von dawnrider » 22. August 2013, 23:09
Ich wurde gefragt, welches denn meine liebsten Alben sind. Als ob man diese Frage beantworten könnte, ohne hunderte von Alben aufzuzählen. Ein Ding der Unmöglichkeit. Trotzdem habe ich mich hingesetzt und meine Sammlung durchgeblättert. Ich habe versucht, die Alben auszuwählen, für die ich auf der einsamen Insel meine Organe eintauschen würde. Und dann bin ich über diesen Tread gestolpert. Also habe ich mich ebenfalls dazu gezwungen, pro Band nur ein Album auszuwählen und mich auf fünfundzwanzig Stück zu beschränken. Wenig überraschen ist, dass viel „Mainstream“-Metal dabei ist. Trotzdem fehlen viele große Namen. So sehr ich viele ihrer Alben schätze, aber keine der folgenden Scheiben würde ich für eine Metallica, Motörhead, King Diamond, Bathory oder wen auch immer hergeben. Die Plätze 25 bis zwei alphabetisch:
Arena – The Visitor
Diese düstere Stimmung, der narrative Gesang, die makellose Perle „The Hanging Tree“. Diese Scheibe ist der herausragende Höhepunkt im ganzen Schaffen der Band.
Ayreon – Into The Electric Castle
Prog oder kein Prog? Sängeroverkill und gnadenloses Ideenrecycling? Macht doch, was ihr wollt. Ich kann auf keines der Ayreonalben verzichtet. Hier könnte auch jedes andere stehen, aber das elektrische Schloss ist vielleicht noch ein kleines Bisschen schlüssiger als der Rest.
Böhse Onkelz – Live In Dortmund
Werdet ihr nie verstehen. Müsst ihr auch nicht. Ist was persönliches :-)
Cage – Darker Than Black
Eines der gottverdammt besten Powermetalalben aller Zeiten. Unfassbar geiler Gesang, unfassbar geile Songs. Perfekt.
Candlemass – Nightfall
Meine Vorstellung des perfekten Doomalbums. Emotionaler als „Samarithan“ kann Musik nicht sein. Eine Band, die ich von vorne bis hinten liebe (nicht so wie beispielsweise bei Cage, die „nur“ zweieinhalb perfekte Alben abgeliefert haben).
Johnny Cash – American III – Solitary Man
Eindringlich, zu tiefst emotional, geht bis in die Knochen rein.
Cirith Ungol – Frost And Fire
Mir sind ja das Debut und die „Paradise Lost“ noch lieber als die beiden Alben dezwischen. Auf der „Frost And Fire“ wird die perfekte Verbindung von early-Rush-Songstrukturen, bestem Underground-Metal-Sound und abartigem Gesang zelebriert.
Crimson Glory – Transcendence
Vielschichtiges Songwriting, eigenständiger, technisch herausragender Gesang, und jede Menge Emotionen. Lonely kann ich mir aber nicht jedesmal anhören, wenn die Scheibe läuft. Dieser Song verletzt mich zu tief.
Demon – One Helluva Night – Live in Germany
Keine Top-Liste ohne Demon. Meine NWOBHM-Lieblinge. Enorm wandlungsfähig. Unmengen grandiose Songs haben sie abgeliefert, die Jungs. Und dieses Livealbum bringt noch den richtigen, rauen Sound dazu. Es ist selten der Fall, dass ein Livealbum in meiner Gunst über den Studioproduktionen steht, ganz selten. Aber bei meinen Top25 kommt es seltsamer Weise viermal vor, dass eine herausragende Band mit herausragenden Song un herausragender Verfassung eingefangen wurde. So wie hier.
Gamma Ray – No World Order!
Was habe ich in den 90ern den melodic metal vergöttert. Das war damals genau mein Ding. Vielea davon kann ich heute noch hören, einiges mag ich noch, belächele es aber. Dieses Album hier gehört zu den ganz wenigen, die immer noch ganz weit vorne in meiner Gunst stehen. Eins von zweien in dieser Liste. Und „Heart Of The Unicorn“ ist ja wohl der gottverdammt beste Gamma Ray-Song aller Zeiten!
Jag Panzer – Mechanized Warfare
The mighty Jag Panzer. Ja, ich ziehe dieses Werk der späteren Phase den anderen Alben ein klein wenig vor, aber nur ein ganz klein wenig. Harry ist natürlich unantastbar, und einer der ganz wenigen, der auch live stimmlich immer voll abgeliefert hat.
Lunar Aurora – Hoagascht
Mich wundert es immer wieder, wie oft ich dieses Album höre. Ohne das Forum hier wäre ich nie darauf gestoßen. Mundart? Könnt ihr behalten. Extremmetal? Nichts für Papa. Und dann schleicht sich hier eine Scheibe ein, dies das geschafft hat, was in den letzten Jahren fast nie mehr der Fall war: mich so dermaßen zu fesseln, dass sie immer wieder langfristig den Player belegt. Wow.
Majesty – Sword And Sorcery
Könnt ihr schmunzeln, wie ihr wollt, aber ohne dieses Album wäre ich nie zum Underground gekommen. Dieses Album hat mir gezeigt, dass es auch unglaublich guten Metal abseits der großen Namen gibt.
Manilla Road – Crystal Logic
Muss ich nichts zu sagen, sehr herausragendes Gesamtwerk, hier auf dem Album die größte Hitdichte.
Manowar – Kings Of Metal
Hier fiel es mir ganz schwer, ein Album auszusuchen. Ich verehre jedes einzelne, vom Debut bis zur „Lord of Steel“. Die „Kings Of Metal“ deshalb, weil sie für mich die alten und die neuen Manowar trennt.
Nevermore – Dead Heart In A Dead World
Stark. Ein ganz eigener Stil, den Nevermore da gespielt haben. Diese Verbindung von Härte, Traurigkeit, Eingängigkeit und poliertem Klangbild ist unerreicht.
Nocturnal Rites – New World Messiah
Vielleicht das perfekte Euro-Metal-Album. Kernig trotz eingängiger Refrains, kraftvoll gesungen, nicht zu glatt produziert. Und „Against The World“ ist wohl der beste melodic metal-Song, der je geschrieben wurde.
Axel Rudi Pell – The Masquerade Ball
Nicht lachen.
Queensryche – Operation Mindcrime
Ja, die waren auf den ersten drei Alben (plus die EP) schon unerreichbar. Steht bei mir noch ein bisschen ĂĽber Dream Theater oder Fates Warning.
Rage – Welcome To The Other Side
Der deutsche Metal war mir – wie gesagt – in den 90ern sehr wichtig. Rage mochte ich schon vor diesem Album. Aber als dann mit dieser Scheibe eine für mich damals neue Virtuosität und ein absolut ungewohntes Klangbild hinzukamen, hatten mich die drei voll überzeugt. Geb' ich nicht mehr her.
Rush – Fly By Night
Rush sind Götter, egal, in welcher Phase. Warum die „Fly By Night“? Nun, weil sie perfekt ist. „Anthem“, „By-Tor And The Snow Dog“, „Fly By Night“, „Rivendell“!
Savatage – Streets – A Rock Opera
Jon Oliva. Wahnsinn. Believe!
Threshold – Critical Mass
Meine liebste Prog-Metal-Band. Über Queensryche, über Dream Theater. Über den anderen. Mit Mac und Wilson zwei meiner absoluten Lieblingssänger in ihren Reihen. Komplex, aber nie kopflastig. Gnadenlos gute Songwriter. Critical Mass kann durch jedes andere Album der Band ersetzt werden, war aber mein erstes mal.
Twisted Sister – Live At Hammersmith
Von den hunderten von Auftritten, die ich in meinem Leben erleben durfte, haben Twisted Sister bei ihrem ersten Reunion-Auftritt auf dem Bang Your Head am meisten überzeugt (ja, ich habe auch Arch auf dem KIT gesehen ;-)). Unsterbliche Rockhymnen und der verdammt beste Frontmann dieser Welt. Nicht der beste Sänger, das wäre zu viel des Lobes (die zwei besten Sänger der Welt kommen ja schließlich noch). Aber mehr Ausstrahlung geht nicht mehr. Und diese Scheibe beweist, dass Twisted Sister damals genauso gerockt haben. Geil!
Aber nach den ganzen bisherigen Höhepunkten steht eine Band noch aus, die Band, die den Metal in meiner Welt definiert. Die Band, die mich auf jedem einzelnen Album überzeugt hat, egal wie umstritten sie da draußen auch waren. Die Band, die nicht nur einen, sondern zwei Götter am Mikro hatte. Die Band, die alleine für jede Top10 ausreicht. Priest! Aber welches Album nimmt man? Hier muss ich einen faulen Kompromiss machen. Da ich Best-Ofs hasse muss also wieder ein Livealbum her. Die Live Vengeance '82? Nö, da ist Halford nur bei 95%. Die Live At The US-Festival? Die ist perfekt, aber da fehlen Unmengen von Alben, die noch nicht geschrieben waren. Die Epitaph? Nein, noch zu frisch. Die Unleashed? Nein, die eine Studio-Best-Of zählt nicht. Nein, es muss die sein:
Judas Priest – '98 Live Meltdown
Der Ripper in unglaublicher Höchstform, die Band im dritten Frühling, spielgeil, hart, zeitgemäß. Ein makelloses Livealbum und die vielleicht meistgehörte CD meines Lebens. Die letzten 55 Sekunden der hier vertretenen Version von Diamonds and Rust sind übrigens nichts anderes als der beste Gesangspart, der jemals aufgenommen wurde!
So, jetzt wisst ihr's.
Gute Nacht.