Goatstorm hat geschrieben:Sobald Leistungssportler gebucht werden um ein Publikum zu unterhalten und für einen Veranstalter Einnahmen zu generieren, sollten sie auch eine Aufwandsentschädigung bekommen. Keine Frage.
Genau das ist der Punkt. Wenn ein Zubehörhändler aus Gelsenkirchen ein Schauschießen auf seiner Anlage machen möchte und dazu unter anderem unsere Erste einlädt, weil er mit einem spannenden Demonstrationswettbewerb Kunden fischen und seine Produkte bewerben will, dann soll er eine angemessene Aufwandsentschädigung und Kost und Logis übernehmen bezahlen. Wenn wir allerdings zur Deutschen Meisterschaft nach München fahren, dann zahlt unser Verein die Startgelder und die Fahrtkosten, der Württembergische Verband drei Essensmärkchen pro Aktiver und Munition, Ausrüstung und allen weiteren Verzehr etc... der Schütze selbst.
So lässt sich das auch auf die Bands und Veranstalter übertragen. Wenn ich als junge unbekannte Band irgendwo spielen kann, um auf mich aufmerksam zu machen, oder meinetwegen auch als große Band auf einem Benefizfestival, dann muss ich halt froh sein, wenn ich 'ne Aufwandsentschädigung kriege. Wenn ich aber dem Veranstalter als Werbeträger, Hallenfüller und Umsatzgarant diene, dann kann ich auch höhere Ansprüche stellen.
Natürlich sind die meisten Bands bis zu einem gewissen Level "ehrenamtlich" aktiv. Aber ich denke, dass man von unserer Szene, in der mit Attributen wie Underground, Idealismus, Antikommerz nur so um sich geschmissen wird, schon auch noch in der Praxis gewisse Unterschiede zu unserer kapitalistischen Gesellschaft einfordern sollte. Wenn Veranstalter von Bands Idealismus, Underground und keine Rockstar-Attitüde fordern, dann muss das im Umkehrschluss auch für die Veranstalter gelten. Idealismus und Underground bedeutet dann auch, dass Veranstalter den Bands, die sich für sie den Arsch aufreißen, entsprechend entlohnen und nicht einfach mit einem "seid froh, dass ich euch überhaupt spielen lasse" abspeisen.
Da sind wir uns absolut einig. Im Prinzip müssen sich die Parteien auf Augenhöhe begegnen und einander fair behandeln, dann ist alles machbar. Ein Veranstalter, der per se von den Bands erwartet, möglichst gratis aufzutreten, der sollte sich überlegen, ob er dann nicht auch freien Eintritt gewährt und das Bier zum EK ausschenkt. Underground-Ideale können nur funktionieren, wenn sich alle ihnen verpflichtet fühlen.
Und wo du anprangerst, dass die Bands sich gegenseitig unterbieten, und die Clubbesitzer das ausnutzen, um jegliche Forderungen von Bands abzuweisen, da kommt natürlich das ganze Konstrukt des Idealismus und des Untergrunds ins Wanken und wir sind wieder beim Klassenkampf. Das ist natürlich mies von den Veranstaltern. Vielleicht wäre da eine "Gewerkschaft" sinnvoll. Aber dazu ist sich die Szene dann doch wieder zu uneinig, oder?
Ich bin ja wahrlich weit davon entfernt, ein Sozi zu sein, aber manchmal bringt einen das "System" schon ins Grübeln.