Pay To Play, Band-Gagen etc.

Schreibt euch die Finger wund über das große Thema "Metal" - über neue Platten, neue Bands, Konzerte etc.

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Re: Pay To Play, Band-Gagen etc.

Beitragvon Hugin » 29. September 2011, 16:53

Goatstorm hat geschrieben:Sobald Leistungssportler gebucht werden um ein Publikum zu unterhalten und für einen Veranstalter Einnahmen zu generieren, sollten sie auch eine Aufwandsentschädigung bekommen. Keine Frage.

Genau das ist der Punkt. Wenn ein Zubehörhändler aus Gelsenkirchen ein Schauschießen auf seiner Anlage machen möchte und dazu unter anderem unsere Erste einlädt, weil er mit einem spannenden Demonstrationswettbewerb Kunden fischen und seine Produkte bewerben will, dann soll er eine angemessene Aufwandsentschädigung und Kost und Logis übernehmen bezahlen. Wenn wir allerdings zur Deutschen Meisterschaft nach München fahren, dann zahlt unser Verein die Startgelder und die Fahrtkosten, der Württembergische Verband drei Essensmärkchen pro Aktiver und Munition, Ausrüstung und allen weiteren Verzehr etc... der Schütze selbst.

So lässt sich das auch auf die Bands und Veranstalter übertragen. Wenn ich als junge unbekannte Band irgendwo spielen kann, um auf mich aufmerksam zu machen, oder meinetwegen auch als große Band auf einem Benefizfestival, dann muss ich halt froh sein, wenn ich 'ne Aufwandsentschädigung kriege. Wenn ich aber dem Veranstalter als Werbeträger, Hallenfüller und Umsatzgarant diene, dann kann ich auch höhere Ansprüche stellen.

Natürlich sind die meisten Bands bis zu einem gewissen Level "ehrenamtlich" aktiv. Aber ich denke, dass man von unserer Szene, in der mit Attributen wie Underground, Idealismus, Antikommerz nur so um sich geschmissen wird, schon auch noch in der Praxis gewisse Unterschiede zu unserer kapitalistischen Gesellschaft einfordern sollte. Wenn Veranstalter von Bands Idealismus, Underground und keine Rockstar-Attitüde fordern, dann muss das im Umkehrschluss auch für die Veranstalter gelten. Idealismus und Underground bedeutet dann auch, dass Veranstalter den Bands, die sich für sie den Arsch aufreißen, entsprechend entlohnen und nicht einfach mit einem "seid froh, dass ich euch überhaupt spielen lasse" abspeisen.

Da sind wir uns absolut einig. Im Prinzip müssen sich die Parteien auf Augenhöhe begegnen und einander fair behandeln, dann ist alles machbar. Ein Veranstalter, der per se von den Bands erwartet, möglichst gratis aufzutreten, der sollte sich überlegen, ob er dann nicht auch freien Eintritt gewährt und das Bier zum EK ausschenkt. Underground-Ideale können nur funktionieren, wenn sich alle ihnen verpflichtet fühlen.


Und wo du anprangerst, dass die Bands sich gegenseitig unterbieten, und die Clubbesitzer das ausnutzen, um jegliche Forderungen von Bands abzuweisen, da kommt natürlich das ganze Konstrukt des Idealismus und des Untergrunds ins Wanken und wir sind wieder beim Klassenkampf. Das ist natürlich mies von den Veranstaltern. Vielleicht wäre da eine "Gewerkschaft" sinnvoll. Aber dazu ist sich die Szene dann doch wieder zu uneinig, oder?

Ich bin ja wahrlich weit davon entfernt, ein Sozi zu sein, aber manchmal bringt einen das "System" schon ins Grübeln.
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Re: Pay To Play, Band-Gagen etc.

Beitragvon Franko » 29. September 2011, 18:10

Hugin hat geschrieben:... ein Sozi ...

Weil Du gerade Sozi erwähnst: in der DDR gab es für alle (!) Bands, bevor sie für Kohle spielen durften, einen Einstufungstest. Diese Einstufung erfolgte in mehreren Unterstufungen von: Amateur bis Berufsmusiker.
Der Vorteil dieses Einstufungstestes war, dass Dir der Veranstalter eine festvorgeschriebene Gage zahlen musste, diese wiederum richtete sich nach der Höhe der Einstufung. Der Veranstalter wußte, was er zahlen musste und die Musiker was sie bekommen würden.
Bands wie FORMEL 1 oder BABYLON waren ganz oben (also Berufsmusiker) und PANTHER ganz unten... :-D
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Re: Pay To Play, Band-Gagen etc.

Beitragvon Kubi » 29. September 2011, 18:12

Franko hat geschrieben:
Hugin hat geschrieben:... ein Sozi ...

Weil Du gerade Sozi erwähnst: in der DDR gab es für alle (!) Bands, bevor sie für Kohle spielen durften, einen Einstufungstest. Diese Einstufung erfolgte in mehreren Unterstufungen von: Amateur bis Berufsmusiker.
Der Vorteil dieses Einstufungstestes war, dass Dir der Veranstalter eine festvorgeschriebene Gage zahlen musste, diese wiederum richtete sich nach der Höhe der Einstufung. Der Veranstalter wußte, was er zahlen musste und die Musiker was sie bekommen würden.
Bands wie FORMEL 1 oder BABYLON waren ganz oben (also Berufsmusiker) und PANTHER ganz unten... :-D


Das würden RAMMSTEIN & CO. wohl nicht mitmachen, wenn sie die gleiche Gage wie GAMMA RAY bekommen wüden. Scheiß Kapitalismus.
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Re: Pay To Play, Band-Gagen etc.

Beitragvon Franko » 29. September 2011, 18:27

Kubi hat geschrieben:
Franko hat geschrieben:
Hugin hat geschrieben:... ein Sozi ...

Weil Du gerade Sozi erwähnst: in der DDR gab es für alle (!) Bands, bevor sie für Kohle spielen durften, einen Einstufungstest. Diese Einstufung erfolgte in mehreren Unterstufungen von: Amateur bis Berufsmusiker.
Der Vorteil dieses Einstufungstestes war, dass Dir der Veranstalter eine festvorgeschriebene Gage zahlen musste, diese wiederum richtete sich nach der Höhe der Einstufung. Der Veranstalter wußte, was er zahlen musste und die Musiker was sie bekommen würden.
Bands wie FORMEL 1 oder BABYLON waren ganz oben (also Berufsmusiker) und PANTHER ganz unten... :-D


Das würden RAMMSTEIN & CO. wohl nicht mitmachen, wenn sie die gleiche Gage wie GAMMA RAY bekommen wüden. Scheiß Kapitalismus.

Vielleicht gab es auch innerhalb der höchsten Stufe nochmal Unterstufungen, denn ich denke auch nicht, dass BABYLON genauso viel wie 'de PUHDYS (die ja damals schon vor einigen Tausend spielten) bekamen.
Mir ging es ja auch nur darum, dass eben auch kleine Bands zumindest ihre Mindestgage bekamen und dadurch die Kosten einigermaßen decken konnten.
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Re: Pay To Play, Band-Gagen etc.

Beitragvon Sgt. Kuntz » 29. September 2011, 18:32

Interessant. Wie wurden eigentlich damals die Albumverkäufe abgerechnet? Weiß das jemand?

Aber ansonsten, klar. Der wahre Geist des wilden Rock'n'Roll liegt in staatlichen Kontrollgremien, die entscheiden, wer gut und wer verzichtbar ist. Vorbild: der bekanntermaßen moderne und immer trendige Arbeiter- und Bauernstaat der DDR. :-D
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Re: Pay To Play, Band-Gagen etc.

Beitragvon Franko » 29. September 2011, 18:50

Sgt. Kuntz hat geschrieben:Interessant. Wie wurden eigentlich damals die Albumverkäufe abgerechnet? Weiß das jemand?

Aber ansonsten, klar. Der wahre Geist des wilden Rock'n'Roll liegt in staatlichen Kontrollgremien, die entscheiden, wer gut und wer verzichtbar ist. Vorbild: der bekanntermaßen moderne und immer trendige Arbeiter- und Bauernstaat der DDR. :-D

Wichtig war: das Du als Musiker selber auch richtig spielen konntest, um überhaupt eine Einstufung zu bekommen.
Die Band XY meldet sich zu einer Einstufung an und zockte dann vor einer Jury (ähnlich wie bei DSDS) ihr Programm runter. Das Bestand zum Teil aus Coverversionen (DEEP PURPLE, AC/DC, SCORPIONS, URIAH HEEP etc.) und Eigenkompositionen. In der Jury musste mindestens ein richtiger Musiker sitzen (meist waren es Musiklehrer, zum Teil selber Hard Rock/Metal-Fans) und dann konnte die Band Stufe für Stufe (alle 2 Jahre oder so) nach oben klettern. Mein Kumpel hatte damals für Bands wie REGENBOGEN die Einstufungen als Drummer gespielt. Aus REGENBOGEN wurde dann PHARAO, die es ja immer noch gibt.
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Re: Pay To Play, Band-Gagen etc.

Beitragvon Hugin » 29. September 2011, 19:18

Franko hat geschrieben: In der Jury musste mindestens ein richtiger Musiker sitzen (meist waren es Musiklehrer, zum Teil selber Hard Rock/Metal-Fans)

Und natürlich mindestens ein Politoffizier...
:tong2:

Nein, im Ernst, es gibt ja durchaus auch Kapitalismuskritik, welche weder das Sozialschmarotzertum zum Leitbild erklärt, noch real existierend sozialistische Diktaturen fordert. Das "Garantierte Minimum" wäre dabei ein Ansatz, wenn man die Idee etwas abschwächt und eine kleine Gegenleistung dafür fordert, nämlich dass jeder Empfänger etwas gesellschaftsdienliches dafür leistet. Ein Problem des kapitalistischen Systems, das wir haben, ist nämlich, dass die Gedanken von Wirtschaftlichkeit, Profit und Wachstum alles durchsetzen und dadurch Menschen gezwungen werden, völlig neigungsfremde Tätigkeiten auszuüben, damit sie damit ihren Lebensunterhalt verdienen können. Dabei tut ein Ehrenamtlicher in Sport oder Jugendarbeit, ein Musiker, ein Maler, ein Sanitäter, ein Sterbebegleiter, ein Wissenschaftler der "brotlosen Zünfte" usw... der Gesellschaft genauso wertvolle oder gar wertvollere Dienste als manch ein Börsenmakler, Bänker oder Rechtsanwalt. Dafür ein ausgefeiltes Konzept zu entwickeln, ist sicher schwierig, aber ich denke schon, dass es gesellschaftlich und letztlich auch wirtschaftlich sinnvoll wäre, einen Schaffenden der brotlosen Zünfte zu entlohnen, wenn er arbeitet; unabhängig davon, ob andere daran wirtschaftlich verdienen.

Ich sehe das auch an meinem Alltag sowohl als Ehrenamtlicher als auch als Anwalt. Ich denke, dass vieles, was man in Ehrenamt tut, für die Gesellschaft und für den Menschen, mit dem man zu tun hat, wichtigere Dienste leistet als manch ein Mandat. Und auch berufsintern. Der Kampf für das Recht eines mittellosen Behinderten um seine Erwerbsunfähigkeitsrente kann schwieriger und ganzheitlich betrachtet wichtiger sein, als der Kampf um eine mp3-Filesharing-Abmahnung. Das dicke Geld lässt sich aber mit dem Letzteren verdienen. Es wäre schön, sich einem System zu nähern, das den großen Einsatz eines Menschen für eine sinnvolle und gute Sache zumindest teilweise so entlohnt, als wäre es eine Sache, die Profit bringt.

Um den Bogen zurück zu den Musikern zu schlagen: Gäbe es ein solches "garantiertes Minimum bei Gegenleistung" könnte z.B. ein Musiker davon seine Unkosten und Grundbedürfnisse tragen und wäre automatisch in einer besseren Verhandlungsposition. Davon sind wir weit entfernt, aber wer weiß, welche Bewegungen die ganzen Kapitalismus-Krisen der heutigen Zeit noch auslösen. Ich glaube schon, dass es ein großer Fortschritt wäre, dem Ehrenamtlichen zu zeigen, dass seine Arbeit wirklich was "wert" ist. Heute ist Ehrenamt (wozu ich hier auch künstlerische Betätigung zähle) entweder Luxus der Überreichen, oder für den Normalverdiener ein Gesundheitsrisiko, weil er die Zeit dafür vom Schlaf abziehen muss.
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Re: Pay To Play, Band-Gagen etc.

Beitragvon Sgt. Kuntz » 29. September 2011, 19:57

Absoluter Mega-Quatsch. Und ich dachte du trinkst keinen Schnaps...
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Re: Pay To Play, Band-Gagen etc.

Beitragvon Franko » 29. September 2011, 19:58

Hugin hat geschrieben:
Franko hat geschrieben: In der Jury musste mindestens ein richtiger Musiker sitzen (meist waren es Musiklehrer, zum Teil selber Hard Rock/Metal-Fans)

Und natürlich mindestens ein Politoffizier...
:tong2:

Stimmt (ein FDJ-Vorsitzender ging aber auch) sowie ein Bevollmächtigter, der die Musiker die Einstufung offiziell ausstellen durfte.
PANTHER hatten damals von SODOM "Bombenhagel" gecovert, incl. der Deutschland-Hymne. Das war natürlich zu viel des Guten und die Band bekam statt neuer Einstufung ein Aufrtittsverbot.
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Re: Pay To Play, Band-Gagen etc.

Beitragvon Acrylator » 29. September 2011, 20:17

Sgt. Kuntz hat geschrieben:Absoluter Mega-Quatsch. Und ich dachte du trinkst keinen Schnaps...

Was genau ist denn daran deiner Meinung nach Quatsch?
Ich finde, da sind zumindest einige Überlegungen, die gar nicht so verkehrt sind.
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Re: Pay To Play, Band-Gagen etc.

Beitragvon GordonOverkill » 29. September 2011, 20:23

@Hugin:

Ich halt das keineswegs für Mega-Quatsch. Wovon du redest, ist ja im Grunde genommen der Unterschied zwischen abstrakter und konkreter Arbeit. Der Arbeitsbegriff, der in unserer gegenwärtigen Gesellschaft vorherrscht, ist insofern ausgesprochen abstrakt, als die eigentliche Tätigkeit, was die Wertschätzung des Ganzen angeht, fast vollkommen egal ist. Arbeit ist, was sich wirtschaftlich rentiert, und je mehr es sich rentiert, desto höher wird es allgemein eingeschätzt. Dagegen wird alles, was sich wirtschaftlich wenig oder gar nicht rentiert, auch nicht wirklich als Arbeit anerkannt... das ist dann Hobby oder Ehrenamt oder sonstwas für eine Freizeitbeschäftigung, ganz unabhängig davon, was an konkreter Arbeit darein investiert wird. Naja, das ist halt Kapitalismus... das "Ziel" des Ganzen ist zielloses Wachstum bis ins unermessliche, das System bläht sich immer weiter auf und es würd mich schwer wundern, wenn unsere Generation nicht noch den Einbruch zumindest weiter Teile dieser hohlen Seifenblase erleben sollte. Mal ganz unabhängig davon, ob das bedingungslose Grundeinkommen, für das die Piraten derzeit mächtig die Werbetrommel rühren und an das du hier ja auch anknöpfst, eine brauchbare Idee ist, ist es in meinen Augen auf jedenfall sinnvoll und auch nötig, über Alternativen nachzudenken, und zwar am besten bevor diese tatsächlich benötigt werden.
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Re: Pay To Play, Band-Gagen etc.

Beitragvon Acrylator » 29. September 2011, 20:26

GordonOverkill hat geschrieben:@Hugin:

Ich halt das keineswegs für Mega-Quatsch. Wovon du redest, ist ja im Grunde genommen der Unterschied zwischen abstrakter und konkreter Arbeit. Der Arbeitsbegriff, der in unserer gegenwärtigen Gesellschaft vorherrscht, ist insofern ausgesprochen abstrakt, als die eigentliche Tätigkeit, was die Wertschätzung des Ganzen angeht, fast vollkommen egal ist. Arbeit ist, was sich wirtschaftlich rentiert, und je mehr es sich rentiert, desto höher wird es allgemein eingeschätzt. Dagegen wird alles, was sich wirtschaftlich wenig oder gar nicht rentiert, auch nicht wirklich als Arbeit anerkannt... das ist dann Hobby oder Ehrenamt oder sonstwas für eine Freizeitbeschäftigung, ganz unabhängig davon, was an konkreter Arbeit darein investiert wird. Naja, das ist halt Kapitalismus... das "Ziel" des Ganzen ist zielloses Wachstum bis ins unermessliche, das System bläht sich immer weiter auf und es würd mich schwer wundern, wenn unsere Generation nicht noch den Einbruch zumindest weiter Teile dieser hohlen Seifenblase erleben sollte. Mal ganz unabhängig davon, ob das bedingungslose Grundeinkommen, für das die Piraten derzeit mächtig die Werbetrommel rühren und an das du hier ja auch anknöpfst, eine brauchbare Idee ist, ist es in meinen Augen auf jedenfall sinnvoll und auch nötig, über Alternativen nachzudenken, und zwar am besten bevor diese tatsächlich benötigt werden.

Jepp, das waren in etwa auch meine Gedanken zu Hugins Beitrag.
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Re: Pay To Play, Band-Gagen etc.

Beitragvon Sgt. Kuntz » 29. September 2011, 20:33

Acrylator hat geschrieben:
Sgt. Kuntz hat geschrieben:Absoluter Mega-Quatsch. Und ich dachte du trinkst keinen Schnaps...

Was genau ist denn daran deiner Meinung nach Quatsch?
Ich finde, da sind zumindest einige Überlegungen, die gar nicht so verkehrt sind.


Ich hab nicht gesagt, dass das Quatsch ist, sondern Mega-Quatsch bitte schön. :-D

Also gut, dann halt sachlich:

Ein Problem, das nicht lösbar ist, weil es eben für so etwas keinen perfekten “Plan“ geben kann und gerecht kann er auch nicht sein. Ihr würdet euch schön bedanken, wenn mit euren Steuergeldern der Musikantenstadel finanziert wird. Ach so halt, das ist ja jetzt schon so, ganz vergessen, ist ja nicht so, dass es keine staatliche Kulturförderung geben würde, also mal die Kirche im Dorf lassen. Gute Bands haben so was nicht nötig und schlechte subventionierte Bands braucht keiner. Stattlich überwachter, von Beamten gnädig abgesegneter Rock’n’Roll, der sich an Bürokraten orientiert statt an Fans, wow, auf die Idee kann man nur in Deutschland kommen, wahrscheinlich hat der Hugin schon eine Excel-Tabelle, mit denen er den Wert einer Band querrechnen und vergleichen kann, was kann da schief gehen?

Das gleiche mit ehrenamtlichen Diensten übrigens. Dort wo ich wohne, also auf einem Dorf, zählt man einfach darauf, dass sich Leute finden, Hausfrauen, aber auch Erwerbstätige, die einfach bei bestimmten Veranstaltungen freiwillig (!) mitmachen. Das ist meistens nicht besonders glamourös und ja, mag auch spießig sein, aber nur so funktioniert das und das seit seit Urzeiten, bevor es die ganzen oberschlauen Sozialtüftler mit ihren Super-Plänen gegen hat. Und nur so entsteht überhaupt so etwas wie ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Diese Mega-Quatsch-Ideen würden im Endeffekt genau das zerstören Absoluter Humbug Hugin, tausendmal schon ausprobiert, von Leuten, die sich für besonders schlau halten und immer grandios gescheitert.

So, jetzt kennt ihr meine herzlose Meinung. Meinen Beitrag leiste ich wohl, mein Geld geb ich freiwillig für Musik aus und das nicht zu knapp. Andere tun das auch, aber wenn es halt nicht reicht, hättet ihr besser Maurer oder Bäcker werden sollen oder staatlich geprüfter Konzert-Ministerialbeamter von Merkels Gnaden.
Zuletzt geändert von Sgt. Kuntz am 30. September 2011, 08:17, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Pay To Play, Band-Gagen etc.

Beitragvon Neudi » 29. September 2011, 21:09

Wobei hier der Witz liegt, denn das ist eher eine Sache "von gestern", im Metal aus den Achtzigern - vor allem USA. Metallica waren ja quasi in den ersten Tagen trotz Hit The Lights wie Roxxcalibur - NWOBHM Covers, nur daß die das eher nicht publik gemacht haben. Slayer sollen angeblich nur oder viel Priest gespielt haben. Fast jede der heute bekannten Bands, aber auch unbekanntere (für uns bekannte...also hier im Forum!) Acts, haben covern müssen, um zu überleben. Merkwürdigerweise hat sich das in England und Europa eher nicht gezeigt.

Aber noch weiter zurück (60s vor allem) war Covern das tägliche Brot und eigene Songs ein Luxus...
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Re: Pay To Play, Band-Gagen etc.

Beitragvon Hugin » 29. September 2011, 23:07

Sgt. Kuntz hat geschrieben:Ich hab nicht gesagt, dass das Quatsch ist, sondern Mega-Quatsch bitte schön. :-D

Also gut, dann halt sachlich:

Am Ende streiten doch Ein Problem, das nicht lösbar ist, weil es eben für so etwas keinen perfekten “Plan“ geben kann und gerecht kann er auch nicht sein. Ihr würdet euch schön bedanken, wenn mit euren Steuergeldern der Musikantenstadel finanziert wird. Ach so halt, das ist ja jetzt schon so, ganz vergessen, ist ja nicht so, dass es keine staatliche Kulturförderung geben würde, also mal die Kirche im Dorf lassen. Gute Bands haben so was nicht nötig und schlechte subventionierte Bands braucht keiner. Stattlich überwachter, von Beamten gnädig abgesegneter Rock’n’Roll, der sich an Bürokraten orientiert statt an Fans, wow, auf die Idee kann man nur in Deutschland kommen, wahrscheinlich hat der Hugin schon eine Excel-Tabelle, mit denen er den Wert einer Band querrechnen und vergleichen kann, was kann da schief gehen?

Das gleiche mit ehrenamtlichen Diensten übrigens. Dort wo ich wohne, also auf einem Dorf, zählt man einfach darauf, dass sich Leute finden, Hausfrauen, aber auch Erwerbstätige, die einfach bei bestimmten Veranstaltungen freiwillig (!) mitmachen. Das ist meistens nicht besonders glamourös und ja, mag auch spießig sein, aber nur so funktioniert das und das seit seit Urzeiten, bevor es die ganzen oberschlauen Sozialtüftler mit ihren Super-Plänen gegen hat. Und nur so entsteht überhaupt so etwas wie ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Diese Mega-Quatsch-Ideen würden im Endeffekt genau das zerstören Absoluter Humbug Hugin, tausendmal schon ausprobiert, von Leuten, die sich für besonders schlau halten und immer grandios gescheitert.

So, jetzt kennt ihr meine herzlose Meinung. Meinen leiste ich wohl, mein Geld geb ich freiwillig für Musik aus und das nicht zu knapp. Andere tun das auch, aber wenn es halt nicht reicht, hättet ihr besser Maurer oder Bäcker werden sollen oder staatlich geprüfter Konzert-Ministerialbeamter von Merkels Gnaden.

Das mit dem "absoluten Mega-Quatsch" trifft mich jetzt nicht besonders hart, weil ich zum einen weiß, wo's her kommt, und zum anderen auch, dass das, worüber ich hier nachgedacht habe, kaum realisierbar sein wird. Trotzdem hielte ich es - rein moralisch betrachtet - für richtig, die Möglichkeit des Individuums, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, vom rein finanziellen Nutzen abzukoppeln und mehr nach einem gesellschaftlichen Nutzen insgesamt zu fragen. Dabei geht es mir nicht darum, Sozialschmarotzer zu unterstützen. Ich arbeite selber viel und freiwillig und kostenlos ehrenamtlich und komme auch vom Dorf, und da funktioniert das auch. Aber ich fände es eben schöner, wenn solche Arbeit - welche der Gesellschaft letztlich mehr bringt, als wenn ich einem Temposünder sein Fahrverbot wegprozessiere - eben auch Niederschlag im Wohlstand dessen finden würde, der sich für etwas einsetzt.

Daher auch ganz ausdrücklich kein "bedingungsloses Grundeinkommen", sondern der Versuch, leistungsbereiten Menschen die Möglichkeit zu geben, sich ihren Neigungen und individuellen Stärken entsprechend einzusetzen. Da hat letztlich das ganze Gemeinwesen mehr davon, als wenn jemand, der z.B. in seinem Ehrenamt voll aufgeht und dort viel Gutes bewirkt, und gerne noch mehr bewirken würde, wenn er die Zeit dafür hätte, nebenher noch einen ungeliebten Job machen muss, um Kohle heim zu bringen. Daran zerbrechen halt auch viele, die an sich leistungswillig sind, weil sie sich überfordern. Nachher hast du psychische Wracks, die keinem mehr nutzen können.

Was spricht denn zum Beispiel dagegen, beispielsweise 20 Jahre Ehrenamt in der Notfallrettung, in der Jugendarbeit, im Sport, im Hospiz etc... bei den Rentenanwartschaften zu berücksichtigen? Was spricht dagegen, ihm dafür ein "Minimum" zu vergelten. Ihn die Ehrenamtszeit von der Steuer absetzen zu lassen etc.. Allenfalls die FInanzierbarkeit, denn moralische Gründe kann es dafür nicht geben. Verdient hätten es diese Leute nämlich sicher mehr, als manch einer, der seine Zeit immer ausschließlich dazu genutzt hat, Geld zu "verdienen".

Wenn das für dich alles absoluter Megaquatsch ist, dann disqualifizierst du dich doch nur selber. Eine Träumerei ist es vielleicht. Das ist mir auch sehr bewusst. Aber es wäre gerechter und m.E. auch menschlich gewinnbringender für alle.

Und die Excel-Tabelle kannst du dir gerne gepflegt einrahmen und vergolden. Das kleinkarierte Klischee, das du damit von mir zeichnen willst, passt nicht. Aber wenn's dir Spaß macht, Kamerad, dann sei es dir gegönnt. Man soll die kleinen Freuden des Lebens genießen.
<3
Zuletzt geändert von Hugin am 29. September 2011, 23:29, insgesamt 3-mal geändert.
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