Prof hat geschrieben:Acrylator hat geschrieben:Prof hat geschrieben:Raf Blutaxt hat geschrieben:Prof hat geschrieben:Das ist ja okay.
Ich weiß.

Ich war nur von der ungewohnten Schärfe deines Beitrags überrascht und von dem Vergleich zu Tad Morose, den ich irgendwie gar nicht höre. Mit der Kritiklosigkeit im Doom hast du, glaube ich, nur teilweise Recht. Ich habe eher den Eindruck, dass dort eine Zweiteilung stattfindet. Die selbsternannten Puristen strafen alles, was nicht ihren Vorstellungen Entspricht mit Nichtbeachtung und all jene, die die Langsamkeit erst seit dem Retroboom für sich entdeckt haben, feiern alles ab, weil sie keine wirkliche Vorstellung davon haben, was Doom eigentlich ist. Das Ergebnis ist, dass die, die Kritik äußern könnten, nichts sagen und die etwas sagen, keine Kritik äußern können.
Und wenn du mal richtig schlechten Doom hören willst, greife zur neuen PILGRIM und schon klingt Below wieder frisch und innovativ.

Hör' dir mal '1000 broken bones' an und etwas von Tad Morose mit dem U.B. als Sänger - und du verstehst den Vergleich.
Mit Doom und mir ist das seit jeher so 'ne Sache: verehrt von einer Sekte-artigen
inner circle, fällt es mir schwer, das Subgenre ernstzunehmen, obwohl ich von Candlemass über Memory Garden bis Reverend Bizarre bestimmte Sachen sehr schätze. Die Atmosphäre die von diesen Bands erschaffen wurde, ist zutiefst düster-romantisch - wie z.B. die Gemälden von Caspar David Friedrich - aber die Musik vieler Epigonen ebenso eindimensional.
Zum Schluss: Doom, für mich, ist, zum Beispiel, 'The sign of the southern cross' von Black Sabbath. Oder das Tad Morose-Debüt das fast keiner mag. Oder der Übersong 'Caesar is forever' von Reverend Bizarre, obwohl das für mich klar mehr in die epische Ecke abdriftet.
"Leaving The Past Behind" von Tad Morose ist für dich Doom? Klar, die Band nennt immer Black Sabbath als wichtigsten Einfluss und hat auch hier und da mal doomige Momente, aber die Scheiben sind für mich größtenteils ganz klar im melodischen Progressive Power Metal (erste drei Alben + EP), bzw. Power Metal (danach) einzuordnen.
Ich kenne kaum ein Album dass so viel doomiges Feeling und Schwermut verbreitet ohne in Candlemassland beheimatet zu sein. Die strikten Grenzen des old school Doom sind eng gestrickt, und das ist genau was mich meistens daran hindert, es interessant zu finden. Es wird auf bestimmte Sachen/Themen fokussiert, fast permanent - wenn auch in metallischer Weise - auf die Tränendüse gedrückt. Vielleicht ist es dieses, für mich eindimensionale Element des fanatisch verehrten Subgenres dass mir schlichtweg als Gesamtpaket nicht genügt.
Leaving the past behind ist genau das Gegenteil davon: es hat, sowohl musikalisch als auch textlich, mehrere Dimensionen. Ausserdem finde ich den warmen Klang noch immer etwas besonderes.
Prog habe ich da übrigens nie raus gehört (TM
goes Prog kam erst später, um sich flugs wieder aus dem bandeigenen Sound zu verabschieden).
Wie gesagt, doomige Elemente hatten Tad Morose durchaus, aber das war doch immer nur ein kleiner Teil ihrer Musik. Ansonsten könnte man auch Bolt Thrower als Doom Metal bezeichnen (ist auch nicht weiter davon entfernt als TM). Aber gut, ich verstehe dich insofern, dass du offenbar kein großer Fan von Doom Metal bist, und dir die Bands am liebsten sind, die musikalisch über die typischen Genregrenzen hinausgehen (wobei ich es dann schon bemerkenswert finde, dass dir Reverend Bizarre offenbar auch gefallen).
Dieses melancholisch-düstere Feeling, das du meinst, ist ja auch bei sehr vielen anderen schwedischen Bands zu hören, die keinen Doom Metal machen (Morgana Lefay, Hollow etc.), bzw. generell oft typisch für skandinavische Bands. Dürfte wohl auch nicht zuletzt damit zusammenhängen, dass es dort halt länger dunkel ist als hier oder in südlicheren Gefilden.
Am "proggigsten" waren Tad Morose für mich übrigens auf der "Paradigma" EP und dem "A Mended Rhyme" Album (in Ansätzen aber auch schon auf den ersten beiden Alben) - da klangen sie für mich auch stilistisch am eigenständigsten. Danach ging es ja eher in Richtung normaler Heavy/Power Metal, wenn auch immer noch mit wirklich guten Songs (die aber für mich schon weniger wurden, aber das Thema hatten wir ja schon mal).