet. Die Tatsache, dass ernsthaft private CD- und BluRay-Käufe mit dem Auftritt einer 5-köpfigen Band verglichen wird, die monatelang für diesen Auftritt geprobt hat und eine Stunde lang 200 Leute zum Ausrasten bringt, zeigt wunderbar, was schief läuft und welcher Stellenwert einer Band heutzutage eingeräumt wird.
Der Vergleich mit reinen Konsum-Hobbys wie CDs Sammeln oder Kinogehen ist natürlich absurd. Der Vergleich mit einer Sportmannschaft aber durchaus realistisch.
Wenn ich unsere fünfköpfige erste Mannschaft als Vergleich herziehe, dann haben wir da auch fünf Mitglieder im Alter zwischen 15 und 56, die etwa 150-200x im Jahr trainieren und zusätzlich noch 30-40 Wettkämfe absolvieren. Die Ausrüstung kostet auf dem Niveau auch locker mal 5000 Euro und die Fahrtkosten pro Jahr sind auch eben mal vierstellig. Welche Gegenleistung erhalten die Sportler? Vom eigenen Verein bei Wettkämpfen Fahrtkosten, Übernachtung und Verpflegung. Von den Veranstaltern (Verbände, andere Vereine etc...)? Nichts. Sondern der eigene Verein muss noch Startgeld zahlen. Darüber beschwert sich keiner, weil wir wissen, dass wir einen Sport betreiben, mit dem man nichts verdienen kann. Trotzdem investieren viele von uns mehr Zeit in den Sport als in ihren Broterwerb. Was ist der Lohn? Selbstbestätigung, Adrenalin, vielleicht Hochachtung und Beifall vom Publikum, wenn's gut läuft.
Jetzt stellt sich mir natürlich schon die Frage, warum also ein Musiker Geld verdienen muss, ein Leistungssportler, der mit Sicherheit nicht weniger Einsatz für "seine Sache" bringt, aber nicht. Und da bin ich an dem Punkt, an dem ich schon vorher war: Wenn jemand das Hobby eines anderen nutzen will, um damit Geld zu verdienen, dann muss er ihn eben auch angemessen dafür entlohnen. Es ist ungerecht, wenn das Risiko des schlecht laufenden Gigs allein die Band tragen muss. Da bin ich bei euch. Wenn allerdings ein Konzert oder Festival von vorne herein vom Veranstalter als Non-Profit-Aktion geplant ist, dann hat es auch nichts mit geringer Wertschätzung der Band gegenüber zu tun, wenn er sagt, dass er keine Gagen, sondern nur Aufwandsentschädigungen zahlen kann. Da muss er der Band dann schon sagen dürfen: "Jungs, ich hab vor, eben raus zu kommen und werde mit dem Ding nichts verdienen, deshalb kann ich euch nur Spritgeld und freien Verzehr anbieten."
Für Sportler gibt es (außer in den wenigen kommerziell verwertbaren Sportarten) an sich ausschließlich die Variante "Pay to Play". Selbst Auslagenersatz ist in 95% der Fälle eine Utopie. Von daher kann ich die Schieflage zwar schon sehen, aber das "Wertschätzungsargument" macht mich nicht wirklich betroffen. Das ist halt die Krux des Kapitalismus. Ich hab grob geschätzt 2000 Stunden Vereinsarbeit im Jahr. Dafür kriege ich keinen Pfennig. Warum? Weil sich an dieser Arbeit niemand finanziell bereichern kann. Das gilt für Bands in sehr vielen Situationen halt leider auch. In unserer Gesellschaft wird niemals Leistung entlohnt, sondern nur Profitabilität. Damit müssen wir uns entweder abfinden, oder ein neues Wirtschaftssystem anstreben. Es ist aber kein Problem, das besonders spezifisch das Musikbusiness beträfe.
Metal Dundee hat geschrieben:Danke Oli, zu 100% unterschreib.Goatstorm hat geschrieben:Ich möchte nur noch einmal den unsinnigen Punkt aufgreifen, dass ja jedes Hobby Geld kostet. Die Tatsache, dass ernsthaft private CD- und BluRay-Käufe mit dem Auftritt einer 5-köpfigen Band verglichen wird, die monatelang für diesen Auftritt geprobt hat und eine Stunde lang 200 Leute zum Ausrasten bringt, zeigt wunderbar, was schief läuft und welcher Stellenwert einer Band heutzutage eingeräumt wird.
Alle dürfen was verdienen, Veranstalter, Label, Konzertagentur – nur von der Band, die die eigentliche LEISTUNG bringt, wird ganz selbstverständlich verlangt, für ein warmes Essen und zwei Flaschen Bier auf die Bühne zu gehen. Als ob die Band auch noch dankbar dafür sein sollte, in so einem renommierten Rockschuppen oder dem idealistischen Festival spielen zu dürfen. Wagt man es dann, tatsächlich 150 € zu verlangen, um wenigstens die Übernachtungen bezahlen zu können, ist man nicht mehr Underground oder am besten gleich Rockstar – man ist ja schließlich "nur" eine Hobbyband und hat ja erst "nur" ein Album draußen. Wie kann man es da wagen, auch noch Kohle vom Veranstalter zu verlangen? Das ist völlig verdreht. Hobby oder nicht: Ich lass mir auch keine fünf Köche kommen und mich einen Abend lang bekochen und sag ihnen, sie müssen es gratis machen, weil sie noch nicht bei "Lanz kocht" zu sehen waren. Nochmal: die Bands liefern Leistung ab und Leistung muss in irgendeiner Weise bezahlt werden, Hobby oder nicht. Wenn sich ein Veranstalter eine Coverband für's Dorffest holt, käme er auch nicht auf die Idee, dass das für umsonst läuft.
Solange diese Wertschätzung gegenüber jungen deutschen Bands von Veranstalterseite aus Geldgründen ausbleibt, aber gleichzeitig problemlos vierstellige Beträge in lauwarme 80er-Reunions gepumpt werden, die irgendwann 1984 mal eine EP draußen hatten, wird auch aus der deutschen Szene kein vernünftiger Nachwuchs kommen. Da kann man dann noch so sehr "Support the Underground" tönen. Ein richtiger "Support" für eine Band äußert sich nicht in einer Kiste Bier und einer Wurstsemmel nach dem Auftritt, sondern in angemessenen Gagen, intensiv beworbenen Shows und guten Plätzen im Billing. Wenn eine Band aus fünf 19-jährigen für jede Show 100 - 200 Euro (realistischer Betrag übrigens!) aus der eigenen Tasche zahlen muss - plus Proberaumkosten, plus Studiokosten, plus Kosten für's Equipment - dann wird's diese Band nicht lange geben. Die Headliner von morgen sind jetzt schon die von gestern. Eine Band mit dem Zeug zu Rock-Superstars wie Vanderbuyst muss (nach einer Europa-Tour mit SAXON!!!) dagegen den Opener für eine Kacktruppe wie Steelwing geben. Was die für die Tour zahlen müssen, möchte ich gar nicht erst wissen...
Anyway: Vorauszusetzen, dass allein der Veranstalter Leistung bringt und ins Risiko geht und deshalb zuerst kassieren muss, ist absurd.
Ansonsten unterschreib ich alles, was Neudi geschrieben hat. Er bringt die Situation perfekt auf den Punkt.
Da dies wohl hautpsächlich an meine Adresse geht möcht ich auch nochmal ein paar Dinge klarstellen. Ja, zugegeben, der Vergleich mit den privaten CD-Käufen ist nicht passend. Sorry dafür. Es ging mir mehr darum überspitzt darzulegen, dass man mit einem Hobby - ganz egal welcher Art - nicht unbedingt Geld verdienen muss.
Aber so wie du schreibst habe ich wirklich das Gefühl, dass du der Meinung bist, dass bei uns jede Band lediglich ein Pizza und ein paar Bier bekommt. Das stimmt nicht. Aber es hat auch nichts mit fehlender Wertschätzung zu tun, wenn wir einer Band einen Door Deal anbieten anstatt einer Fixgage. Bei aller Wertschätzung (und die habe ich sehr wohl gegenüber den Bands) und allem Verständnis für die Aufwände, welche die Bands haben, so muss ich trotzdem auch an die eigene Situation denken sonst hätten wir den Club schon lange dichtmachen können. Und da muss man einfach realistisch bleiben und meistens wissen das die Bands ja selber auch. Ausnahmen gibt es aber immer wieder. Ich nenne mal zwei Beispiele (ohne irgendwelche Namen, denn schmutzige Wäsche brauchts nicht).
1. Eine Band hat bei uns angefragt und wollte CHF 2000.00 da sie nach eigenen Angaben locker jedesmal mindestens 100 Leute ziehen und schliesslich schon jahrelang unterwegs seien. Da uns dieser Betrag schlichtweg zu hoch war, haben wir dankend abgelehnt. Die Band hat dann in einem anderen Club irgendwo in der Nähe gespielt und dort waren keine 20 zahlenden Gäste.
2. Eine Band war bei uns als Support gebucht und im Vorfeld wurden CHF 200.00 Gage plus Catering abgemacht. Dann ist ein Vertrag ins Haus geflattert, in welchem plötzlich eine Gage von CHF 1000.00 aufgeführt war. Als wir die Band darauf ansprachen meinte diese nur, man würde es halt einfach versuchen. Eigentlich hätten wir die ja zum Teufel jagen sollen, aber sie haben dann doch für die vorab vereinbarte Gage gespielt und alle hatten auch ihren Spass.
Ich finde es einfach schade, dass es hier so dargestellt wird, dass die Veranstalter immer nur das Billigste wollen und die Bands abzocken und auf der anderen Seite die Bands ja die Ärmsten sind weil sie so viele Aufwände haben. Schwarze Schafe gibt es aber sicher auf beiden Seiten, das ist mir auch klar.
Für mich ist es wirklich wichtig, dass sich die Bands bei uns wohl fühlen und wir haben - wie schon erwähnt - oft einer Band mehr bezahlt als ausgemacht wurde, weil mehr Leute aufgetaucht sind, als wir erwartet haben oder uns die Band speziell gut gefallen hat.
Grundsätzlich geht es doch einfach drum, dass man fair miteinander umgeht und das heisst für mich, dass ich einerseits als Veranstalter eine angemessene Gage (oder eben die Eintritte) bezahle, andererseits aber die Bands auch ihren eigenen Stellenwert berücksichtigen sollten. Es stört mich einfach, wenn es hier so dargestellt wird, dass nur die Bands Aufwände haben und die Veranstalter sich gemütlich zurücklehnen und die Kohle absahnen. Eine Club zu unterhalten ist IMO nicht weniger aufwändig wie mit einer Band unterwegs zu sein.
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