Nostalgiaphobia

Schreibt euch die Finger wund über das große Thema "Metal" - über neue Platten, neue Bands, Konzerte etc.

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Nostalgiaphobia

Beitragvon Hugin » 7. Oktober 2011, 11:12

Mit einiger Verwunderung und zunehmend auch mit irritiertem Unverständnis nehme ich hier im Forum seit einigen Monaten verstärkt zur Kenntnis, dass "Nostalgie" inzwischen zu einer Art Schimpfwort verkommen ist. Man hört, dass Nostalgie den Metal töte, dass Nostalgie jungen Bands das Leben schwer mache, dass Nostalgie gleichsam untote Bandzombies schaffe, welche der Szene das Leben aussaugen, weil sie Spontaneität und Frische im Keim ersticken. Reunions alter Bands werden von manchen relativ pauschal diskreditiert etc... Das Skurrile dabei ist, dass wir allesamt in der Außenwirkung auf Dritte wahrscheinlich als hoffnungslose Nostalgiker dastehen. Das wirft für mich ein paar Fragen auf:

Wie definiert ihr Nostalgie - im Bezug auf Heavy Metal -für euch?
Seht ihr euch selbst als Nostalgiker?
In wie weit bedroht Nostalgie den Heavy Metal und dessen Entwicklung?
Wie viel Nostalgie ist in Ordnung?
Warum stören die Kritiker die nostalgischen Regungen anderer?
Wäre die Szene ohne Nostalgie gesünder?

Es würde mich freuen, wenn sowohl die Nostalgiaphobiker als auch die Nostalgiker sich melden würden.
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Re: Nostalgiaphobia

Beitragvon Oliver/Keep-It-True » 7. Oktober 2011, 11:15

Also ich kanns genauso wenig verstehen...die Mischung macht es einfach...Bei meinen Festivals versuche ich ja auch immer eine Mischung aus Nostalgie und Nachwuchs zu finden...
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Re: Nostalgiaphobia

Beitragvon HeavyMetalManiac666 » 7. Oktober 2011, 11:33

Also ich würde mich weder als das eine noch das andere bezeichnen. Oder macht es mich zum Nostalgiker wenn ich sage, dass ich gerne die 80er bewusst miterlebt hätte?
Ich bin auch keiner von denjenigen die der Meinung sind früher sei alles besser gewesen. Es gab früher Dinge die heute besser sind als damals und andersherum, so wird es auch wohl immer bleiben.
Ich nehme mal an den finalen Anstoß zu diesem Thread lieferte der jüngste Kommentar vom Cimmerer bezüglich der Hoffnung auf einen Cirith Ungol Reunion-Gig?
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Re: Nostalgiaphobia

Beitragvon Sgt. Kuntz » 7. Oktober 2011, 11:35

Uahhh, ich spüre förmlich, wie gleich wieder die “ich hör nur, was mir gefällt, egal ob alt oder neu“-Kommentare kommen. *Schauder*
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Re: Nostalgiaphobia

Beitragvon HeavyMetalManiac666 » 7. Oktober 2011, 11:40

Sgt. Kuntz hat geschrieben:Uahhh, ich spüre förmlich, wie gleich wieder die “ich hör nur, was mir gefällt, egal ob alt oder neu“-Kommentare kommen. *Schauder*

Das ist zwar ein ziemlich abgedroschener Satz, aber so ist es doch (zumindest bei mir).
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Re: Nostalgiaphobia

Beitragvon Metal Dundee » 7. Oktober 2011, 11:55

Ich finds ja ganz okay, hin und wieder ein wenig in Nostalgie zu schwelgen aber wie Oli sagt: Die Mischung machts. Wobei ich wohl hier noch einen Schritt weiter gehe. Ich mache hier nicht nur die Differenzierung zwischen "alten" Bands und Nachwuchs sondern ich bin da auch ziemlich aufgeschlossen gegenüber moderenern Spielarten des Metal, sprich z.B. Metalcore. Und ich gehörte in den Neunzigern auch nicht zu denen die meinten, dass der Grunge den Metal gekillt hat. Im Gegenteil, ich denke solche Strömungen braucht es, um die Musiklandschaft lebendig zu halten. So kann ich problemlos eine Scheibe von Manilla Road hören, danach irgendwas von Soundgarden und schliesslich noch die neue Trivium.
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Re: Nostalgiaphobia

Beitragvon Hugin » 7. Oktober 2011, 12:03

Oliver/Keep-It-True hat geschrieben:Also ich kanns genauso wenig verstehen...die Mischung macht es einfach...Bei meinen Festivals versuche ich ja auch immer eine Mischung aus Nostalgie und Nachwuchs zu finden...

Jo eben. So sehr mancher auch gegen Reunions oder gegen große alte Bands wettern mag, die nur 30 Jahre alte Klassiker spielen: Wäre es denn nicht sehr langweilig, wenn wir auf den Bühnen unserer Festivals nur noch Musiker hätten, die jünger sind als die Fans, und keine lieb gewonnenen, alten Originale mehr? Und überhaupt: Ist eine Band mit einem Durchschnittsalter von 23 Jahren, die sich an Mercyful Fate oder Judas Priest orientiert nicht auch hoffnungslos nostalgisch? Ohne "Nostalgie" oder in hiesigen Gefilden unbelasteter "Traditionsbewusstsein" wäre doch von der Musik, die wir hier alle so sehr lieben, nicht mehr allzu viel übrig, oder?

HeavyMetalManiac666 hat geschrieben:Ich nehme mal an den finalen Anstoß zu diesem Thread lieferte der jüngste Kommentar vom Cimmerer bezüglich der Hoffnung auf einen Cirith Ungol Reunion-Gig?

Den finalen Anstoß lieferte der Kommentar wohl schon, aber die immer wieder relativ wenig substantiierten, abfälligen Kommentare zur "Nostalgie" sind ja hier inzwischen ein Treppenwitz geworden. Daher dachte ich, dass es vielleicht ein bisschen Diskussionsbedarf gibt.

Sgt. Kuntz hat geschrieben:Uahhh, ich spüre förmlich, wie gleich wieder die “ich hör nur, was mir gefällt, egal ob alt oder neu“-Kommentare kommen. *Schauder*

Mag schon sein, dass die kommen. Doch darum soll es ja hier gar nicht gehen. Das ist ja letztlich ein Allgemeinplatz der wohl eh Konsens sein dürfte. Es wird kaum einen unter uns geben, der ausschließlich alte oder ausschließlich neue Sachen hört. Mir geht es im Prinzip darum, dass eine Wiedervereinigung einer alten Band, ein Jubiläumskonzert einer an sich aufgelösten Band oder eine besondere Klassikershow natürlich auch dazu da ist, nostalgische Sehnsüchte vieler Fans zu befriedigen. Aber zum einen kannst du die Gefühle ja nicht ausrotten und zum anderen glaube ich halt auch nicht, dass "die jungen Bands" davon einen Schaden haben. Klar, so lange solche Nostalgiekisten Erfolg haben, werden wir halt eine Band wie ALPHA TIGER nicht als Flaggschiff eines renommierten Festivals haben. Andererseits bekommt die junge Band aber dadurch, dass sie mit solchen populären Nostalgieauftritten die Bühne teilen kann, doch auch wieder erhöhte Aufmerksamkeit und eine neue Zielgruppe. Nicht zuletzt ist es auch für viele der jungen Musiker ein Erlebnis mit ihren Idolen zusammen auf einem Billing zu stehen. Das ist doch ein Geben und ein Nehmen.
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Re: Nostalgiaphobia

Beitragvon Raf Blutaxt » 7. Oktober 2011, 12:06

Sgt. Kuntz hat geschrieben:Uahhh, ich spüre förmlich, wie gleich wieder die “ich hör nur, was mir gefällt, egal ob alt oder neu“-Kommentare kommen. *Schauder*


Schade, dass das das erste und bisher einzige ist, was dir zu dem Thema einfällt. Ich glaube, gerade du hast ne Menge mehr zu dem Thema zu sagen.

Ich persönlich bin wohl kein Nostalgiker, denn für mich gehört schon dazu, dass man eine Zeit, die man nostalgisch verklärt, auch selbst miterlebt hat. Die späten 90er sind aber definitiv keine Zeit, die ich nochmal haben möchte.
Klar gibt es Musik aus den 80ern, die ich sehr gern höre, aber aktuelle Bands sind mir in vielen Fällen genauso lieb.

Was mir immer wieder negativ auffällt, sind die Aussagen mancher Leute, dass heutzutage sowieso keine relevanten Metal Alben mehr erscheinen, dass doch alles schon gesagt sei.

Letztendlich ist es mir egal, wie lange eine Band schon dabei ist, oder ob sie zwischendurch mal eine Pause gemacht hat. Wenn die Musiker glauben, heute noch etwas mit ihrer Musik ausdrücken zu wollen, wenn sie nicht nur ihr eines Album aus den "glorreichen Zeiten" immer und immer wieder spielen, um noch ein paar Heller mehr zu machen, dann haben diese Musiker meinen Respekt verdient und wenn mir die Musik dann auch noch gefällt, unterstütze ich sie auch gerne.
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Re: Nostalgiaphobia

Beitragvon Oliver/Keep-It-True » 7. Oktober 2011, 12:07

Amen...Thread kann zu...
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Re: Nostalgiaphobia

Beitragvon Prof » 7. Oktober 2011, 12:08

Wie definiert ihr Nostalgie - im Bezug auf Heavy Metal -für euch?

'Definieren' wäre mir zu absolut. Bei mir kommen altersbedingt immer wieder Erinnerungen auf an die frühen Achtziger. Alles war dermassen anders, die Szene noch nicht zersplittert und von Kommerz und Marketing unterwandert. Das Aufbruchsgefühl dieser Zeit kann man aber nicht wiederholen, genauso wenig wie man den Jazz Age oder die Psych-/Prog-Blütejahren wiederholen kann. Ist man aber am KIT, HOA, SB oder auch am ProgPower, sieht man doch klar dass die Undergroundszene immer noch funktioniert, auch wenn sie weltweit um etliches geschrumpf ist.

Seht ihr euch selbst als Nostalgiker?

Ja, ist aber ein Charakterzug und bezieht sich auf viel mehr als Metal exklusiv.

In wie weit bedroht Nostalgie den Heavy Metal und dessen Entwicklung?

Eine Bedrohung sehe ich da nicht, eher eine Bereicherung. Besonders im Underground sind Leute wie man sie hier im Board findet doch sowohl an alte als auch an neue Musik/Bands interessiert. So soll das sein.

Wie viel Nostalgie ist in Ordnung?

So viel dass man die Ohren für aktuelle VÖs/Bands und die Augen für die Gegenwart offen hält.

Warum stören die Kritiker die nostalgischen Regungen anderer?

Das sollten besagte Kritiker kommentieren.

Wäre die Szene ohne Nostalgie gesünder?

Nein, ärmer.
Übrigens darf man in anderen, weitaus weniger lebendigen Musikbereichen unverschämt nostalgisch sein ohne dass jemals diese Fragen gestellt werden.
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Re: Nostalgiaphobia

Beitragvon Hugin » 7. Oktober 2011, 12:26

@ Prof:
Ein schöner Beitrag, der ziemlich genau das wiedergibt, was ich auch empfinde.
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Re: Nostalgiaphobia

Beitragvon Ghoul » 7. Oktober 2011, 13:02

Prof hat geschrieben:Übrigens darf man in anderen, weitaus weniger lebendigen Musikbereichen unverschämt nostalgisch sein ohne dass jemals diese Fragen gestellt werden.

qed :harrr:
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Re: Nostalgiaphobia

Beitragvon Goatstorm » 7. Oktober 2011, 13:14

Ich bin so ziemlich der nostalgischste Mensch, den man sich vorstellen kann. Von daher keine Kritik an Nostalgie per se.
Aber um vielleicht mal das Unbehagen an der Nostalgie-Schiene im Metal zu erklären:

Es mag sein, dass es sich für Veranstalter mehr lohnt, eine Band, die 1984 eine auf 500 limitierte EP veröffentlicht hat, zu buchen, weil es die Leute eben sehen wollen. Danach löst sich die Band wieder auf, der Veranstalter hat volle Hütte, alles gut?

Aber wie soll sich denn bitte so die Szene weiterentwickeln?

Ich habe einfach ein mieses Gefühl, wenn ich sehe, dass für vierstellige Beträge reformierte US-Bands mit einem übriggebliebenen Originalmitglied eingeflogen werden, die 25 Jahre lang keinen Bock mehr auf die Musik hatten und nun mal schnell die Chance nutzen, gratis nach Europa zu kommen. Mag sein, dass es ihnen Spaß macht und sie nochmal kräftig abrocken. Aber hinterher wird sich dann doch wieder aufgelöst. Hugin meinte, es wäre schön, dass man auch noch die Chance hat, "die Originale" zu sehen. Ich denke nicht, dass das, was heute in den meisten Fällen geboten wird "die Originale" sind. Eine Cirith Ungol-"Reunion", bei der nur noch der Bassist am Start ist, auf Headlinerposition zu setzen, ist einfach schlimm. Natürlich wird es Leute geben, die es sehen wollen, weil Kult, Underground, blabla ... Aber für die jungen Bands mit aktuellen Platten und extensiven Touren unterm Gürtel, die dann im Auto schlafen müssen, weil keine Kohle für's Hotel da ist, ist das ein absoluter Schlag ins Gesicht und nicht gerade motivierend, weiterzumachen.

Es wurde schon oft diskutiert, welche aktuellen Bands die Festivals von morgen headlinen werden. Ich sage: keine einzige. Die Headliner 2015 oder 2020 werden die gleichen sein wie 1995 oder 2000. Saxon, Sodom, Slayer werden solange Headliner sein bis sie tot umfallen und danach werden Coverbands ... verzeihung... Tribute-Bands auf Tour geschickt. Vanderbuyst: eine Tour mit Saxon im Gepäck, Auftritte auf allen relevanten Underground-Festivals und drüber hinaus zwei Platten am Start – was passiert: sie müssen für die Rock the Nation-Bands den Aufwärmkasper machen. Enforcer – US-Tour, Terrorizer-Titelstory, zwei Alben ... und was ist? Sie sind immer noch Anheizer? Wie soll denn bitte die Zukunft der Szene aussehen, wenn sogar die jüngeren, konsensfähigen, tourwilligen Bands nie die Chance haben, in den Billings höher zu rutschen? Noch 20 Jahre Saxon und Doro? Es geht ja dann soweit, dass heute tatsächlich schon Coverbands Festivals headlinen (s. Twilight of the Gods). Hier killt die Nostalgie die Zukunft des Metal.

Noch ein Beispiel: letztes Jahr Up-the-Hammers-Festival. Eine komplette 50-köpfige Busgruppe aus Thessaloniki, die sonst immer Start ist, hat das Festival nicht besucht, weil "zu wenige Kult-US-Bands" am Start waren. Wie es sich finanziell auf eine Veranstaltung dieser Größenordnung auswirkt, wenn ein Fünftel der Besucher wegbleibt, weil sie sich nicht für aktuelle Bands wie Skull Fist oder Procession interessieren, muss man nicht extra vorrechnen. Auch hier: Nostalgia is killing Metal.

Es muss wie immer ein Mittelweg gefunden werden. Ohne die alten Helden kann die Flamme nicht weitergereicht werden (*hach*), und ein Festival nur mit jungen, unbekannten Hüpfern ist auch nicht das Wahre. Aber im Moment sehe ich das alles auf keinem guten Weg. Wenn Festivals Miese machen, weil die Leute lieber aus wildfremden Musikern zusammengewürfelte US-Reunions sehen wollen, als junge hungrige aktive Bands mit Zukunft, dann läuft definitiv was falsch. Wenn eine Band mit dem Zeug zu szeneübergreifenden Superstars wie Vanderbuyst nach zwei Alben und Liveerfahrung en Masse noch immer die Vorband geben muss, dann läuft etwas falsch. Das Pendel schlägt für meinen Geschmack im Moment zu sehr in die Nostalgieschiene aus, als dass was Gescheites dabei rauskommen könnte. All diese Bands hatten vor 25 Jahren ihre Chance. Heute wirkt es in den meisten Fällen einfach nur künstlich und inszeniert, wenn sich der Opa mit Halbglatze noch einmal in die Latexjeans zwängt. Tony Marshall singt noch einmal seine größten Hits. Ausnahmen, die's immer noch bringen, gibt's natürlich.

Und darum sehe ich diese Reunion-Veranstaltungen (von Coverbands auf Festivalbillings ganz zu schweigen...) eher kritisch.
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Re: Nostalgiaphobia

Beitragvon Raf Blutaxt » 7. Oktober 2011, 13:28

Diese übertriebene Beschränkung auf Kultbands ist wirklich ein Problem, so etwas wie Twilight of the Gods ist da wirklich ein perverser Auswuchs. Ich war auch gegenüber der Falcon spielen CU Show auf dem HOA, die ja dann nicht stattfand eher skeptisch, Falcon auf dem eigentlichen Festival, am Nachmittag mit ein oder zwei CU Nummern wäre mir da viel lieber gewesen.

Bei Vanderbuyst frage ich mich ja, warum sie die RTN Tour überhaupt machen, aber das müssen sie selbst wissen.
Immerhin sind lauter relativ neue Bands auf dieser Tour, der Nostalgiefaktor hält sich also in Grenzen.

Die Frage ist ja, wer an diesem Trend Schuld ist und was man daran ändern könnte. Die Veranstalter alleine können es ja nicht sein, wie das UTH Beispiel zeigt.
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Re: Nostalgiaphobia

Beitragvon QuickNick » 7. Oktober 2011, 13:28

Ich merke gerade, dass ich offenbar nur in recht wenige Threads schaue, denn dieses Thema ist mir hier bisher praktisch nicht begegnet.

Ich empfinde mich nicht als betont nostalgisch (weder im realen Leben, noch bezügl. Metal), aber da Heavy Metal eh eine regressive Kunst- bzw. Ausdrucksform ist und ich bereits 1981 mit der Mucke und dem "Spirit" in Berührung gekommen bin, gibt es (z.B. beim Hören alter Scheiben) immer wieder nostalgische Anwandlungen. Schaden tut das ganz sicher nicht, sondern stellt eine Bereicherung dar.

Eine auschließlich nostalgische Ausrichtung in Sachen Metal finde ich allerdings etwas "weltfremd", da jede Ausdrucksform naturgegeben eine Entwicklungstendenz hat. Natürlich darf jeder gerne in seiner "Metal-Höhle" leben, mein Ding wäre das aber nicht.
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